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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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voraus bereits die strahlend weißen Häuser der Stadt Cadiz.
    Hornblower hätte diesen Erfolg ganz gern ein wenig ausgekostet, aber es blieb ihm wie immer keine Zeit, sich darin zu gefallen. Jetzt waren sofort die nötigen Schritte zu tun, um von den spanischen Behörden die Genehmigung zum Einlaufen zu erwirken; nicht minder aufregend war die Aussicht, demnächst mit dem hiesigen Vertreter der britischen Krone in Fühlung zu kommen, und endlich galt es - jetzt oder nie - den Entschluß zu verwirklichen, den er Doughtys wegen gefaßt hatte. Die Sorge um seinen Doughty hatte ihn während der ganzen herrlichen Tage unter Vollzeug nicht losgelassen, er hatte darüber seine Tagträume von Reichtum und Beförderung vergessen, ja, sie hatte ihn sogar davon abgelenkt, sich auf seine Aufgabe in Cadiz gehörig vorzubereiten. Es verhielt sich damit wie mit den dramatischen Nebenhandlungen in den Stücken Shakespeares, die immer wieder von irgendwoher auftauchen und im jeweiligen Augenblick die gleiche Bedeutung gewinnen wie die weitere Entwicklung des dramatischen Hauptproblems.
    Hornblower war sich dabei durchaus im klaren, daß für diesen Fall das Wort »jetzt oder nie« besondere Bedeutung hatte. Er mußte sich in dieser Minute entscheiden und ohne Verzug entsprechend handeln, jedes Eher wäre voreilig, jedes Später zu spät gewesen. Im Dienst des Königs hatte er oft genug dem Tod ins Auge gesehen, durfte er nicht sagen, daß ihm dafür nun auch einmal der König ein Leben schuldig war? Eine solche Rechtfertigung seines Tuns wäre mehr als fadenscheinig gewesen, darum gestand er sich am Ende, als die Entscheidung bereits gefallen war, daß es ihm dabei nur um seine eigene innere Ruhe ging. Schließlich schob er seinen Kieker ebenso wildentschlossen zusammen wie damals im Goulet, als er an den Feind heranging. »Mein Steward soll zu mir kommen«, sagte er.
    Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, daß der Mann, der diese gleichgültigen Worte sprach, eine schwere Verletzung seiner Kommandantenpflicht im Schilde führte.
    Bayley hatte trotz seiner Jahre noch die knochige Gestalt und das ungelenke Gehaben eines halbwüchsigen Jungen. Jetzt stand er, die Hand zum Gruß an der Stirn, vor seinem Kommandanten, in Sicht - und was noch wichtiger war - in Hörweite von mindestens einem Dutzend Männern auf dem Achterdeck.
    »Ich erwarte heute Abend den Konsul Seiner Majestät zum Souper«, sagte Hornblower. »Was könnte ich ihm dabei wohl Besonderes bieten?«
    »Ah - hm, Sir...«, stammelte Bayley. Eben das und nicht um ein Wort mehr hatte Hornblower von ihm erwartet. »Los, so reden Sie doch endlich«, fuhr er ihn an.
    »Ich weiß nicht recht, Sir«, sagte Bayley. Er hatte in den letzten Tagen schon des öfteren unter Hornblowers aufbrausender Art zu leiden gehabt, das erwies sich jetzt als Vorteil.
    »Verdammt noch mal, nun lassen Sie sich doch endlich etwas einfallen, Mensch!«
    »Wir, wir hätten noch ein paar Scheiben kaltes Rindfleisch, Sir...«
    »Kaltes Rindfleisch? Für Seiner Majestät Konsul? Das ist doch Unsinn!«
    Hornblower ging tief in Gedanken bis an die Heckreling und wieder zurück.
    »Mr. Bush, bitte entlassen Sie Doughty für heute Abend aus dem Arrest. Mit dem Trottel da kann ich nichts anfangen.
    Doughty soll sich bei mir in der Kajüte melden, sobald ich Zeit habe.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Bayley, Sie können verschwinden. Mr. Bush, bitte lassen Sie die Karronade Nr. 1 an Steuerbord klarmachen zum Salut. Ist das nicht der Logger der Guarda Costa, der dort auf uns wartet?« Die Sonne neigte sich schon dem Westen zu und übergoß die weißen Häuser von Cadiz mit romantischem Rosa, als die Hotspur auf den Hafen zulief und von Sanitätsoffizieren, See- und Landoffizieren heimgesucht wurde, die dafür zu sorgen hatten, daß Cadiz von ansteckenden Krankheiten und Verletzungen der Souveränität verschont blieb. Hornblower besann sich auf seine spanischen Kenntnisse, sie waren längst eingerostet, weil er seit dem letzten Krieg kein Wort Spanisch gesprochen hatte. Am schlimmsten war es um seine Aussprache bestellt, da er in jüngster Zeit immer nur französisch gesprochen hatte. Aber trotz dieser Mängel tat sein Gestammel wertvolle Dienste bei der Erledigung aller Formalitäten, während die Hotspur unter Marssegeln langsam der Bucht zuglitt, die er noch so gut in Erinnerung hatte, obwohl schon so manches Jahr seit dem Tage dahingegangen war, da er auf der alten Indefatigable hier einlief. Die Abendbrise trug

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