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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gelang, war ein leises Kopfschütteln, und dazu lächelte er ein wenig, weil von Hornblowers Händen ein unbeschreibliches Gefühl des Wohlseins und der Geborgenheit auf ihn überströmte.

15. Kapitel
    Die Renown erreichte Kingston auf Jamaika. Der verwundete Bush lag regungslos in seiner heißen Kammer in der Koje, jede Bewegung machte ihm Schmerzen. Clive hatte seine zahlreichen Wunden mit über fünfzig Nadeln geschlossen, aber sein Zustand ließ doch noch alles zu wünschen übrig. Schlimmer als alle Schmerzen aber waren die Sorgen, die ihm den Schlaf raubten und um so drückender auf ihm lasteten, je näher sie dem Ziele kamen. Jetzt wurde Salut geschossen, jetzt hörte er Hornblowers Kommando zum Aufdrehen, jetzt rauschte die Ankertroß donnernd durch die Klüse. Dann trat Ruhe ein. War das da Ende, ein Ende auch für ihn?
    Was auf der Renown geschehen war, schrie ja geradezu nach einem Kriegsgericht, nach einer ganzen Reihe von Kriegsgerichten. Bush dachte an das Schicksal des Kommandanten - jetzt war er tot, eine Gruppe von Meuterern war in die Kajüte eingedrungen, und einer hatte den armen, hilflosen Irren kurzerhand niedergemacht. Ein grausames, aber vielleicht doch ein gnädiges Ende. Sawjer war tot, der Leutnant Smith war im Kampf um das Achterdeck gefallen - aber Buckland lebte noch, und sein Los war vielleicht das härteste von allen. Die ausgebrochenen Gefangenen hatten ihn im Schlaf überwältigt und mit seinem eigenen Kojenzeug gefesselt, so daß er von seiner Kammer aus mit anhören mußte, wie der blutige Kampf um sein Schiff bis zum bitteren Ende ausgefochten wurde. Ja, der arme Buckland hatte manches zu erklären, wenn es zur Untersuchung kam.
    Bush war mit seinen Gedanken noch nicht zu Ende, als die Tür aufging und Buckland in seiner besten Uniform, den Säbel an der Linken, zu ihm in die Kammer trat. In der Hand trug er den versiegelten Umschlag mit den Meldungen, deren eine von ihm - Bush - abgefaßt war.
    »Sie wollen sich melden, Sir?« fragte Bush, da Buckland eine ganze Weile kein Wort über die Lippen brachte.
    »Ja - ach, ich wünschte, ich wäre tot!«
    »Um Gottes willen, sagen Sie das nicht, Sir«, erwiderte Bush so fröhlich, wie es ihm seine eigenen Sorgen und seine Schwäche erlaubten.
    »Ihre Gig liegt längsseit, Sir«, hörte man Hornblowers Stimme aus dem Hintergrund, »und die Prisen gehen eben hinter unserem Heck zu Anker.«
    Bush begriff sofort, daß Hornblower die Prisen nur erwähnte, um dem verzweifelten Buckland etwas Mut zu machen.
    »Danke«, sagte Buckland, dann platzte er plötzlich wieder mi seiner alten Frage heraus: »Sagen Sie mir eins, Mr. Hornblowe - es ist ja heute die letzte Gelegenheit dazu -, wie kam es, daß der Kommandant den Niedergang hinunterfiel?«
    »Dazu kann ich Ihnen nichts sagen, was Sie nicht bereits wissen, Sir«, sagte Hornblower.
    »Ich weiß so gut wie nichts. Man wird mich aber danach fragen.«
    »Dann sagen Sie einfach, wie es gewesen ist, Sir. Der Kommandant wurde am Fuß des Niedergangs gefunden, und die Untersuchung förderte kein anderes Ergebnis zutage, als daß er durch einen unglücklichen Zufall das Gleichgewicht verloren haben muß.«
    »Ich wollte, ich wäre meiner Sache so sicher«, sagte Buckland. »Sie wissen alles, was es über diesen Fall zu wissen gibt, Sir. Verzeihung, Sir.« Hornblower streckte die Hand aus und zupfte Buckland ein Fädchen vom Rock, ehe er fortfuhr:
    »Der Admiral wird über unseren Erfolg in Samana hocherfreut sein. Wahrscheinlich hat er vor Sorgen um seine Geleitzüge schon graue Haare bekommen. Außerdem haben wir drei Prisen eingebracht, von denen er ein Achtel des Wertes erhält. Glauben Sie, daß er darüber böse sein wird? Jetzt erwartet er sich gute Nachrichten von Ihnen und wird nicht geneigt sein, viele Fragen an Sie zu richten.«
    »Später kommen die Fragen doch«, sagte Buckland.
    »Heute ist heut, Sir. Eines ist jedenfalls sicher: Admirale warten nicht gern, Sir.«
    Buckland kam so rasch nicht wieder, dennoch brauchte man auf der Renown nicht lange auf die Anordnungen des Geschwaderchefs zu warten. Die Gefangenen wurden von einem Kommando Seesoldaten in Schuten verladen und an Land gebracht, Chefarzt Dr. Sankey holte Leutnant Bush persönlich von Bord, um ihn in sein Lazarett zu bringen, und Hornblower - etzt der einzige Leutnant an Bord - empfing am Fallreep de neuen, zunächst für begrenzte Zeit eingesetzten Kommandanten, Kapitän Cogshill, der, wie es die Vorschrift wollte, beim

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