Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Sir, ehe, ehe...« Selbst Doughty brachte das Wort nicht über die Lippen.
    »Nein, nein, nein!« Es war ganz und gar ausgeschlossen, daß er Doughty unter den krankhaft neugierigen Blicken all der anderen Leute im Schiri herumlaufen ließ.
    »Dann versuchen Sie es doch mit Bayley, dem Deckoffizierssteward, er ist noch der beste von der ganzen nichtsnutzigen Bande.«
    »Ja, das will ich tun.«
    Daß Doughty in seiner verzweifelten Lage immer noch um ihn besorgt war, machte alles nur noch schlimmer. Aber endlich zeigte sich jetzt doch ein winziges Lichtlein, der Schimmer einer Lösung dieses leidigen Problems, einer Lösung, die ihm nicht ganz so zuwider war wie jene, die das Gesetz vorschrieb. Bis Cadiz waren noch dreihundert Meilen zurückzulegen, aber der Wind war günstig.
    »Sie kommen zu gegebener Zeit vor ein Kriegsgericht.
    Wachtmeister, führen Sie den Mann wieder ab. Es ist nicht nötig, daß Sie ihn weiter in Eisen halten, ich werde noch befehlen, wie ihm die nötige Bewegung verschafft werden soll.«
    »Leben Sie wohl, Sir.«
    Es war grauenhaft, mit ansehen zu müssen, wie dieser Mann auch jetzt noch die unerschütterliche Haltung wahrte, die ihm als Steward zur zweiten Natur geworden war, und dabei zu wissen, daß sich hinter dieser Maske eine von Angst und Verzweiflung verzerrte Fratze verbarg. Es ging einfach nicht an, daß man sich dieses Elend ständig vor Augen hielt. Hornblower mußte nach all dem unbedingt wieder an Deck und mit eigenen Augen sehen, wie seine Hotspur unter allen ihren Segeln über die See dahinflog, einem edlen Renner zu vergleichen, der endlos lange im Zaum gehalten war und nun endlich nach Herzenslust ausgreifen durfte. Ganz vergessen konnte er den dunklen Schatten dabei nicht, aber lichter, weniger schwarz erschien er ihm doch, hier unter dem blauen Himmel mit den fliegenden weißen Wolken, beim Anblick der glitzernden Regenbogen, die die Sonne in den aufgewirbelten Gischt der Bugsee zauberte, während sie mit brausender Fahrt die Biskaya durchquerten, einem Abenteuer entgegen, das die Männer gerade deshalb schon im voraus so erregte, weil keiner von ihnen ahnte, worum es dabei eigentlich ging.
    Für Hornblower gab es dadurch Ablenkung - sozusagen Ärger als Mittel gegen Ärger -, daß er die ungeschickten Handreichungen Bayleys über sich ergehen lassen mußte, den er aus der Deckoffiziersmesse heraufgeholt hatte. Er hatte die Genugtuung, daß es gelang, vor Kap Ortegal genau wie berechnet Land zu machen. Dann jagten sie die Küste entlang und bekamen dabei eben noch den Hafen Ferrol in Sicht, wo er so endlos lange Monate der Gefangenschaft erduldet hatte.
    Vergeblich suchte er nach den Dientes del Diablo, wo sich damals der Weg in die Freiheit für ihn auftat. Weiter ging es um den äußersten Zipfel Europas, und der Wind war wie durch ein Wunder immer noch günstig, als sie von dort, beim Winde jetzt, mit neuem Kurs weiterstampften, um das Kap Roca luvwärts zu passieren.
    Eines Nachts schräkte der Wind und wehte ihnen, wenn auch nur leicht, entgegen. Hornblower stürmte wohl ein dutzendmal aus der Koje an Deck und schäumte förmlich vor Ungeduld, als die Hotspur wenden mußte und mit Backbordhalsen recht von der Küste ablief, aber dann folgte gleich ein herrlicher Morgen, der Wind kam zunächst in leisen Puffs aus Südwest und entwickelte sich im weiteren Verlauf zu einer kräftigen Westbrise, die gerade noch die Führung von Leesegeln erlaubte.
    So gelangte die Hotspur auf einem langen Streckbug nach Süden und hatte um die Zeit des Mittagsbestecks Kap Roca eben außer Sichtweite in Lee.
    Für Hornblower gab es dann noch eine weitere unruhige Nacht, als querab von Kap St. Vincent die letzte wichtige Kursänderung fällig wurde. Danach steuerte die Hotspur mit raumem Wind von Backbord und immer noch unter allem Zeug, das es zu setzen gab, geradewegs auf ihr Ziel Cadiz zu. Als sie auch am Nachmittag noch immer mit einer Fahrt dahinrauschte, die oft sogar volle elf Meilen erreichte, meldete der Ausguck zum erstenmal einen Schatten niederen Landes gut frei an Backbord voraus. Zugleich wurde die Küstenschiffahrt immer lebhafter, alle diese größeren und kleineren Segler setzten hastig ihre portugiesische oder spanische Flagge, sobald sie das britische Kriegsschiff erkannten. Zehn Minuten später ging aus einer neuen Meldung des Ausgucks hervor, daß die Ansteuerung bestens gelungen war, und nach weiteren zehn Minuten entdeckte Hornblower durch seinen Kieker an Steuerbord

Weitere Kostenlose Bücher