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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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sogar auf dem Vorstag der Atropos schlafen, wenn man ihn nur ließe. Er erreichte die Gig und stieg an Bord.
    »Stromab«, befahl er dem Bootssteurer.
    An der Greenwich Pier herrschte noch Nacht; man schrieb erst Ende Januar, und am Himmel war um diese Jahreszeit noch keine Spur von Dämmerung zu entdecken. Der Wind wehte stetig aus West, also stromabwärts, und frischte wahrscheinlich mit Hellwerden noch auf. Während er die Pier entlangging, brachte ihn ein lauter Haltruf zum Stehen.
    »Gut Freund«, sagte Hornblower und öffnete seinen Mantel, damit der Posten im Licht der Laterne seine Uniform sehen konnte.
    »Treten Sie näher und geben Sie das Losungswort!«
    »Ruhm und Unsterblichkeit«, sagte Hornblower - er hatte diese Parole selbst gewählt, das war auch so eine von den tausend Einzelheiten, die am Tag vorher zu regeln waren.
    »Passiert! Alles in Ordnung!« sagte der Posten.
    Der Mann war ein Soldat der Blackheath-Miliz. Solange der tote Admiral in Greenwich aufgebahrt lag, mußten an allen Ecken des Geländes Wachen aufgestellt werden, damit das Volk nicht auch dort herumlief, wo es nicht erwünscht war. Im Hospital brannte schon überall Licht, dort herrschte allgemeine Aufregung und geschäftiges Hin und Her.
    »Der Gouverneur zieht sich grade an, Sir«, sagte ein Leutnant mit einem Holzbein. »Die Herren von Rang und Stand werden um acht Uhr eintreffen.«
    »Ja«, sagte Hornblower, »ich weiß.« Er hatte selbst den Fahrplan aufgestellt. Die Würdenträger des Staates, der Marine und der Bürgerschaft sollten zu Land von London kommen und den Toten zu Wasser dorthin zurückbegleiten. Hier lag Lord Nelsons Leiche in ihrem Sarg, die Schrägen, auf denen er stand, waren unter Flaggen, Trophäen und heraldischen Insignien verborgen. Und da erschien auch schon der Gouverneur, er hinkte vor Rheumatismus, seine Glatze schimmerte im Lampenlicht.
    »Morgen, Hornblower!«
    »Guten Morgen, Sir.«
    »Na, alles klar?«
    »Jawohl, Sir. Nur der Wind weht mir zu frisch aus West. Er verzögert die Flut.«
    »Sehen Sie, das habe ich befürchtet.«
    »Die Folge ist, daß die Boote nicht so schnell vorankommen.«
    »Das ist klar.«
    »Aus diesem Grunde wäre ich Ihnen besonders verbunden, wenn Sie Ihr möglichstes tun würden, daß die Herren Leidtragenden rechtzeitig aufbrechen. Leider haben wir bis zur Einschiffung nicht viel Zeit, Sir.«
    »Ich will mein Bestes tun, Hornblower; aber einen Großadmiral können Sie nicht gut zur Eile antreiben und Lord St. Vincent auch nicht und den Lord-Mayor ebenfalls nicht, nicht einmal seinen Stellvertreter.«
    »Ich weiß wohl, Sir, es wird schwierig sein.«
    »Wie gesagt, Hornblower, ich werde mein Bestes tun. Aber ohne einen Bissen Frühstück können wir die Leute doch nicht gut losschicken.«
    Der Gouverneur zeigte nach dem nächsten Raum, wo unter Aufsicht des Leutnants mit dem Holzbein eine Anzahl Matrosen in schwarzen Halstüchern eine Tafel deckten. An einem Büfett gab es kalte Pasteten, Schinken und Roastbeef, auf dem weißen Tischtuch glänzte blankes Silber. Auf einem kleineren Seitenbüfett baute ein zuverlässiger Unteroffizier gerade eine Batterie von Karaffen und Flaschen auf.
    »Wie war's mit einem kleinen Imbiß und einem Gläschen?« lud ihn der Gouverneur ein.
    Hornblower sah wie immer nach der Uhr.
    »Danke, Sir. Ich habe gerade drei Minuten Zeit dazu.«
    Es war schön, so unerwartet etwas zu essen zu bekommen; es war ein besonderer Genuß, Schinkenscheiben zu verzehren, die sonst durch die Speiseröhre eines Admirals gerutscht wären. Er spülte den Schinken mit einem Glas Wasser hinunter, was den Unteroffizier am Weinbüfett in fassungsloses Staunen versetzte.
    »Meinen besten Dank, Sir«, sagte er zum Gouverneur, »es ist Zeit, daß ich mich verabschiede.«
    »Leben Sie wohl, Hornblower, und alles Gute!«
    Als er wieder an die Pier kam, hatte es zu dämmern begonnen - man konnte bereits, wie man im Orient zu sagen pflegt, einen schwarzen Faden von einem weißen unterscheiden. Auf dem Strom herrschte schon reges Leben, von flußaufwärts trug der Wind das Geräusch von Ruderschlägen und scharfe seemännische Kommandos herüber. Hier lag der Kutter der Atropos mit Smiley und Horrocks an Bord, dort lagen die Boote vom Wachschiff und vom Empfangsschiff, eine abgemarkte Leine auf der Pier bezeichnete den Aufstellungsplatz für eine anrückende Abteilung Matrosen. Kurzum, der Ernst des Lebens begann.
    Das konnte man wirklich mit Fug behaupten. Die 38
    Fahrzeuge

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