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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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auftauchende Gegner zu schützen. Die Prisenbesatzungen waren weiß Gott nicht zahlreich, und ebenso wie auf der Renown steckten daher auch auf Hornblowers Schiffen alle Gefangenen bei geschalkten und bewachten Luken unter Deck.
    Bush hob grüßend die Hand an den Hut, als Buckland das Achterdeck betrat.
    »Wenn Sie gestatten, Sir, möchte ich jetzt anfangen, die Gefangenen der Reihe nach an die Luft zu bringen.«
    »Bitte, richten Sie das ganz so ein, Mr. Bush, wie Sie es für richtig halten.«
    Das Achterdeck war den Frauen vorbehalten, auf dem Großdeck hielten sich die Männer auf. Es war schwer, den Leuten verständlich zu machen, daß sie abwechselnd an die Luft kommen sollten. Die Frauen, die als erste an Deck geführt wurden, schienen sich einzubilden, daß sie für immer von denen getrennt werden sollten, die unten geblieben waren. So gab es denn wilde Klagen und Vorhaltungen, die sich nur schwer mit dem üblichen steifen und würdevollen Benehmen auf dem Achterdeck eines englischen Linienschiffes in Einklang bringen ließen. Die Kinder kannten erst recht keine Disziplin und rannten schreiend hierhin und dorthin, so daß einzelne Matrosen zu ihrer besonderen Erbauung hinter ihnen herlaufen mußten, um sie ihren Müttern zurückzubringen. Andere Matrosen mußten abgeteilt werden, um den Gefangenen Essen und Wasser zu bringen. Bush, der jedes schwierige Problem in Angriff nahm, sobald es auftauchte, kam allmählich zu der Überzeugung, daß das Leben als Erster Offizier eines Linienschiffes, das ihm früher einmal als herrlicher, abe unerreichbarer Wunschtraum erschienen war, in Wahrheit herzlich wenig Verlockendes hatte.
    Im achteren Zwischendeck unter der Kajüte waren dreißig Offiziere zusammengepfercht, angefangen vom eleganten Villanueva bis hinunter zum Zweiten Steuermann der Gaditana, und diese Leute machten Bush allein fast ebensoviel zu schaffen wie alle anderen Gefangenen zusammen. Sie hatten nämlich zum Auslüften die Heckgalerie zur Verfügung und stellten alles mögliche an, um sich von dort aus mit ihren Frauen auf dem Achterdeck zu unterhalten, was ja verhältnismäßig einfach war.
    Außerdem mußten sie aus den Vorräten der Offiziersmesse verpflegt werden, die bei dem unersättlichen Appetit der spanischen Herren entsprechend rasch zusammenschrumpften.
    Bush konnte allmählich kaum mehr erwarten, daß sie endlich in Kingston ankamen. Er hatte jetzt weder Zeit noch Lust, darüber nachzugrübeln, welche Aufnahme ihnen dort wohl bevorstand, und das war unter den gegebenen Umständen bestimmt ganz gut. Denn wenn er auch einerseits für den Erfolg beim Sturm auf Santo Domingo auf Anerkennung rechnen durfte, so hatte er doch zugleich das Ergebnis der Untersuchung zu fürchten, die sich noch mit der Dienstenthebung des Kapitäns Sawjer samt all ihren Begleitumständen zu befassen hatte.
    Tag um Tag blieb der Wind gleich günstig, Tag um Tag rauschte die Renown durch das blaue Karibische Meer, und genau in ihrem Lee, das hieß in diesem Fall an Backbord voraus, liefen ihre drei Prisen auf demselben Kurs mit. Die Gefangenen, selbst die Frauen, begannen sich allmählich von der Seekrankheit zu erholen, ihre Verpflegung und Bewachung hatte sich inzwischen eingespielt und nahm daher auch alle Beteiligten entsprechend weniger in Anspruch. Im Norden kam Kap Beata in Sicht, man konnte Backbord anbrassen und steuerte nun Kurs auf Kingston. Abgesehen von diesem einen Mal, brauchten die Segel kaum angerührt zu werden; der Wind wehte stetig in gleicher Richtung und Stärke, und de allstündliche Logwurf ergab in fast eintöniger Wiederkehr eine Fahrt von acht Knoten. Die Sonne tauchte jeden Morgen in märchenhaftem Glanz hinter ihnen aus dem Meer, Abend für Abend wies das Bugspriet in die flammende Pracht ihres Untergangs. Tagsüber brannte sie erbarmungslos auf Schiff und Menschen nieder, sofern nicht eine der harten Regenböen einfiel und Sonne und See für kurze Minuten den Blicken entzog. In den Nächten wiegte sich die Renown unter dem Geglitzer unzähliger Sterne weich in den von achtern auflaufenden Seen.
    So eine dunkle, wundervolle Sternennacht war auch wieder angebrochen, als Bush seine Abendrunde beendet hatte und zu Buckland in die Kammer trat, um ihm die vorgeschriebene Meldung zu machen. Die Wachen und Posten standen, die Freiwache schlief, alle Lampen unter Deck waren gelöscht, die Wache hatte die Royals festgemacht, damit das Schiff nicht zu viel Segel führte, wenn es im Dunkeln

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