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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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er taumelte und das Gleichgewicht wiederzugewinnen suchte, aber es nützte ihm nichts, er stürzte schwer wie ein Sack von der Rah ins Wasser und überschlug sich dabei sogar einmal ganz. Später stellte Hornblower aus bloßer Wißbegier folgende Überlegung dazu an: der Fürst fiel aus einer Höhe von etwas über siebzig Fuß. Ließ man den Luftwiderstand ebenso außer Ansatz wie die Tatsache, daß der Junge auf die Wanten aufgeschlagen war, dann hätte er nach etwas über zwei Sekunden im Wasser liegen müssen.
    Offenbar war der Luftwiderstand aber doch so groß, daß man ihn nicht vernachlässigen durfte - vielleicht hatte sich die Luft unter der Jacke des Jungen gefangen und dadurch seinen Sturz erheblich verlangsamt, jedenfalls kam er nicht dabei um, der Schock des Aufschlags raubte ihm nur für einen kurzen Augenblick das Bewußtsein. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte der Sturz eben nicht nur zwei, sondern gute vier Sekunden gedauert. Hornblower kam auf den Gedanken, sich das auszurechnen, als er später einmal über den Vorfall nachgrübelte, weil er nämlich noch ganz genau wußte, was ihm während dieser vier Sekunden alles durch den Kopf geschossen war. Seine erste Regung war Zorn gewesen, die zweite Schreck und Besorgnis, dann folgte eine hastige Überprüfung der Lage.
    Drehte er bei, um den Jungen herauszufischen, dann hatte ihn die Castilla alsbald eingeholt. Segelte er weiter, dann war der Junge verloren. Wenn er sich für Weitersegeln entschied, dann mußte er Collingwood melden, daß er den Großneffen des Königs elend umkommen ließ, ohne zu seiner Rettung einen Finger zu rühren. Er mußte zum Entschluß kommen, jetzt, sofort. Hatte er das Recht, das ganze Schiff aufs Spiel zu setzen, um ein einziges Menschenleben zu retten? Nein, gewiß nicht.
    Wenn der Junge im Gefecht gefallen wäre, etwa durch eine feindliche Breitseite, die über das Deck fegte, dann hätte es kein Problem gegeben. Aber den armen Kerl einfach im Stich lassen?
    Dieser Regung folgte gleich eine ganz andere Idee, oder besser gesagt die ersten Ansätze dazu, auf dem Fuß, sie sproß sozusagen aus dem Samen, der vor Cartagena gesät worden war.
    In diesen vier Sekunden hatte sie natürlich keine Zeit, sich voll zu entwickeln, es schien vielmehr, um im Vergleich zu bleiben, als ob Hornblower bereits nach dieser Idee handelte, als sie ihre ersten grünen Schößlinge aus der Erde trieb, und nicht erst wartete, bis sie ausgereift war.
    Bis der Junge aufs Wasser aufschlug, hatte Hornblower die Rettungsboje von der Heckreling losgerissen und schleuderte sie nach Backbord hinaus, sobald der Junge infolge der Fahrt des Schiffes auf seiner Höhe anlangte. Der Ring klatschte denn auch dicht neben ihm ins Wasser. Im gleichen Augenblick löste sich die Luft, mit der Hornblower seine Lungen gefüllt hatte, um den Fürsten zusammenzustauchen, in einer förmlichen Salve durchdringender Kommandos.
    »Kreuzbrassen! Kreuzmarssegel back! Jolle zu Wasser!«
    Vielleicht - Hornblower konnte das später nicht mehr sicher behaupten - schrie in diesem Augenblick alles wild durcheinander, auf alle Fälle aber wurden seine Befehle mit einer Schnelligkeit befolgt, die nur monatelange Übung erzielen konnte. Die Atropos schoß in den Wind und hatte im Nu ihre Fahrt verloren. Smiley - der Himmel mochte wissen, wie er so schnell von der Großmarsrah an Deck gekommen war - hatte wie der Blitz die Jolle klar und pullte mit vier Mann an den Riemen los, um den Überbordgefallenen aufzufischen. Das winzige Fahrzeug flog wie ein Spielzeug auf und nieder, während es über die mächtigen Roller kletterte. Ehe die Atropos noch richtig beigedreht lag, nahm Hornblower bereits den nächsten Abschnitt seines Plans in Angriff.
    »Mr. Horrocks! Signal:›Feind in Sicht in Luv‹.«
    Horrocks stand vor ihm und starrte ihn offenen Mundes an, und Hornblower war schon im Begriff, ihn kräftig anzuschreien, er solle gefälligst tun, was ihm befohlen sei, aber er besann sich im letzten Augenblick eines Besseren. Dieser Horrocks war ausgesprochen langsam von Begriff und konnte beim besten Willen nicht einsehen, welchen Sinn es haben sollte, ein Signal zu setzen, wenn weit und breit kein englisches Schiff zu sehen war. Wenn er ihn jetzt dafür anschnauzte, dann brachte er ihn nur vollends aus der Fassung, so daß es erst recht nicht vorwärtsging.
    »Mr. Horrocks, wollen Sie, bitte, die Güte haben, das Signal:›Feind in Sicht zu luward‹so schnell zu heißen, wie es Ihnen

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