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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Sir.«
    Wahrscheinlich brauchte Parker Zeit, um seinen Bericht zu verarbeiten, und gab daher seinen Operationsplan erst später heraus. Bis dahin war Hornblower verpflichtet, ohne Befehl zu handeln. »Ich werde bis zu den›Kleinen Mädchen‹vorstoßen, wann immer das ungesehen möglich ist.«
    »Bis zu den›Kleinen Mädchen‹? Aye, aye, Sir.«
    Bush warf einen messerscharfen Blick nach seinem Kommandanten. Kein vernünftiger Mensch wagte sich mit seinem Schiff bei schlechter Sicht in ein so gefährliches Fahrwasser, wenn ihn nicht wichtigste Gründe dazu zwangen.
    Richtig - aber solche zwingenden Gründe waren eben gegeben.
    Dreitausend wohlausgebildete Soldaten, französische Soldaten, die in Irland landeten, würden auf dieser unseligen Insel einen Brand entfachen, dessen Flammen von einem Ende zum anderen gen Himmel schlügen - schlimmer noch als jener Brand, der im Jahr 1798 aufgelodert war.
    »Wir wollen es heute nacht versuchen«, sagte Hornblower.
    »Aye, aye, Sir.«
    Die›Kleinen Mädchen‹lagen genau in der Mitte der Goulet genannten Zufahrt nach Brest. An ihren beiden Seiten führten Fahrrinnen vorbei, die kaum eine Viertelmeile breit waren und durch die Ebbe und Flut mit besonders hoher Geschwindigkeit aus- und einwärts strömten. Man konnte annehmen, daß die Franzosen nur mit der Ebbe ausliefen - nein, das stimmte nicht ganz, bei günstigem Wind war es durchaus möglich, daß sie den Flutstrom aussegelten -, und dieser kalte Ostwind kam ihnen dazu wie gerufen. Der Goulet mußte also jederzeit schärfstens überwacht werden, wenn schlechte Sicht herrschte, und diese Aufgabe oblag der Hotspur .

16. Kapitel
    Bush blieb zögernd stehen, nachdem er seine Nachmittagsmeldung erstattet hatte.
    »Verzeihung, Sir«, begann er und hielt dann inne, ehe er über die Lippen brachte, was ihm auf der Seele lag. »Ja, was ist, Mr. Bush?«
    »Ich mache mir Sorgen, Sir. Ihr Aussehen will mir gar nicht gefallen.«
    »Finden Sie?«
    »Sie übernehmen sich, Sir. Tag und Nacht sind Sie auf den Beinen.«
    »Das sagen Sie einem Seemann, Mr. Bush? Und noch dazu einem Königlichen Seeoffizier?«
    »Dennoch stimmt es, Sir. Seit Tagen haben Sie kaum eine Stunde geschlafen; Sie sind so mager, wie ich Sie noch nie gesehen habe.«
    »Und doch muß ich durchhalten, es bleibt mir keine andere Wahl.«
    »Dazu kann ich nur sagen: Ich wünschte, Sie wären davon erlöst.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. Bush, und jetzt, denken Sie, lege ich mich aufs Ohr.«
    »Darüber bin ich sehr froh, Sir.«
    »Sorgen Sie bitte dafür, daß ich sofort geweckt werde, wenn die Anzeichen vermuten lassen, daß es dicker wird.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Kann ich mich auch wirklich auf Sie verlassen, Mr. Bush?«
    Diese Frage zauberte ein lindes Lächeln auf die allzu ernsten Mienen der beiden Männer. »Das können Sie, Sir.«
    »Danke, Mr. Bush.«
    Nach Bushs Abgang fand er es interessant, einen Blick in den fleckigen, gesprungenen Spiegel zu werfen, um selbst zu sehen, was seinem Ersten Offizier aufgefallen war: seine Magerkeit, die eingefallenen Wangen und Schläfen, die scharfe Nase, das spitze Kinn. Aber was er da sah, war ja nicht der wirkliche, der echte Hornblower; der hauste verborgen in seinem Inneren, dem machte Anstrengung und Mangel an Schlaf - zum mindesten bis jetzt - nichts aus. Dieser echte Hornblower blickte ihm im Spiegel aus einem Paar tiefliegender Augen entgegen und grüßte ihn mit einem Zwinkern des Erkennens, das sich rasch in ein belustigtes Grinsen verwandelte. Aus seiner Miene sprach nicht etwa Hohn auf sich selbst, aber doch etwas Verwandtes: eine Art zynischen Vergnügens beim Anblick seines wahren Ichs, das sich hier sein schwaches Fleisch vor Augen führte. Aber die Zeit war kostbar, man durfte sie nicht verschwenden, der müde Leib, den der echte Hornblower umherschleppen mußte, verlangte nach Ruhe. Und - was das schwache Fleisch betraf - wie schön, wie angenehm war es, sich die Wärmflasche auf den Leib zu packen, die ihm der tüchtige Doughty in die Koje gelegt hatte! Das gab trotz des feuchten Bettzeugs und der naßkalten Luft in der Kajüte ein köstliches Gefühl von Wärme und Geborgenheit.
    Noch schien ihm kaum eine Minute vergangen, aber seine Uhr verriet ihm, daß schon volle zwei Stunden um waren, als Doughty wieder in die Kajüte kam.
    »Sir«, sagte er, »Mr. Prowse sendet mich. Ich soll melden, Sir, daß es schneit.«
    »Gut, ich komme.«
    Wie oft hatte er diese Worte schon gebraucht! Sobald es dicker wurde, war

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