Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur
den Donner der Salutschüsse rund um die Bucht, als die Karronade der Hotspur sprach und Santa Catalina die Antwort gab. Unterdessen führte der spanische Lotse die Hotspur zwischen den »Schweinen« und den »Säuen« hindurch - Hornblower vermutete, daß mit diesen Schweinen auf spanisch Tümmler gemeint waren -, und die Männer standen klar, die Segel zu bergen und den Anker fallen zu lassen. In der Bucht lagen bereits einige andere Kriegsschiffe vor Anker; sie gehörten nicht der spanischen Marine an, deren Masten Hornblower in den inneren Hafenbecken entdeckte.
»Estados Unidos«, sagte der spanische Seeoffizier und wies dabei auf die zunächstliegende Fregatte. Hornblower sah das Sternenbanner an der Gaffel und den Breitwimpel im Großtopp.
»Mr. Bush! Klar zur Ehrenbezeigung, wenn wir passieren.«
» Constitution , Kommodore Preble«, erklärte der spanische Offizier.
Die Amerikaner führten selbst gerade Krieg - in Tripolis, drinnen im Mittelmeer, und dieser Preble - Hornblower wußte nicht, ob er den Namen richtig verstanden hatte - war wohl der letzte einer ganzen Reihe amerikanischer Befehlshaber, die dort ihr Glück versucht hatten. Trommeln schlugen an, Männer paradierten an der Reling, und Hüte wurden feierlich zum Gruß gehoben, als die Hotspur vorüberglitt. »Dort liegt die französische Fregatte Felicite «, erklärte der Spanier weiter und deutete auf das zweite Kriegsschiff. Zweiundzwanzig Pforten in der Bordwand, es war also eine der schweren französischen Fregatten, aber man brauchte ihr offiziell keine Beachtung zu schenken. Gegner, die in einem neutralen Hafen zusammentrafen, nahmen voneinander keine Notiz, sie schnitten einander genau wie zwei Herren, die infolge eines dummen Zufalls in der Zeit zwischen Forderung und Zweikampf irgendwo aufeinanderstießen. Im übrigen war es ein Glück, daß er sich mit dem Franzosen nicht mehr zu befassen brauchte, weil ihm beim Anblick des Amerikaners blitzartig für seinen anderen Plan eine neue Lösung eingefallen war - die Nebenhandlung drängte sich wieder einmal in den Vordergrund. »Sie können hier ankern, Herr Kapitän.«
»Bitte drehen Sie auf, Mr. Bush.«
Die Hotspur ging in den Wind, die Marssegel wurden bemerkenswert schnell festgemacht, und die Ankertrosse rauschte dröhnend durch die Klüse. Gut, daß das Manöver fehlerlos gelang, da es immerhin unter den kritischen Blicken von Seeleuten dreier fremder Marinen durchgeführt werden mußte. Ein einzelner Schuß hallte rund um die Bucht.
»Sonnenuntergang. Mr. Bush, lassen Sie bitte die Flagge niederholen.«
Zuletzt stellten sich die spanischen Offiziere mit den Hüten in der Hand nebeneinander auf und verabschiedeten sich mit formvollendeten Verbeugungen. Auch Hornblower bemühte sich um die beste Form, die ihm zu Gebote stand, ausgesucht höflich zog auch er seinen Hut, sagte den Herren einige Worte des Dankes und geleitete sie zum Fallreep. »Hier kommt bereits Ihr Konsul«, sagte der Seeoffizier, als er eben im Begriff stand, das Seefallreep zu betreten.
In der sinkenden Dämmerung näherte sich von der Stadt her ein Ruderboot. Hornblower beendete die weitschweifige Abschiedszeremonie möglichst schnell, weil er sich noch rasch darauf besinnen mußte, welche Ehrenbezeigung einem Konsul zustand, wenn er nach Sonnenuntergang an Bord eines Kriegsschiffes kam. Der westliche Abendhimmel war blutrot, die Brise flaute ab, nach der köstlichen Frische draußen auf See empfand man die schwüle, schwere Luft in der Bucht geradezu als erstickend. Dabei ging es für Hornblower gerade jetzt um wichtigste Staatsgeheimnisse - und um seinen Doughty. Als er sich die Sorgen des Augenblicks durch den müden Kopf gehen ließ, kam ihm eben dabei ein weiteres Anliegen zum Bewußtsein. Seine Briefe an Maria erlitten jetzt selbstverständlich eine Unterbrechung, es konnte Monate dauern, bis sie wieder von ihm hörte, und dieses lange Schweigen mußte bei ihr die schlimmsten Befürchtungen wecken. Nun aber Schluß mit diesen dummen Gedanken.
Grübeln war sinnlose Zeitverschwendung, für ihn galt es jetzt, ohne Verzug zu handeln.
21. Kapitel
Als der Wind nachließ, war die Hotspur herumgeschwojt, so daß man jetzt durch das Heckfenster des Kartenraums die erleuchtete US-Fregatte Constitution liegen sah, die in dem stillen Wasser der Bucht träge vor ihrer schlaffen Ankertrosse lag.
»Darf ich fragen, Sir«, sagte Doughty ehrerbietig wie immer, »wie diese Stadt heißt?«
»Das ist Cadiz«, gab ihm
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