Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
bloßen Füße rutschten in dem heißen Blut der Verwundeten.
    Sein erster Gedanke war Buckland, aber ein einziger Blick nach achtern sagte ihm, daß er als einzelner keine Aussicht hatte, ihm irgendwie nützlich zu sein. Sonst aber gab es jetzt nur einen Platz für ihn, das Achterdeck. Den Säbel in der Faust, rannte er los, um dorthin zu gelangen. Am Fuß des Aufgangs tobte wieder ein Haufe brüllender Spanier, und von oben her hörte man ebenfalls lautes Geschrei - dort schlugen sic offenbar die Achtergäste mit den Meuterern herum. Auch vorn wurde überall gekämpft. Im matten Licht der Sterne leuchteten die weißen Hemden der Matrosen auf, die sich verzweifelt gegen die anstürmenden Scharen wehrten. Unbewußt fiel Bush in das Gebrüll der anderen ein, ein Haufen Männer ging auf ihn los, als er sich näherte, und er fühlte den harten Schlag eines eisernen Belegnagels auf seinem Säbelblatt. Wenn aber Bush erst einmal in richtige Wut geriet, dann wurde er zu einem höchst gefährlichen Gegner, weil er nicht nur Riesenkräfte, sondern zugleich eine erstaunliche Gewandtheit entwickelte.
    Dreinschlagend und parierend sprang er katzenhaft schnell auf dem engen Deck umher, sein Gehirn faßte während dieser blutrünstigen Minuten nur noch einen Gedanken: Kampf dem Feind, das Schiff zurückgewinnen, und wenn er auch allein mit seinem Säbel gegen alle stand! Dann, als er einen aus der Gruppe seiner Gegner niedergeschlagen hatte, wich der Rausch wieder etwas von ihm. Da sah er ein, daß er vor allem die Besatzung sammeln mußte. Sein Beispiel sollte die Männer befeuern und eine unwiderstehliche, geschlossen kämpfende Truppe aus ihnen machen. Er hob die Stimme zu einem lauten Gebrüll:
    »Renown! Renown! Hier Renown! Alles heranschließen!«
    Das Handgemenge an Oberdeck flammte von neuem auf.
    Bush fühlte einen brennenden Schmerz quer über das Schulterblatt, er fuhr blitzschnell herum, seine linke Hand griff eine Gurgel, dann spannte er seine Muskeln und raffte alle Kraft zusammen - ein Ruck, ein Schwung, und der Gegner krachte an Deck.
    »Renown!« schrie er von neuem.
    Mit lautem Getrampel kam eine Schar Matrosen angestürzt und sammelte sich um ihn.
    »Los, haut sie zusammen!«
    Aber der Angriff, den er führte, begegnete einer ganze Mauer von Menschen, die von achtern nach vorn drängten. Bush und seine kleine Schar wurden quer über das Deck zurückgeworfen und standen zuletzt in fürchterlicher Bedrängnis mit dem Rücken gegen die Reling. Dicht vor ihm rief einer etwas auf spanisch, es gab einen Wirbel in dem Ring, der sie umgab, dann blitzte krachend eine Muskete auf. Ihr Mündungsfeuer schien sekundenschnell auf wilde Gesichter, in seinem Schein blitzte das Bajonett, das auf der Mündung der Muskete saß, der Mann neben Bush stieß einen lauten Schrei aus und stürzte an Deck - Bush konnte fühlen, wie er um sich schlug und gegen seine Beine stieß. Ein Mann zum mindesten hatte sich also einer Feuerwaffe bemächtigt - entweder stammte sie aus einem Waffenregal oder von einem Seesoldaten - und hatte es sogar ermöglicht, sie neu zu laden. Wenn er mit seinen Leuten da stehenblieb, wo sie jetzt standen, dann wurden sie hoffnungslos zusammengeschossen.
    »Auf!« schrie Bush und stürzte nach vorn.
    Aber die kleine Schar hinter ihm hatte den Mut verloren und rührte sich nicht von der Stelle. Bush allein konnte es nicht gelingen, eine Bresche in den Menschenring zu schlagen, er mußte wieder zurück. Eine zweite Muskete blitzte und krachte, und wieder fiel ein Mann. Irgendwer erhob im Dunkeln seine Stimme und rief sie auf spanisch an. Bush verstand kein Wort, aber er konnte leicht erraten, daß er aufgefordert wurde, sich zu ergeben.
    »Geh zum Teufel, du Hund!« schrie er.
    Er hätte vor Wut beinahe geheult. Der Gedanke, daß sein herrliches Schiff in fremde Hände fallen könnte, schien ihm um so schrecklicher, je mehr er fürchten mußte, daß er sich verwirklichte. Es war nicht auszudenken. Ein englisches Linienschiff gekapert und in irgendeinen kubanischen Hafen entführt! Was sagte England dazu? Was die Marine? Lieber sterben, als das erfahren müssen. Bush war jetzt völlig außer sich, er hatte mit dem Leben abgeschlossen. Wieder sprang e die Gegner an, aber diesmal nicht mit einem Kampfruf an seine Männer, sondern nur noch mit einem wilden, tierhaften Gebrül - wie ein Irrer tobte er gegen den Feind und entwickelte dabei übermenschliche Kräfte. So gelang ihm, was zuerst unmöglich schien: Hauend und

Weitere Kostenlose Bücher