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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gegen Bonaparte den letzten Mann und das letzte Schiff erforderte. Wenn es gar noch schlimmer kam - auch das malte sich Hornblower im einzelnen aus -, dann wurde sein kleines Schiff plötzlich von tausend Enterern überfallen, besetzt, seines Schatzes beraubt und dann mit verachtungsvoller Großmut entlassen. Am Ende kehrte er sang- und klanglos nach Malta zurück und durfte dort von seinem Fehlschlag berichten, den auch alle Übergriffe der anderen Seite nicht entschuldigen konnten.
    Er mußte seine ganze moralische Kraft zusammennehmen, um seine Verzweiflung vor Turner und dem Mudir zu verbergen.
    Zunächst saß er allerdings noch eine ganze Weile wortlos auf seinem Platz, einem Boxer im Ring vergleichbar, dem soeben ein schwerer Hieb des Gegners die Deckung durchschlug und der sich bemüht, die erste Benommenheit abzuschütteln. Wie ein Boxer brauchte auch er dazu eine gewisse Zeit.
    »Schön«, sagte er endlich, »erklären Sie ihm, ich müsse mir das alles noch genau überlegen. Sagen Sie, die Sache sei für mich so wichtig, daß ich nicht in der Lage sei, sofort einen Entschluß zu fassen.«
    »Er sagt«, übersetzte Turner, als der Mudir geantwortet hatte, »er werde morgen früh wiederkommen, um den Schatz in Empfang zu nehmen.«

18. Kapitel
    In den längst vergangenen Fähnrichsjahren auf der Indefatigable hatte Hornblower so oft an Überfällen teilgenommen, daß er die einzelnen Unternehmungen in der Erinnerung gar nicht mehr auseinanderhalten konnte. Es war auch immer das gleiche gewesen. Seine Fregatte entdeckte einen Küstensegler, der im Schutz von Landbatterien vor Anker lag, oder sie hatte ihn selbst in irgendeinen kleinen Hafen gejagt.
    Dann wurden in der folgenden Nacht - zuweilen sogar am hellichten Tag - die Boote bemannt und zum Angriff angesetzt.
    Der Küstenfahrer hatte natürlich alle Vorsicht walten lassen, seine Geschütze waren geladen, die Enternetze ausgebracht, die Besatzung im Alarmzustand, vielleicht ruderte sogar ein Wachboot um das Schiff - aber das hatte alles keinen Zweck.
    Die Enterer erkämpften sich dennoch ihren Weg an Bord, brachen allen Widerstand, setzten Segel und schnappten die Prise unter den Augen der schützenden Landbatterie weg. So hatte es Hornblower oft und oft aus nächster Nähe miterlebt, mehr als einmal hatte er an diesen Aktionen teilgenommen. Und die armseligen Abwehrversuche der schwachen Opfer hatten kaum eine Spur von Mitleid bei ihm geweckt.
    Heute nun lagen die Dinge genau umgekehrt, nein, sogar noch schlimmer, denn die Atropos hatte hier in der weiten Bucht von Marmaris keinen Schutz von Landbatterien zu erwarten, und rings um sie her lauerten zehntausend Feinde. Morgen, hatte der Mudir gesagt, wolle er den Schatz abholen, aber wer konnte den Türken schon trauen? Vielleicht war auch das nur eine Kriegslist gewesen, darauf berechnet, die Atropos in Sicherheit zu wiegen.
    Womöglich kam der Überfall schon heute nacht. Die Mejidieh dort konnte mehr Leute in ihre Boote stecken, als die Atropos insgesamt Besatzung hatte, und dazu kamen vielleicht noch Soldaten, die man an Land in irgendwelche Fischerboote verlud.
    Gesetzt, die Atropos würde durch zwanzig Boote, besetzt mit tausend fanatischen Moslems, von allen Seiten angegriffen, was konnte man da zur Abwehr unternehmen?
    Man konnte die Enternetze ausbringen - das war bereits geschehen. Man konnte die Geschütze laden - sie waren schon geladen, in ihren Rohren saß vor den Kugeln eine Ladung gehacktes Blei, und die Rohre waren gesenkt, so daß sie die Wasserfläche dicht um das Schiff bestrichen. Man konnte verstärkte Wache gehen - Hornblower machte selbst die Runde und überzeugte sich, daß die Ausguckposten scharf Ausschau hielten, daß die Geschützmannschaften an ihren Kanonen nur so weit eingenickt waren, als es ihnen die harten Decksplanken erlaubten, und daß die übrigen längs der Reling verteilten Männer ihre Piken und Entermesser griffbereit hielten.
    Es war etwas völlig Neues für ihn, die Maus statt der Katze zu spielen, einmal nicht im Angriff, sondern in der Abwehr zu stehen, gespannt zu warten, bis der Mond aufging, statt sich auf den Feind zu stürzen, solange es noch dunkel war. Vielleicht gewann man eine nützliche Kriegserfahrung, wenn man wußte, wie es dem wartenden Opfer zumute war - eines Tages war er vielleicht gar in der Lage, die Erfahrung zu nutzen, indem er sich in die Gedanken des Angegriffenen versetzte und seine Schutzmaßnahmen durch geschickte Gegenzüge illusorisch

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