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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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er jedes Mal weit in den Goulet hinein vorgedrungen und hatte dabei immer wieder die schwere Verantwortung auf sich genommen, ohne Sicht ein Revier zu befahren, in dem überall die schrecklichsten Gefahren lauerten.
    Dabei galt es unablässig auf Wind und Strömung zu achten, die genauesten Berechnungen anzustellen und ständig auf eine Änderung der bestehenden Verhältnisse gefaßt zu sein, um beim ersten Anzeichen einer Besserung der Sicht sofort kehrtzumachen und davonzusegeln. Das mußte sein, damit er nicht in das Feuer der Küstenbatterien geriet, und damit vor allem die Franzosen nicht entdeckten, wie dicht er ihnen auf den Leib gerückt war. »Es hat eben erst angefangen zu schneien, Sir«, sagte Doughty, »aber Mr. Prowse sagt, es würde die ganze Nacht über anhalten.« Mit Doughtys Hilfe hatte sich Hornblower wie ein Automat in sein dickes Winterzeug geworfen, ohne von seinem eigenen Tun Notiz zu nehmen.
    Dann trat er in eine verwandelte Welt hinaus: Ein dünner Schneeteppich breitete sich über das Deck unter seinen Füßen, und Prowses Gestalt tauchte im schneebedeckten Ölzeug hellschimmernd aus dem Dunkel auf.
    »Der Wind ist Nord zu Ost, mäßig stark. Wir haben noch eine Stunde Flut.«
    »Danke. Wecken Sie alle Mann und schicken Sie sie auf Gefechtsstation. Sie können an den Geschützen schlafen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Von jetzt gerechnet in fünf Minuten will ich keinen Laut mehr hören.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Das gehörte alles zur gewöhnlichen Routine bei einem solchen Vorstoß. Je schlechter die Sicht war, desto rascher mußte das Schiff bereit sein, das Feuer zu eröffnen, falls plötzlich in nächster Nähe ein Gegner auftauchte. Nur für Hornblowers eigene Pflichten gab es keine feste Regel, denn bei jedem Vorstoß waren die Bedingungen anders, wehte der Wind aus anderer Richtung, war die Tide verschieden alt. Heute hatte der Wind zum erstenmal so weit nördlich gedreht. Das hieß, daß er die Untiefen von Petit Minou so dicht passieren mußte, wie er irgend wagen durfte. Dann konnte die Hotspur hart am Wind und geschoben von der letzten Flut durch die nördliche Fahrrinne segeln, wobei die Fillettes die›Kleinen Mädchen‹- an Steuerbord blieben. Die Besatzung war noch immer guter Dinge. Es wurde gescherzt und gelacht, man hörte überraschte Rufe, als die Männer aus der Hitze und dem Gestank des Zwischendecks in den Schnee heraustraten, aber scharfe Befehle unterbanden sofort jeden Lärm. Als erst die Rahen getrimmt und die Ruderbefehle gegeben waren, verstummte auf der Hotspur jeder Laut; wie ein Geisterschiff glitt sie durch die rabenschwarze Nacht, deren Dunkel der dichte Flockenwirbel noch undurchdringlicher machte.
    An der Heckreling hing eine abgeblendete Laterne, damit man das Log ablesen konnte, obwohl das nicht viel besagte, weil die Fahrt über Grund ja stark von der geloggten Fahrt durchs Wasser abweichen konnte. Viel wichtiger als alle Hilfsmittel waren hier Instinkt und Erfahrung. Zwei Mann bedienten in den Backbord-Großrüsten das Lot. Vom Luv Achterdeck aus konnte Hornblower auch ihre leisen Meldungen noch verstehen, für den Notfall stand auf halbem Wege ein Mann, um sie zu wiederholen. Fünf Faden - vier Faden. War seine Navigation fehlerhaft, dann saßen sie vor dem nächsten Lotwurf schon auf Grund - gestrandet unter den Geschützen von Petit Minou, verloren und erledigt. Unwillkürlich spannte Hornblower alle Muskeln seines Körpers und ballte die behandschuhten Hände zu Fäusten. Sechseinhalb Faden! Darauf hatte er gerechnet, aber er atmete doch erleichtert auf, als die Meldung kam. Schlimm genug, dachte er, daß er gegen sein eigenes seemännisches Urteilsvermögen so mißtrauisch war. »Voll und bei!« befahl er.
    Sie waren so dicht unter Petit Minou, wie es überhaupt möglich war, nur eine Viertelmeile von jenen wohlbekannten Höhen entfernt. Allein es war nichts, rein gar nichts von ihnen zu sehen. Wohin Hornblower den Blick auch wandte, meinte er eine undurchdringliche schwarze Wand dicht vor Augen zu haben. Elf Faden - das war der Rand des Fahrwassers. Heute, zwei Tage nach den niedrigsten Nipptiden, bei letzter Flut und Wind aus Nord zu Ost, war der Flutstrom kaum noch eine Meile stark und der Wirbel vor dem Mengam-Riff nicht mehr zu fürchten.
    »Keinen Grund!«
    Also mehr als zwanzig Faden, die Rechnung stimmte. »Eine gute Nacht für die Froschfresser, Sir«, murmelte Bush neben ihm; er hatte das schon eine ganze Weile sagen wollen. Gewiß, wenn die

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