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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wirklich an alles gedacht zu haben, Mr. Hornblower«, sagte der Vorsitzende, und zugleich erhob sich am Richtertisch ein allgemeines Gemurmel der Anerkennung.
    »Ja, und dann haben Sie, wie es scheint, sofort mit allem Nachdruck angegriffen. Sie haben gar nicht erst versucht, sich ein Bild von der Lage und ihren Gefahren zu machen, nicht wahr? Wie nun, wenn Sie zu spät gekommen wären, ich meine, wenn der Angriff der Gefangenen schon vor Ihrem Eingreifen fehlgeschlagen wäre? Damit mußten Sie doch rechnen?«
    »Das hätte nichts gemacht, Sir. Schaden wäre keiner entstanden, abgesehen höchstens von den durchgeschnittenen Fallen und Schoten auf den Prisenschiffen. War aber das Schiff bereits in die Hand der Gefangenen gefallen, dann kam es vor allem darauf an, den Angriff sofort anzusetzen, ehe es den Gegnern gelingen konnte, sich für eine Verteidigung zu rüsten.«
    »Ich glaube, die Herren sind Ihnen alle gefolgt. Besten Dank, Mr. Hornblower.«
    Damit war die Untersuchung so gut wie abgeschlossen. Der Obersteuermann Carberry lag an seinen Wunden noch so schwer danieder, daß er unmöglich aussagen konnte, und Whiting, der Hauptmann der Seesoldaten, war tot. Das Gericht beriet nur wenige Minuten und gab dann das Ergebnis der Ermittlungen bekannt:
    »Das Gericht hat entschieden«, verkündete der Vorsitzende »daß unter den spanischen Gefangenen mit allem Nachdruck Ermittlungen angestellt werden sollen, um herauszufinden, we Kapitän Sawjer ermordet hat, und daß gegen den Mörder, falls er noch am Leben ist, Anklage erhoben werden soll. Nach Vernehmung der überlebenden Offiziere von H.M.S. Renown haben wir ferner entschieden, daß sich alle weiteren Schritte erübrigen.«
    Also kein Kriegsgericht! Bush ertappte sich dabei, daß er aufatmend grinste, während er Hornblowers Blick zu begegnen suchte. Endlich war ihm das gelungen, und nun mußte er obendrein feststellen, daß sein Lächeln recht kühl aufgenommen wurde. Da versuchte er seine Freude ebenfalls zu verstecken und dreinzuschauen, als hätte er ein so gutes Gewissen, daß es ihm gleich sein konnte, ob er vor ein Kriegsgericht kam oder nicht.
    Ein Blick auf Buckland verwandelte seine gehobene Stimmung mit einem Schlag in heftiges Mitleid. Man sah dem Mann nur zu deutlich an, daß er todunglücklich war, und er hatte auch allen Grund dazu, denn seine beruflichen Zukunftsträume waren nun mit einem Schlage ausgeträumt. Nach der Übergabe von Samana konnte er noch berechtigte Hoffnung hegen, denn nach diesem entscheidenden Erfolg und angesichts der Dienstunfähigkeit des Kommandanten lag wirklich die Vermutung nahe, daß ihm der wichtige Sprung zum Commander, vielleicht sogar der zum Kapitän gelang. Dann kam das Unglück, daß ihn die revoltierenden Gefangenen in der Koje überraschten, und schon war alles aus. Wenn fortan sein Name fiel, dann dachte jedermann sogleich an diese unrühmliche Geschichte, von der man sich sicher auch dann noch erzählen würde, wenn längst kein Mensch mehr um die Zusammenhänge wußte. Unter diesen Umständen war er dazu verurteilt, als Leutnant alt und grau zu werden.
    »Willkommen, Mr. Bush«, sagte Kapitän Cogshill. »Ich freue mich, Sie wieder auf den Beinen zu sehen, und hoffe, daß Sie an Bord bleiben, weil ich Sie zum Dinner als meinen Gast begrüßen möchte. Soweit es an mir liegt, werden uns auch die anderen Herren Leutnants Gesellschaft leisten.«
    »Ich werde mit größtem Vergnügen erscheinen, Sir«, sagte Bush. Das war die Antwort, die jeder Leutnant auf eine Einladung seines Kommandanten zu geben hatte.
    »Ausgezeichnet! In einer Viertelstunde also, ja?«
    Die Kommandanten, die zusammen das Untersuchungsgericht gebildet hatten, gingen genau in der Reihenfolge ihres Dienstalters von Bord. Die Pfiffe der Bootsmannsmaate schrillten jedesmal über das Deck, wenn wieder einer durch die Fallreepspforte trat und zum Dank für die Ehrenbezeigung lässig die Hand an den Hutrand führte. So gingen sie im Schmuck ihrer goldenen Achselstücke und Tressen einer um den anderen von Bord, diese Glückskinder, denen alles in den Schoß gefallen war, was sich ein Sterblicher zu erträumen wagte, und ihre blitzblanken Gigs pullten sie in rascher Fahrt zu ihren Schiffen zurück.
    »Bleiben Sie zu Tisch an Bord, Sir?« wandte sich Hornblower fragend an Bush.
    »Ja.«
    Hier, an Bord ihres Schiffes klang Hornblowers Anrede »Sir« ieder durchaus angemessen und selbstverständlich, so wie es auch natürlich gewesen war, daß er

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