Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
kommen mit mir auf das Boot Nr.1, auf dem sich der Leichnam befindet.«
    »Mr. Smiley, Sie übernehmen den Befehl über Boot Nr. 2 mit dem Ersten Leidtragenden.«
    Horrocks war der Dümmste von den Fähnrichen und Smiley der aufgeweckteste. Was Wunder, daß er sich anfangs diesen zu seinem Adjutanten auserkoren hatte, aber dann war ihm allmählich aufgegangen, wie über alle Maßen begriffsstutzig dieser Horrocks war, und er hatte eingesehen, daß er ihn deshalb nicht aus den Augen lassen durfte.
    »Aye, aye, Sir.«
    Es schien Hornblower, als freute Smiley sich diebisch, auf diese Weise der Aufsicht seines Kommandanten zu entrinnen, darum fand er es geraten, diese Blase sofort aufzustechen.
    »Sie haben neun Admirale und vier Kapitäne als Passagiere an Bord, Smiley«, sagte er, »darunter den Großadmiral Sir Peter Parker und Lord St. Vincent.«
    Man konnte Smiley ansehen, daß diese Nachricht seinen Übermut etwas dämpfte.
    »Mr. Jones, die Pinaß mit unseren Männern liegt also Punkt sechs Uhr an der Pier in Greenwich.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Und jetzt pfeifen Sie die Gig für mich.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Ich bin bis fünf Uhr im›George‹, schicken Sie etwaige Nachrichten dorthin.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Er hatte immerhin noch so etwas wie ein Privatleben, und Marias Stunde mußte unmittelbar bevorstehen. An Deck pfiff ein kräftiger westlicher Wind durch die Takelage und frischte zuweilen, wie Hornblower feststellte, zu unangenehmen Böen auf. Wenn es nicht noch erheblich abflaute, dann wurde es ein Kunststück, mit den schwerfälligen Staatsbarken zurechtzukommen. Er stieg in seine Gig.
    »Deptford Hard«, befahl er dem Bootssteurer und schlug sich seinen Umhang fröstelnd enger um die Schultern, denn in der Kajüte der Atropos war es von all den Lampen, Kerzen und den vielen Menschen unerträglich heiß gewesen. Er ging den Hard hinauf und klopfte an die Tür des›George‹. Hinter einem Fenster an der Seite zeigte sich ein schwacher Lichtschimmer, und in seinem eigenen Zimmer im ersten Stock brannte ebenfalls noch Licht. Die Tür wurde endlich aufgeschlossen, im Flur stand die Wirtin.
    »Ach, Sie sind's, Sir«, sagte sie. »Ich dachte, es wäre die Hebamme, die habe ich nämlich eben durch Davie holen lassen.
    Ihre liebe Frau...«
    »Lassen Sie mich, bitte, vorbei«, sagte Hornblower.
    Maria war im Morgenrock und wanderte ruhelos im Schlafzimmer umher. Zwei Kerzen erhellten den Raum, und als Hornblower eintrat, huschten die Schatten des Betthimmels und der anderen Möbel unheimlich über Decken und Wände.
    »Mein Liebling!« sagte Maria.
    Hornblower ging mit ausgestreckten Händen auf sie zu. »Es ist doch alles in Ordnung, ja?« fragte er.
    »Ich denke schon - ich hoffe. Es hat eben erst begonnen«, sagte Maria. Sie küßten sich.
    »Liebling«, sagte Maria, »wie schön von dir, daß du gekommen bist. Ich - ich hatte ja so gehofft, daß ich dich noch einmal sehen würde, ehe meine Zeit gekommen ist.«
    »Sag nicht, es sei schön von mir«, entgegnete Hornblower.
    »Ich kam nicht, um dir einen Gefallen zu tun, sondern weil ich das Bedürfnis dazu hatte. Ich mußte dich sehen.«
    »Aber du hast doch so viel zu tun. Heute ist ja die Trauerparade - oder nicht?«
    »Ja«, sagte Hornblower.
    »Und unser Kind kommt auch heute zur Welt. Möchtest du ein Mädchen, Liebster - oder noch einen Jungen?«
    »Wir werden ja bald Bescheid wissen«, sagte Hornblower - er wußte genau, was sich Maria wünschte. »Ob Junge oder Mädchen, es ist unser Kind, und wir wollen es liebhaben.«
    »Ja, das wollen wir«, sagte Maria.
    Die letzten Worte hatte sie etwas gequält hervorgestoßen, zugleich bekam ihr Ausdruck etwas Abwesendes.
    »Was ist dir, Schatz?« fragte Hornblower besorgt.
    »Nur ein kurzer Anfall«, sagte Maria lächelnd - Hornblower merkte wohl, daß sie sich zu diesem Lächeln zwang. »Sie folgen noch nicht dicht aufeinander.«
    »Wenn ich dir nur helfen könnte«, seufzte Hornblower nicht anders als ungezählte Millionen anderer Väter.
    »Du hast mir schon geholfen, indem du gekommen bist, Liebster«, sagte Maria.
    Schritte auf dem Gang und ein Klopfen an der Tür kündeten die Ankunft der Hebamme und der Wirtin an.
    »Na schön«, sagte die Hebamme, »es hat also angefangen, wie?«
    Hornblower musterte sie eingehend. Sie war nicht adrett angezogen - das konnte man unter den gegebenen Umständen auch nicht ernstlich erwarten -, aber sie war jedenfalls nüchtern, und ihr zahnlückiger Mund zeigte ein

Weitere Kostenlose Bücher