Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
gutmütiges Lächeln.
    »Ich möchte Sie gern einmal ansehen, Madam«, sagte sie und fügte dann mit einem Seitenblick hinzu: »Der Herr zieht sich wohl so lange zurück.«
    Maria suchte ihn mit dem Blick. Sie gab sich sichtlich alle Mühe, tapfer zu erscheinen.
    »Ich sehe dich ja bald wieder, Schatz«, sagte Hornblower und bemühte sich ebenfalls um einen möglichst unbekümmerten Ton.
    Draußen bot ihm die Wirtin mit herzlichen Worten ihre Gastfreundschaft an: »Wie wäre es mit einem Cognac, Sir? Oder ist Ihnen ein Glas heißer Rum vielleicht lieber?«
    »Nein, danke, ich möchte jetzt keines von beiden«, sagte Hornblower.
    »Der junge Herr schläft bei einem meiner Mädchen im Bett«, erklärte die Wirtin. »Er hat nicht geschrien, keinen Ton hat er von sich gegeben, als wir ihn zu ihr hineinbrachten. Ein feines Jungchen ist das, Sir.«
    »Ja«, sagte Hornblower. Beim Gedanken an seinen kleinen Jungen fand er doch noch ein Lächeln.
    »Es ist das beste, Sir, Sie gehen in die Kaffeestube«, sagte die Wirtin, »dort ist noch etwas Glut im Kamin.«
    »Besten Dank«, sagte Hornblower, mit einem Blick auf seine Uhr. Gott, wie die Zeit verging.
    »Ihre liebe Frau wird alles gut überstehen«, fuhr die Wirtin in mütterlich tröstendem Ton fort. »Ich wette, es wird wieder ein Junge, für mich gibt es darüber keinen Zweifel, wissen Sie, ich erkannte das gleich an der Art, wie sie das Kind trug.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte Hornblower und sah wieder nach der Uhr. Es war nun wirklich höchste Zeit, sich für den bevorstehenden Tag zurechtzumachen. »Hören Sie mich bitte einen Augenblick an«, sagte er. Dann brauchte er noch eine kurze Pause, um seine bleierne Müdigkeit abzuschütteln und den ständig um Maria kreisenden Gedanken eine andere Richtung zu geben. Schließlich begann er der Wirtin an seinen Fingern alle die Dinge aufzuzählen, die er aus dem Schlafzimmer geholt haben wollte. Die schwarze Hose und die schwarzen Strümpfe, die Epaulette, den besten Hut, den Säbel und den Trauerflor.
    »Ich bringe Ihnen die Sachen herunter, Sir. Sie können sich dann gleich hier umziehen - um diese Nachtstunde stört Sie hier kein Mensch.«
    Als sie wieder erschien, hatte sie beide Arme mit den Kleidungsstücken beladen, die Hornblower ihr genannt hatte.
    »Allerhand, daß ich den Leichenzug ganz vergessen konnte, Sir«, sagte sie. »Dabei wird hier am Strom schon seit einer Woche von nichts anderem geredet. Hier sind Ihre Sachen, Sir.«
    Im Licht der flackernden Kerzen sah sie Hornblower aufmerksam an. »Es wäre vielleicht doch gut, wenn Sie sich rasierten, Sir«, sagte sie. »Wenn Sie Ihr Messer an Bord gelassen haben sollten, dann können Sie das meines Mannes benutzen.«
    Mutterschaft schien ansteckend zu wirken - in ihrem Bannkreis wurden wohl alle Frauen zu Müttern.
    »Ja, danke schön, das werde ich tun.«
    Nach einer Weile war er glücklich fertig und zog abermals seine Uhr. »Jetzt ist es Zeit zu gehen«, sagte er. »Schauen Sie doch bitte nach, ob ich zu meiner Frau hinein kann.«
    »Ich sage Ihnen von vornherein, daß das nicht gehen wird, Sir«, sagte die Wirtin. »Wenn Sie hören, was ich höre...«
    Hornblowers Ausdruck mußte seine Gefühle recht deutlich verraten haben, denn die Wirtin fuhr fort:
    »In einer Stunde ist alles vorüber, Sir. Wollen Sie denn nicht noch ein bißchen warten?«
    »Warten?« wiederholte Hornblower und warf wieder einen Blick auf die Uhr.
    »Nein, das ist ausgeschlossen, ich muß jetzt gehen.«
    Die Wirtin steckte die Kerze seiner Laterne an dem Leuchter auf dem Kaminsims an.
    »Gott wie schön«, rief sie. »Sie sehen ja aus wie ein Gemälde.
    Aber es ist kalt draußen.«
    Sie knöpfte ihm dicht unterm Kinn den obersten Knopf seines Mantels zu.
    »Ich kann nicht dulden, daß Sie sich heute erkälten, Sir. Und nun machen Sie sich nur keine Sorgen.«
    Ein guter Rat, dachte Hornblower, während er zum Strom hinunterging, aber ebenso schwer zu befolgen wie die meisten anderen guten Ratschläge. Am Wasser unten entdeckte er gleich die Bootslaterne der Gig und sah dann, wie sich eine schattenhafte Gestalt davor hin und her bewegte. Die Besatzung hatte offenbar einen Ausguck aufgestellt, der auf seine Laterne achten sollte, damit sich die anderen derweil auf den höchst unbequemen Bodenbrettern der Gig wenigstens ein Auge voll Schlaf verschaffen konnten. So hart ihr Lager auch war, sie hatten es immer noch zehnmal besser als er selbst, denn ihm war zumute, als könnte er

Weitere Kostenlose Bücher