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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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machte.
    Als er darüber nachdachte, machte sich Hornblower bittere Vorwürfe wegen seines leichtfertigen, unbeständigen Wesens, und schon erfaßte ihn das ganze Elend der Verzweiflung von neuem mit aller Gewalt. Hier stand er und dachte an die Zukunft, an irgendein anderes Kommando, obwohl es für ihn doch keine Zukunft mehr gab. Mit dem heutigen Tage war alles aus, morgen kam das Ende. Noch war er sich nicht im klaren, wie er sich verhalten sollte; bis jetzt hatte er sich nur ganz verschwommen zurechtgelegt, daß er die Besatzung beim Morgengrauen von Bord schicken wollte - die Nichtschwimmer sollten in die Boote, die Schwimmer sollten auf der Mejidieh Rettung suchen. Dann wollte er mit geladener Pistole unter Deck in die Pulverkammer gehen, um das Schiff samt dem Schatz, sich selbst samt seinem sinnlos gewordenen Streben, samt seiner Liebe zu Frau und Kindern in Stücke zu jagen.
    War das aber wirklich die beste Lösung? Eine bessere, als der von den Türken vorgeschlagene Kuhhandel? Wenn er sich auf diesen einließ, dann brachte er nicht nur die Atropos heil nach Hause, sondern sogar den Rest des Schatzes, sofern ihn McCullum noch zu bergen vermochte. Er hatte die Pflicht, sein Schiff zu retten, wenn das möglich war, und in diesem Falle war es möglich. Siebzigtausend Pfund Sterling waren zwar viel weniger als eine Viertelmillion und dennoch ein wahrer Segen für England, das nicht wußte, wie es das dringend benötigte Geld auftreiben sollte. Ein Kommandant der Navy durfte keine persönlichen Gefühle kennen, er hatte seine Pflicht zu tun und sonst nichts.
    Das mochte alles so sein, dennoch schüttelte ihn die Verzweiflung wie ein Krampf. Das düstere Elend, das ihm die Seele zerriß, war mächtiger als sein Wille. Wie sein Blick auf die dunklen Umrisse der Mejidieh fiel, gesellte sich zu diesem Leid noch glühender Haß, und beides stand ihm wie ein schauerliches schwarzrotes Schreckbild vor der Seele. Der Schatten der Mejidieh peilte, von der Atropos aus gesehen, immer weiter achteraus - natürlich, der leichte Nachtwind krimpte zurück, wie es um diese Stunde zu erwarten war, und die beiden Schiffe schwangen mit ihm um ihre Anker. Der Himmel stand voller Sterne, sie wurden da und dort von kleinen Wolken verdunkelt, die man mehr ahnte als sah und die ganz langsam über den Zenit hinsegelten. Im Osten, jenseits der Mejidieh , war der Himmel ein wenig heller, hinter den Bergen mußte der Mond schon über den Horizont gestiegen sein. Wie unvorstellbar schön war diese Nacht! Und dazu die leichte, kühle Brise - ja, diese Brise...
    Hornblower stierte in die Dunkelheit, als ob er fürchtete, irgendwer könnte vorzeitig den Plan erraten, der sich soeben in seinem Kopf zu gestalten begann.
    »Ich gehe auf ein paar Minuten unter Deck, Mr. Jones«, sagte er leise.
    »Aye, aye, Sir.«
    Natürlich hatte Turner nicht dichtgehalten und in der Messe von der schrecklichen Klemme erzählt, in der sich der Kommandant befand. Er konnte die Neugier sogar aus den drei Worten heraushören, die Jones eben gesprochen hatte. Seine Entschlossenheit legte sich wie eine Lackschicht über das schwarzrote Monstrum.
    Unten in der Kajüte erhellten die beiden Kerzen, die er kommen ließ, den ganzen Raum bis auf ein paar schwarze Schatten, die da und dort in den Ecken geisterten. Die Karte, die zwischen den Leuchtern lag, war jedenfalls hell beleuchtet. Er beugte sich darüber und entzifferte die kleinen Zahlen, die die Wassertiefen angaben. Im Grunde kannte er sie schon, sie fielen ihm wieder ein, sobald er daran dachte, er hatte es eigentlich gar nicht nötig, sein Gedächtnis aufzufrischen. Die Red Cliff-Spitze, Passage Island, der Kajafelsen, dahinter die Sarispitze, alles hatte er noch im Kopf. Wenn die Brise durchstand, konnte er den Kajafelsen anliegen. Aber dann durfte er um Gottes willen keine Minute versäumen! Er blies die beiden Kerzen aus und tastete sich aus der Kajüte an Deck.
    »Mr. Jones, ich möchte zwei zuverlässige Bootsmannsmaate.
    Aber leise, wenn ich bitten darf.«
    Die Brise stand noch durch, sie war leicht wie ein Hauch und leider nicht so stetig, wie man sich gewünscht hätte. Der Mond war noch immer nicht über die Berge heraufgestiegen.
    »Hört einmal gut zu, ihr beide. Geht jetzt leise durch das Schiff und sorgt dafür, daß jeder Mann wach in der Hängematte liegt. Kein Laut, habt ihr verstanden? Die Toppgäste sammeln sich lautlos am Fuß ihrer Masten. Aber ohne das geringste Geräusch, ist das

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