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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Augenblick wurde seine Meldung von Horrocks und Smiley ergänzt.
    »Es ist die Fregatte, Sir! Sie setzt Segel!«
    »Ich kann ihr Kreuz erkennen, Sir!«
    Auf spanischen Kriegsschiffen war es Brauch, an der Besanpiek ein großes hölzernes Kreuz zu heißen, wenn es ins Gefecht ging. Die Fregatte beabsichtigte also offenbar einen Ausfall, um den neugierigen Besucher in die Flucht zu schlagen.
    Da war es höchste Zeit zu verschwinden, denn eine große spanische Fregatte wie die Castilla trug 44 Geschütze, genau doppelt so viele wie die Atropos , und das Gewicht ihrer Breitseite war sogar dreimal so groß. Hätte die Atropos jetzt hinter dem Horizont einen starken Kameraden gehabt, dann könnte sie ihm die Castilla herauslocken. Das war ein Verfahren, das vielleicht Erfolg versprach, er wollte es Collingwood auf jeden Fall nahelegen. Drüben der spanische Kommandant war sicher ein unternehmender, tatkräftiger Mann, der vielleicht einmal die Vorsicht vergaß, weil ihm der Schandfleck von Trafalgar auf der Seele brannte. Warum sollte es nicht gelingen, ihn heraus und in sein Verderben zu locken?
    »Die Fregatte ist Anker auf, Sir!«
    »Vor- und Großmarssegel sind gesetzt, Sir!«
    Es war sinnlos, länger mit der Gefahr zu spielen, obwohl die Atropos bei diesem Wind bestimmt nichts zu fürchten hatte.
    »Einen Strich abfallen«, befahl Hornblower dem Rudergänger, die Atropos schlug einen kleinen Bogen und gab Fersengeld.
    »Jetzt kommt sie heraus, Sir!« meldete Horrocks aus dem Großtopp. »Sie führt gereffte Marssegel, zwei Reff, glaube ich, Sir!«
    Hornblower richtete sein Glas achteraus. Richtig, dort war es, das schmale weiße Trapez, es zeigte sich nur eben über der Kimm, wenn sich die Atropos auf den Rücken einer See hob - das gereffte Vormarssegel der Castilla.
    »Sie steuert genau hinter uns her«, meldete Smiley.
    Bei einer Verfolgung wie dieser hatte die Atropos mit ihrem neuen Kupferbeschlag und ihren guten Segeleigenschaften nichts zu fürchten, obwohl der stürmische Wind und der grobe Seegang natürlich dem größeren Schiff einen Vorteil boten. Die Castilla brachte es im besten Fall zuwege, die Atropos in Sicht zu behalten, aber sie hatte keine Aussicht, sie einzuholen.
    Offiziere und Mannschaften hatten hier einmal Gelegenheit, an einem praktischen Beispiel zu erleben, wie man aus überlegener Geschwindigkeit einem stärkeren Gegner gegenüber Nutzen ziehen konnte. Hornblower warf wieder einen Blick auf Segel und Takelage. Jetzt kam das dritte Reff natürlich nicht mehr in Frage, er mußte so viel Segel führen, wie das Schiff tragen konnte, die Castilla machte es genauso.
    Mr. Still, der wachhabende Offizier, hob die Hand an den Hut und richtete an Hornblower eine der üblichen Fragen zur Schiffsroutine.
    »Bitte sehr, Mr. Still.«
    »Antreten zur Rumausgabe.«
    Auf der Atropos ging das normale Leben weiter, obwohl ein überlegener Gegner hinter ihr dreinjagte. Die Männer erhielten ihren Branntwein und setzten sich dann wie alle Tage zum Essen an ihre Backen, die Wache wurde abgelöst, ein neuer Mann übernahm das Ruder. Kap Palos kam Backbord achteraus aus Sicht, die Atropos jagte weiter ins offene Mittelmeer hinaus, aber das kleine weiße Trapez an der achteren Kimm blieb nach wie vor in Sicht, für eine spanische Fregatte eine erstaunliche Leistung.
    »Mr. Jones, melden Sie mir sofort, wenn irgendeine Änderung eintritt«, sagte Hornblower und schob mit einem Klick seinen Kieker zusammen. Jones war aufgeregt - vielleicht sah er sich im Geist schon in einem spanischen Gefängnis. Es schadete ihm nichts, wenn er einmal eine Weile allein an Deck die Verantwortung trug. Andererseits ertappte sich Hornblower nachher unten in der Kajüte dabei, daß er vom Essen aufsprang und durch ein Bullauge nach achtern spähte, um sich zu überzeugen, ob die Castilla nicht aufkam. Darum kam es ihm auch nicht unwillkommen, als noch vor Beendigung der Mahlzeit ein Läufer anklopfend Einlaß begehrte und ihm eine Meldung machte:
    »Mr. Jones läßt melden, der Wind schiene ihm etwas abzuflauen, Sir.«
    »Ich komme«, sagte Hornblower und legte Messer und Gabel auf den Tisch.
    Bei mäßiger Brise konnte man erwarten, daß die Marssegel der Castilla in einer bis zwei Stunden achteraus hinter der Kimm verschwunden waren. Jedes Abflauen des Windes war also ein Vorteil für die Atropos , vorausgesetzt, daß sie alle Segel führte, die sie tragen konnte. Nun war es keineswegs einfach, genau den richtigen Augenblick zum

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