Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
dann in den Rock. Er warf einen Blick auf die Uhr und steckte sie in die Tasche, als letztes zog er seine Schuhe an.
    Das Waschzeug rollte er in die dazu bestimmte Tasche und verschnürte deren Bänder.
    Das Hemd von gestern, das Nachthemd und die Morgenjacke stopfte er in den bereitlegenden Segeltuchbeutel, die Tasche mit dem Waschzeug kam obenauf. Mit einem letzten Rundblick im Zimmer überzeugte er sich, daß er nichts vergessen hatte, dabei mußte er allerdings jetzt genauer acht geben, als er es von früher her gewohnt war, weil hier und dort noch Marias Sachen verstreut lagen. Bebend vor innerer Erregung riß er die Fenstervorhänge auf und warf einen Blick nach draußen - die Morgendämmerung kündigte sich noch mit keinem Zeichen an.
    Den Segeltuchbeutel in der Hand, stieg er die Treppe hinunter und betrat das Frühstückszimmer. Hier roch es nach abgestandenem Essen; eine Öllampe, die von der Decke herabhing, verbreitete dämmriges Licht. Maria kam von der Tür gegenüber zu ihm herein. »Hier ist für dich gedeckt, Liebling«, sagte sie, »dein Frühstück kommt sofort.«
    Sie rückte den Stuhl zurecht, auf den er sich setzen sollte.
    »Ich setze mich erst nach dir«, sagte Hornblower. Er fand es einfach geschmacklos, sich von Maria bedienen zu lassen.
    »Aber das geht doch nicht«, sagte Maria, »ich muß ja für dein Frühstück sorgen - außer der alten Frau ist noch kein Mensch auf.« Sie drückte ihn auf den Stuhl. Hornblower fühlte, wie sie ihn auf den Kopf küßte und wie ihre Wange flüchtig die seine streifte, aber ehe er sie noch mit einem raschen Griff nach rückwärts zu fassen vermochte, war sie schon wieder verschwunden. In seinem Ohr klang ein Geräusch nach, das er als Mittelding zwischen Schnauben und Schluchzen empfand.
    Als sich die Tür zur Küche auftat, drang warmer Speisenduft herein. In einer Pfanne brutzelte anscheinend Fett, und Maria hatte offenbar mit der Alten Wichtiges zu reden. Dann kam sie wieder herein, ihr rascher Schritt verriet, daß ihr der Teller, den sie trug, zu heiß war. Vor seinem Platz ließ sie ihn so hastig los, daß er hart auf den Tisch knallte: auf ihm lag, noch immer leise zischend, ein gewaltiges Rumpsteak.
    »Laß dir's schmecken, Liebling«, sagte sie und setzte ihm alle möglichen Zutaten vor, während Hornblower immer noch entgeistert auf das riesige Steak sah.
    »Ich habe es dir gestern eigens ausgesucht«, sagte sie stolz.
    »Als du auf dem Schiff warst, ging ich hinüber zum Metzger.«
    »Auf dem Schiff!« Hornblower gab es einen Stich, wenn er so etwas hörte, und noch dazu aus dem Munde einer Seeoffiziersfrau. Konnte sie nicht sagen »an Bord«, wie sie es von ihm hörte? Und jetzt mitten in der Nacht setzte sie ihm ausgerechnet ein Steak vor, wo er doch für Steaks so wenig übrig hatte und obendrein so aufgeregt war, daß er ohnedies kaum einen Bissen hinunterbrachte. Mein Gott, wie sollte das werden, wenn er diesmal heil zurückkam und wenn ihn ein unvorstellbares Schicksal etwa gar für alle Zukunft an Haus und Familie fesselte? Da wurde ihm bestimmt auch bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ein solches Steak vorgesetzt. Diese Vorstellung gab ihm den Rest, er wußte schon im voraus, daß er keinen Bissen hinunterbrachte - und doch durfte er Maria nicht verletzen. »Wo ist denn das deine?« fragte er, um Zeit zu gewinnen. »Das meine?« fragte Maria zurück.
    »Ich bekomme kein Steak.« Offenbar kam sie gar nicht auf den Gedanken, daß einer Frau das gleiche Essen zustehen könnte wie ihrem Mann. Da sah sich Hornblower um und rief: »Hallo, Küche! Bringen sie rasch einen zweiten Teller - aber heiß muß er sein.«
    »Nicht doch, Liebling, nicht doch!« wehrte ihm Maria ganz aufgeregt. Aber Hornblower war schon aufgesprungen und nötigte sie, neben ihm Platz zu nehmen.
    »Bleib sitzen«, sagte er. »Keine Widerrede. Ich dulde keine Meuterei in meiner Familie. Ah, danke!«
    Da war der zweite Teller. Hornblower schnitt das Steak mitten durch und gab Maria das größere Stück. »Aber, Liebling...«
    »Ich habe schon einmal gesagt, daß ich mit Meuterern nicht verhandle«, schnauzte Hornblower im Spaß, als stünde er einem aufsässigen Matrosen gegenüber.
    »Ach, Horry, Liebster, du bist zu gut für mich, viel zu gut.«
    Im nächsten Augenblick schlug sie mit verzweifelter Geste die Hände vors Gesicht. Hornblower fürchtete schon, sie würde vollends zusammenbrechen, aber sie ließ alsbald die Hände wieder sinken und steifte mit

Weitere Kostenlose Bücher