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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Küstennavigation. Er gab sich alle erdenkliche Mühe, den bescheidenen Verstand seiner Zöglinge mit handfesten mathematischen Erklärungen der›Standlinie‹, der›Kreuzpeilung‹und der›Vierstrichpeilung‹zu füttern, aber diese blieben ihm heute einfach nicht bei der Sache, weil der Anblick der See und des arbeitenden Schiffes viel zu aufregend für sie war. Der Sturm zerrte an Turners Seekarte und machte es den jungen Leuten schwer, ihre Schiefertafeln ruhig zu halten, wenn er unter die schräggehaltenen Flächen faßte.
    »Mr. Turner«, sagte Hornblower, »melden Sie mir jeden, der nicht aufpaßt, dann werde ich mir den Betreffenden selbst vornehmen.«
    Daraufhin rissen sich die jungen Kerls sofort sichtlich zusammen und gaben sich redlich Mühe, ihren Übermut zu zügeln. Smiley gebot sich plötzlich Einhalt, als er dem jungen Fürsten einen freundschaftlichen Knuff versetzen wollte, und der Fürst, der gerade im Begriff war, herauszuplatzen, begnügte sich ebenso plötzlich mit einem schuldbewußten Grinsen. Dieser Junge war erst hier an Bord ein richtiger Mensch geworden - von dem verstaubten deutschen Hof, der seine Heimat war, bis zum windumbrausten Deck der Atropos war es auch ein weiter Weg gewesen. Wenn er eines Tages wieder den Thron seiner Väter bestieg, dann gingen ihn wohl Sextant und Kompaß nichts mehr an, aber vielleicht dachte er doch mit Sehnsucht an die frischfröhlichen Tage zurück, die ihm hier an Bord beschieden waren. Das war nun der Großneffe des Königs Georg - Hornblower tat so, als studierte er das gleichseitige Dreieck, das der Junge auf seine Tafel gekritzelt hatte, und sah ihn sich unterdessen genauer an. Er mußte lächeln, wenn er an Doktor Eisenbeiß' Entsetzen dachte, als dieser hörte, daß auch ein regierender Fürst an Bord eines Kriegsschiffes körperliche Züchtigung zu gewärtigen hatte. Bis jetzt war ja noch nichts Derartiges vorgekommen, aber es konnte immerhin eines Tages sein.
    Vier Glasen über das Deck, das Stundenglas wurde umgedreht, es zog ein neuer Rudergänger auf, und Turner entließ seine Navigationsklasse.
    »Mr. Smiley! Mr. Horrocks!
    Die vom Zwang des Unterrichts erlösten Fähnriche traten zu ihrem Kommandanten.
    »Ich möchte, daß Sie mit Ihren Kiekern von den Toppen Ausguck halten.« Scharfe junge Augen taugten am besten dazu, einen Blick in den Hafen von Cartagena zu werfen. Hornblower fing einen flehenden Blick des jungen Fürsten auf.
    »Schön, Mr. Fürst, Sie dürfen ebenfalls mit hinauf. Vortopp, zusammen mit Mr. Smiley.«
    Einen Fähnrich für eine Weile auf dem unbequemen Sitz im Topp zu schicken, war eine häufig angewandte Bestrafung. Aber heute war von Strafe keine Rede, galt es doch, einen feindlichen Hafen auszuforschen und zu melden, was darin an Schiffsbewegungen zu erkennen war. Cartagena wuchs jetzt rasch über die Kimm. Hinter der schützenden Insel La Escombrera sah man bereits das Schloß und die Kirchtürme der Stadt. Bei diesem Westwind war es ein Kinderspiel, so dicht unter Land zu laufen, daß man vom Topp aus das innere Hafenbecken überblicken konnte. »An Deck! Herr Kapitän!
    Sir!«
    Smiley meldete sich schreiend vom Vortopp. Hornblower mußte nach vorn gehen, um zu verstehen was ihm der Fähnrich sagen wollte, weil ihm der Sturm das Wort vom Munde wehte.
    »In der äußeren Bucht liegt ein Kriegsschiff, Sir. Sieht aus wie ein Spanier - eine ihrer großen Fregatten. Hat vierkantgebraßte Rahen.«
    Wahrscheinlich war das die Castilla , eines von den Schiffen, die bei Trafalgar davongekommen waren.
    »Dicht unter Land liegen sieben Küstensegler, Sir.« Die konnten sich heute vor der Atropos sicher fühlen. »Was sehen Sie im inneren Hafen?«
    »Vier, nein, fünf Schiffe an Moorings und zwei Hulks.«
    »Was für Schiffe sind das?«
    »Vier Linienschiffe, Sir, und eine Fregatte, alle ohne Rahen.
    Sie scheinen aufzuliegen, Sir.«
    Zu früheren Zeiten hatten die Spanier schöne Schiffe gebaut, aber unter dem unfähigen und korrupten Regime eines Godoy verrottete die spanische Flotte an ihren Moorings, weil weder für ihre Besatzungen noch für ihre Ausrüstung Geld da war. Vier Linienschiffe und eine Fregatte waren schon das letztemal als aufgelegt in Cartagena gemeldet worden. Daran hatte sich also bisher nichts geändert. Wieder eine negative, aber nichtsdestoweniger nützliche Nachricht für Collingwood. »Jetzt setzt sie Segel!«
    Das war der Fürst, seine hohe Knabenstimme überschlug sich vor Aufregung. Im nächsten

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