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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Sir...«
    »Was ist, Mr. Bush?«
    »Anscheinend haben Sie ihn allein in der Kajüte gelassen, Sir, als der Konsul an Bord kam. Da war für ihn der Augenblick gekommen...«
    »Wollen Sie damit sagen, daß die Schuld mich trifft?«
    »Wenn Sie so wollen, Sir...«
    »Hm - vielleicht haben Sie damit sogar recht.« Hornblower hielt inne, immer noch bestrebt, sich möglichst natürlich zu geben. »Daß einem so etwas passieren muß! Es ist zum Rasendwerden! Wie konnte ich nur so unbedacht sein, ich bin richtig wütend über mich selbst!«
    »Ach Gott, Sir, Sie hatten schließlich andere Dinge im Kopf.«
    Es war peinlich, anhören zu müssen, wie ihn Bush gegen seine Selbstbezichtigung in Schutz nahm.
    »Nein, nein, dafür gibt es keine Entschuldigung, ich werde mir diesen Fehler nie verzeihen.«
    »Ich schreibe in der Musterrolle ein R neben seinen Namen, Sir.«
    »Ja, das wird das beste sein.« Diese geheimnisvollen Buchstaben in der Musterrolle eines Schiffes wußten allerlei zu erzählen. D hieß discharged oder entlassen, DT bedeutete Tod (dead) und R stand für run, davongerannt - dersertiert. »Ich habe wenigstens noch eine gute Nachricht für Sie auf Lager, Mr. Bush. Befehlsgemäß muß ich Sie ja über unsere Aufgabe unterrichten, denn es könnte immerhin sein, daß mir etwas zustößt. Aber die Besatzung darf kein Wort von dem erfahren, was ich Ihnen jetzt sage.«
    »Darauf können Sie sich verlassen, Sir.«
    »Es geht um einen gewaltigen Schatz, da gibt es Prisengelder: Doublonen und Taler in Fülle. Wir lauern einer spanischen Schatzflotte auf.« Wenn es überhaupt ein Mittel gab, Bush von Doughtys Flucht vor dem Richterstuhl abzulenken, dann war es dieses. »Das wird ein Millionengeschäft, Sir.«
    »Und ob, die Millionen warten auf uns.«
    Die Besatzungen der fünf Schiffe bekamen zusammen ein Viertel des Prisengeldes, das waren in diesem Fall pro Mann etwa sechshundert Pfund. Ein weiteres Viertel erhielten die fünf Kommandanten. Leutnants, Steuerleute und die Hauptleute der Seesoldaten teilten sich in ein Achtel. Nach grober Schätzung kamen dabei auf Bush ungefähr fünfzehntausend Pfund. »Das ist ein Vermögen, Sir.«
    Hornblowers Anteil betrug etwa zehn solcher Vermögen.
    »Wissen Sie noch, Sir, wie wir damals, ich glaube, es war im letzten Jahr, eine solche Flora erwischten? Als da unsere Burschen ihr Prisengeld in der Tasche hatten, kauften sich einige gleich goldene Uhren und brieten sie wie Spiegeleier auf dem Gosport Hard, nur um zu zeigen, wie reich sie waren.«
    »Na, Mr. Bush, überschlafen Sie die Geschichte einmal, ich werde es jetzt auch versuchen. Aber, wie gesagt, lassen Sie kein Sterbenswort darüber verlauten.«
    »Nein, Sir. Das versteht sich von selbst, Sir.«
    Der Plan konnte ja fehlschlagen. Es war immerhin möglich, daß die Flora entkam und sicher nach Cadiz gelangte. Vielleicht hatte sie kehrtgemacht, vielleicht war sie überhaupt nicht ausgelaufen. Dann war es auf jeden Fall das beste, wenn die spanische Regierung - und die Weltöffentlichkeit - überhaupt nicht erfuhr, daß ein solcher Anschlag in Aussicht genommen war.
    Diese Erwartungen, diese Zahlen mußten, so sollte man meinen, auf einen gesunden Mann anregend, befeuernd wirken und ihn in gehobene Stimmung versetzen. Aber Hornblower blieb heute Abend von solchen Wirkungen unberührt. Für ihn war auch die schönste Hoffnung nur eine Frucht des Toten Meeres, die im Mund zu Asche wurde. Er ließ Bayley noch einmal mit harten Worten an und schickte ihn weg, dann setzte er sich schwer bedrückt auf seine Koje. Es ließ ihn gleichgültig, als ihm ihr leises Schwingen erzählte, daß die Hotspur wieder in See war und neuen gewinnversprechenden Abenteuern entgegenfuhr. Zerknirscht ließ er den Kopf auf die Brust niedersinken - er hatte gegen Ehre und Gewissen gehandelt, und damit war es auch um seine Selbstachtung geschehen. Fehler hatte er in seinem Leben schon genug gemacht, Fehler, die ihn noch heute zur Raserei bringen konnten, aber was waren solche Fehler gegen das, was heute geschehen war! Gegen diese Verletzung seiner klarumrissenen Pflicht? Er hatte die Flucht eines Meuterers, eines Verbrechers geduldet - nein, mehr noch, sogar selbst geplant. Damit hatte er ohne Zweifel seinen Treueid gebrochen, und das nur aus rein persönlichen Gründen oder, mit dürren Worten gesagt, aus Schwäche. Nicht zum Wohl der Navy, nicht um des Vaterlandes willen hatte er sich zu seiner Handlungsweise hergegeben, sondern weil er ein

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