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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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enthielt, er durfte doch nicht in denselben Fehler verfallen wie Foreman! Auch für ihn waren Briefe dabei, einer, zwei - sechs Briefe in der gleichen Handschrift. Sie mußten von Maria sein - komisch, daß er die Schrift seiner eigenen Frau nicht gleich erkannte. Schon war er im Begriff, sie zu öffnen, aber er hielt sofort wieder damit inne. Keiner der anderen Briefe war an ihn gerichtet, so mancher seiner Leute wartete wahrscheinlich schon voll Spannung auf eine Nachricht.
    »Ich lasse Mr. Bush bitten!« rief er. Als Bush erschien, erhielt er wortlos die ganze übrige Post ausgehändigt, er wartete auch gar nicht darauf, angesprochen zu werden, da sein Kommandant so in die Lektüre vertieft war, daß er nicht einmal den Blick hob.
    Hornblower bekam mehr als einmal zu lesen, daß er Marias Herzallerliebster war. In den ersten beiden Briefen berichtete sie ihm, wie hart sie ihren Engelsgatten entbehrte, wie glücklich sie an den beiden ersten Tagen ihrer Ehe gewesen sei, wie brennend sie sich wünsche, daß ihr Held nie, nie in Gefahr gerate und - daß er doch darauf achten möge, die Strümpfe zu wechseln, wenn sie einmal naß geworden seien. Der dritte Brief kam aus Plymouth. Maria hatte erfahren, daß die Kanalflotte dort ihren Stützpunkt hatte, und war sogleich dorthin übergesiedelt, um auf jeden Fall zur Stelle zu sein, wenn die Hotspur aus irgendwelchen dienstlichen Gründen diesen Hafen anlaufen sollte. In Plymouth, so meinte sie außerdem, hätte sie das Gefühl, ihrem Ein und Alles näher zu sein. Sie hatte die Reise auf einem Küstensegler gemacht und sich dabei (ganz in Gedanken an ihren Liebsten) zum erstenmal im Leben der »salzigen Tiefe« anvertraut. Als sie - so hieß es weiter - von Bord aus nach der fernen Küste Ausschau hielt, habe sie bestimmt besser verstehen gelernt, was das Herz ihres tapferen Seehelden bewegte. Inzwischen sei sie in der Wohnung einer hochanständigen Frau, der Witwe eines Bootsmanns, angenehm untergekommen.
    Im vierten Brief überfiel sie ihren über alles Geliebten gleich zu Beginn mit der schönsten, der allerwichtigsten Nachricht. Sie fand kaum Worte, um dem Angebeteten, dem einzigen, von ihrem gemeinsamen Glück zu berichten. Ihrer Ehe, die schon so glücklich begonnen, stehe noch weit höherer Segen in Aussicht - wenigstens habe sie Grund, das anzunehmen.
    In aller Hast riß Hornblower den fünften Brief auf und überflog zunächst die eilige Nachschrift. Dem Vernehmen nach, schrieb da Maria, habe ihr kühner Held seinem Lorbeer schon wieder ein neues Reis hinzugefügt, indem er die Loire mit solchem Erfolg bekämpfte. Sie hoffe nur, daß er bei diesen Kriegshandlungen sein Leben nicht mehr aufs Spiel setze, als Sieg und Ehre von ihm verlangten. Dann fand er sehr bald eine Bestätigung der ersten Nachricht. Maria war nun bereits davon überzeugt, daß ihr das unfaßbare Glück beschieden sei, ihrem über alles Geliebten ein Kind zu schenken. Hornblower stellte schmunzelnd fest, daß sich ihre letzten Briefe viel mehr mit dem erhofften Sprößling befaßten als mit ihm selbst, dem heißersehnten, aber ach so fernen Herzensschatz. Wenn ihr kleines Engelchen ein Junge würde, so hoffte sie mit allen Fasern ihres Herzens, daß er das Ebenbild seines hochgemuten Vaters werden möchte, brachte sie aber ein Mädchen zur Welt, so sollte es jedenfalls seinen vornehmen, edlen Charakter erben.
    Soweit die Briefe. Sie lagen kunterbunt durcheinander vor ihm auf dem Tisch, und in seinem armen Kopf sah es ähnlich verworren aus. Was er erfahren hatte, wollte ihm noch nicht in den Sinn, er brauchte Zeit, damit fertig zu werden. Vielleicht war es darum, daß er sich zunächst einmal in Gedanken mit seinen eigenen zwei Briefen an Maria befaßte; sie waren nach South Sea adressiert und brauchten bestimmt sehr lange, bis sie ihr zu Händen gelangten. Wie förmlich, wie ernüchternd hatte er da seine Worte gewählt! Das mußte unbedingt wieder gutgemacht werden, sein nächster Brief sollte von Liebe überströmen und sein Entzücken über ihre Freudenbotschaft zum Ausdruck bringen, ganz gleich, ob er damit die Wahrheit sprach oder nicht. - Seltsam, daß es ihm so schwer fiel, sich darüber klarzuwerden. Zur Zeit nahmen ihn seine beruflichen Aufgaben und Probleme ganz und gar in Anspruch, die Hochzeit und alles, war mit ihr zusammenhing, lebte nur noch wie ein verschwommenes Traumbild in einem Winkel seines Bewußtseins. Die ganze Feier war so schnell an ihm vorbeigehuscht, und er war

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