Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Ich liebe dich wirklich mehr als meine neue schwarze Hose.«
»Ach!« sagte Maria.
Jetzt mußte er den Scherz auf die Spitze treiben, vielleicht merkte sie dann doch, daß er zärtlich und nicht nur spaßhaft gemeint war. »Ja, sogar mehr als tausend schwarze Hosen«, sagte er. »Ist dir das noch immer nicht genug?«
Jetzt lächelte sie endlich. Sie entzog ihm ihre Hand und legte sie ihm auf die Schulter.
»Darf ich dieses Wort für immer im Herzen bewahren?« fragte sie.
»Es wird immer wahr bleiben, Schatz«, sagte er.
»Du bist der liebste und beste aller Männer«, sagte sie, und das Zittern in ihrer Stimme verriet ihm, daß ihr diese Worte von Herzen kamen.
»Ich habe aber auch die reizendste aller Frauen«, sagte er.
»Und jetzt darf ich wohl wieder an meine Arbeit gehen, nicht?«
»Natürlich, Liebling, ich will dich nicht abhalten, aber ich bin eben zu eigensüchtig - weil ich dich so schrecklich liebhabe... nur darum...«
»Aber Schatz!« sagte Hornblower und klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. Wahrscheinlich nahm ihn sein Gefühlsleben ebenso stark in Anspruch wie Maria, aber es gab eben zur Zeit außerdem noch eine Menge anderer Dinge, die seine ganze Aufmerksamkeit verlangten - und letzten Endes hing ja alles zusammen. Wenn er bei dieser Trauerparade versagte, dann konnte er damit rechnen, für den Rest seines Lebens auf Halbsold herumzusitzen, und damit war auch für das Ungeborene von vornherein und für immer Schmalhans Küchenmeister. Der tote Nelson aber lag zu dieser selben Stunde schon in Greenwich aufgebahrt, und übermorgen war der festgesetzte Tag für die Prozession, weil da die Flut um elf Uhr einsetzte. Die Zeit drängte also, denn es gab noch eine Menge zu tun. Er war darum froh, daß er endlich wieder an das Aufsetzen seiner Befehle gehen durfte, und er war erst recht froh, als er wieder auf seiner Atropos saß und sich mit aller Kraft in die Arbeit stürzen konnte.
»Mr. Jones, würden Sie die Güte haben, die Fähnriche und Steuermannsmaate zu mir achteraus zu schicken. Ich brauche sofort ein halbes Dutzend Männer mit anständiger Handschrift.«
Die Kajüte der Atropos glich alsbald einem Schulzimmer. Die Fähnriche saßen mit Tintenfässern und Federn ausgerüstet auf Messestühlen an improvisierten Tischen und schrieben die von Hornblower konzipierten Befehle ins reine. Hornblower eilte wie ein Eichhörnchen im Käfig von einem zum anderen und beantwortete alle auftauchenden Fragen.
»Bitte, Sir, ich kann dieses Wort hier nicht lesen.«
»Bitte fragen zu dürfen, ob ich hier einen neuen Absatz beginnen soll.«
Nebenbei konnte man bei diesem Unternehmen dem Offiziersnachwuchs ein bißchen auf den Zahn fühlen. Aus der gestaltlosen Masse schälten sich bald die einzelnen Charaktere deutlich heraus; die einen brauchten jeden Augenblick Erklärungen, andere dagegen waren fähig, aus dem Zusammenhang richtige Schlüsse zu ziehen, und dann gab es noch die Dummköpfe, die gedankenlos irgendwelchen Unsinn zu Papier brachten.
»Sind Sie denn ganz von Gott verlassen, Mann?« sagte Hornblower. »Kein normaler Mensch wird so etwas sagen, geschweige denn schreiben.«
»Aber ich habe es so gelesen, Sir«, erwiderte der Fähnrich hartnäckig.
»Dann ist Ihnen nicht zu helfen«, stöhnte Hornblower. Aber gerade dieser Mann hatte eine besonders gute, leicht leserliche Schrift, darum gab ihm Hornblower die Aufgabe, Kopf und Einleitung für alle Befehle auszuschreiben.
H.M.S. Atropos zur Zeit Deptford den 6. Januar 1806 Sir, Kraft der mir von den Lords-Kommissaren der Admiralität erteilten Vollmacht...
Andere konnten von da an fortfahren und sparten auf diese Weise Zeit.
Endlich waren die neunzig verschiedenen Befehle und Anordnungen samt ihren Duplikaten ausgeschrieben und um Mitternacht ihren Empfängern zugestellt. Von den verschiedensten Stellen waren für alle Boote, die an dem Zug teilnehmen sollten, Bootssteurer und Besatzungen aufgetrieben worden, ihre Verpflegung war sichergestellt, ihr Platz in der Linie genau bezeichnet:
Sie werden Platz Nr. 17 einnehmen, unmittelbar hinter der Barkasse des Oberkommandierenden auf dem Nore und unmittelbar vor dem Boot der hochansehnlichen Innung der Fischhändler.
Die letzten Anordnungen wurden noch um zwei Uhr morgens am Tag der Prozession gemeinsam mit Mr. Fallender getroffen, dann blieb, wie Hornblower gähnend feststellte, wirklich nichts mehr zu bedenken. Halt, eine Änderung mußte noch getroffen werden.
»Mr. Horrocks, Sie
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