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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Türke seinen Kurs und glitt vorüber, er kam dabei so nahe, daß Hornblower die Gesichter unterscheiden konnte, die seine Reling säumten, Gesichter mit Schnurrbärten, Gesichter mit wallenden Vollbärten, mahagonibraune und fast schokoladenbraune Gesichter.
    Hornblower ließ das Schiff nicht aus den Augen, bis es vorüber war. Jetzt drehte es an den Wind, das mittschiffs aufgeholte Marssegel wurde dazu angebraßt. Die Mejidieh hielt diesen Kurs nur wenige Sekunden, dann barg sie die Segel, drehte auf und ankerte in etwa einer Viertelmeile Entfernung.
    Damit klang bei Hornblower auch die Erregung ab, und die alte Niedergeschlagenheit nahm wieder ganz von ihm Besitz. Die Männer, die sich an den Geschützen drängten, schwatzten jetzt alle auf einmal los - die Ankunft des fremden Kriegsschiffs regte sie so auf, daß sie einfach nicht mehr an sich halten konnten.
    »Das Boot mit dem Lateinersegel hält auf uns zu, Sir«, meldete Horrocks. Die Pünktlichkeit seines Erscheinens verriet, daß man an Land bereits auf die Ankunft der Mejidieh gewartet hatte. Hornblower sah, wie das Boot dicht unter dem Heck der Mejidieh passierte, er konnte fast die Worte hören, die mit dem Schiff gewechselt wurden, dann näherte es sich in rascher Fahrt der Atropos . Achtern stand der weißbärtige Mudir und rief sie an. »Er möchte an Bord kommen, Sir«, meldete Turner.
    »Soll er«, sagte Hornblower. »Machen Sie die Enternetze so weit los, daß er gerade durchkriechen kann.«
    Als sie einander in der Kajüte gegenübersaßen, zeigte der Mudir genau den gleichen Ausdruck wie das letztemal. Sein hageres Gesicht war völlig teilnahmslos, jedenfalls verstand er es meisterhaft, seinen Triumph zu verbergen. Man mußte es ihm lassen, er verstand es, zu gewinnen wie ein echter Gentleman.
    Hornblower, der ihm ohne einen einzigen Trumpf in der Hand gegenübersaß, wollte ihm auf alle Fälle zeigen, daß er Manns genug war, wie ein Gentleman zu verlieren.
    »Erklären Sie ihm«, sagte er zu Turner, »daß ich bedaure, ihm keinen Kaffee anbieten zu können. Das Schiff ist gefechtsklar, daher haben wir kein Feuer in der Kombüse.«
    Der Mudir deutete durch eine Geste an, daß er für den Wegfall des Kaffees durchaus Verständnis habe. Es folgte ein Austausch von höflichen Phrasen, deren Übersetzung sich fast erübrigte, bis man endlich zur Sache kam.
    »Er sagt, der Wali sei mit seinen Truppen in Marmaris«, meldete Turner. »Die Forts am Eingang der Bucht seien besetzt und die Geschütze geladen.«
    »Sagen Sie ihm, daß ich das wisse.«
    »Er sagt, das Schiff sei die Mejidieh , Sir, mit 56 Geschützen und tausend Mann Besatzung.«
    »Sagen Sie ihm, das sei mir ebenfalls bekannt.«
    Der Mudir strich sich nachdenklich den Bart, ehe er einen Schritt weiter ging.
    »Er meint, der Wali sei sehr ärgerlich gewesen, als er hörte, daß wir daran arbeiteten, einen Schatz vom Grund der Bucht zu heben.«
    »Sagen Sie ihm, der Schatz sei englisches Eigentum.«
    »Er sagt, der Schatz liege in den Gewässern des Sultans, und alle Wracks gehörten dem Sultan.«
    Richtig, in England gehörten auch alle Wracks dem König.
    »Sagen Sie ihm, der Sultan und König Georg seien Freunde.«
    Diesmal fiel die Antwort des Mudirs etwas länger aus.
    »Das überzeugt ihn nicht, Sir«, sagte Turner. »Er sagt, die Türkei habe jetzt mit Frankreich Frieden geschlossen und sei daher neutral. Er meint - er meint, wir hätten hier nicht mehr Rechte, als wenn wir Neapolitaner wären, Sir.«
    Deutlicher konnte man hier in der Levante seine Verachtung nicht zum Ausdruck bringen.
    »Fragen Sie ihn, ob er je ein neapolitanisches Schiff mit ausgerannten Geschützen und brennenden Lunten zu Gesicht bekommen habe.«
    Hornblower spielte ein verlorenes Spiel, aber er dachte nicht daran, die Karten auf den Tisch zu werfen und seine Stiche kampflos abzugeben, obgleich er keine Möglichkeit sah, auch nur einen zu gewinnen.
    Der Mudir strich sich wieder den Bart. Als er nun wieder das Wort nahm, blickte er Hornblower mit leeren, ausdruckslosen Augen an und geradewegs durch ihn hindurch.
    »Er muß von Land aus alles mit einem Fernrohr beobachtet haben, Sir«, bemerkte Turner. »Vielleicht stammt sein Wissen auch von den Fischerbooten, jedenfalls ist er im Bilde, daß wir Gold und Silber gefunden haben. Wahrscheinlich wußten die Kerle schon seit Jahren, daß das Wrack einen Schatz barg, das ist meine Überzeugung. Das Geheimnis war wohl doch nicht so gut gehütet, wie man in London

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