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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Unterhaltung fort.
    »Er sagt, Sie hätten ein sehr schönes Schiff, Sir«, übersetzte Turner. »Ich glaube, daß er nun bald zur Sache kommt.«
    »Danken Sie ihm für die freundliche Anerkennung«, sagte Hornblower, »und loben Sie die Schönheiten seines Ortes, wenn Sie das für richtig halten.«
    Der Mudir lehnte sich auf seinem Stuhl zurück - offenbar war ihm diese Sitzgelegenheit höchst ungewohnt - und forschte erst in Hornblowers, dann in Turners Mienen. Erst nach einer ganzen Weile nahm er in besonders beherrschtem und wohlmoduliertem Tonfall wieder das Wort:
    »Er fragt, ob die Atropos lange bleiben wird, Sir«, sagte Turner.
    Auf diese Frage hatte Hornblower die ganze Zeit gewartet.
    »Sagen Sie ihm, daß ich meine Vorräte noch nicht ergänzt habe«, sagte er.
    Immerhin konnte er damit rechnen, daß die Vorbereitungen für das Bergungsunternehmen, das Suchen und Ausbojen des Wracks sowie die ersten Tauchversuche unbemerkt geblieben oder mindestens für einen Beobachter an Land nicht zu durchschauen waren. Während Turner seine Worte übersetzte und der Mudir antwortete, ließ er den Türken nicht aus den Augen.
    »Er sagt, er nehme an, daß Sie auslaufen, sobald das geschehen ist«, sagte Turner.
    »Sagen Sie ihm, das würde ich wahrscheinlich tun.«
    »Er meint, dies sei der beste Platz, um Meldungen über französische Schiffe abzuwarten, Sir. Die einlaufenden Fischerboote brächten oft wichtige Nachrichten mit.«
    »Sagen Sie ihm, ich hätte meine Befehle.«
    In Hornblower reifte der Verdacht, daß der Mudir das Auslaufen der Atropos aus irgendeinem Grund hinauszögern wollte. Ob er ihn so lange festhalten wollte, bis ihm ein Hinterhalt gelegt werden konnte, bis die Geschütze des Forts bemannt waren, bis der Wali mit seinen Truppen zurückkam?
    Jedenfalls eignete sich die Unterhaltung über einen Dolmetscher ausgezeichnet zur Führung eines diplomatischen Gesprächs. Er konnte den Mudir dabei ständig im Auge behalten und war außerdem in der Lage, jede unachtsame Äußerung als Übersetzungsfehler Turners oder aus irgendeinem anderen Grund von sich zu weisen.
    »Von hier aus könnten wir am besten die Passage von Rhodos überwachen, meint er, Sir, die werde von den Franzosen erfahrungsgemäß am häufigsten benutzt. Es scheint, als möchte er auf alle Fälle seine zwanzig Guineen kassieren, Sir.«
    »Schon möglich«, sagte Hornblower und suchte durch den Ton dieser Antwort auszudrücken, daß er Turners Bemerkung überflüssig fand.
    »Sagen Sie ihm, daß mir meine Befehle leider wenig Handlungsfreiheit lassen.«
    Nachdem der Mudir seinen Wunsch geäußert hatte, war es offenbar das beste, ihm alle möglichen Bedenken vorzutäuschen, die nicht so ohne weiteres, am Ende aber vielleicht doch hintangesetzt werden konnten. Hoffentlich reichte Turners Kenntnis der Lingua franca so weit, daß er das richtig zum Ausdruck brachte.
    Der Mudir gab sich bei seiner Antwort lebhafter als zuvor, er schien jetzt wirklich im Begriff, die Karten auf den Tisch zu legen.
    »Er möchte, daß wir noch länger bleiben, Sir«, sagte Turner.
    »In diesem Fall könne er uns auch viel besseren Proviant aus dem Hinterland verschaffen.«
    Das war natürlich nicht der wahre Grund für seinen Vorschlag.
    »Das ist kein Grund zu bleiben«, sagte Hornblower. »Wenn wir den Proviant nicht rechtzeitig bekommen, dann segeln wir eben ohne ihn.«
    Hornblower mußte dabei sehr genau auf seinen Ausdruck achten. Jedes Wort, das er zu Turner sprach, mußte so klingen, als ob es sein voller Ernst sei, denn der Mudir ließ sie keine Sekunde aus den Augen.
    »Jetzt bekennt er endlich Farbe, Sir«, sagte Turner. »Er bittet uns, hierzubleiben.«
    »Dann fragen Sie ihn gleich, was ihn zu dieser Bitte veranlaßt.«
    Diesmal dauerte die Antwort des Mudirs erheblich länger.
    »Jetzt haben wir endlich Klarheit, Sir«, meldete Turner. »Er spricht von Piraten.«
    »Bitte geben Sie mir wörtlich wieder, was er sagte, Mr. Turner.«
    Turner steckte die Zurechtweisung ein. »Hier an der Küste sind Piraten aufgetaucht, Sir«, erklärte er. »Ihr Anführer ist ein Mann namens Michael - Michael, der Türkenschlächter, Sir. Ich habe selbst schon einiges über ihn gehört - es ist natürlich ein Grieche. Er überfällt und plündert kleine Küstenorte. Vorgestern soll er in Fettech gewesen sein, das liegt nur ein paar Meilen von hier, Sir.«
    »Und der Mudir hat wohl Angst, daß sein Ort als nächster an die Reihe kommt?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Turner.

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