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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Natividad verstrichen waren, hatte der Kommandant in Gedanken eifrig an der Vervollkommnung seines Planes gearbeitet. Es durfte nichts mißlingen. Alles mußte berücksichtigt werden, was möglicherweise der Sicherstellung des Erfolges dienen konnte.
    »Alles verstanden?« fragte er schließlich. Innerhalb seiner abgeteilten Kammer stand er gebeugt unter den niedrigen Decksbalken, während die Offiziere ihre Hüte nervös in den Händen drehten.
    »Aye, aye, Sir.«
    »Schön«, nickte Hornblower, worauf er die Herren entließ.
    Fünf Minuten später aber trieben ihn Ungeduld und Sorge wieder an Oberdeck.
    »Posten Ausguck, was können Sie vom Feinde erkennen?«
    »Taucht gerade hinter der Insel auf, Sir. Rumpf und Untermasten noch verdeckt. Nur die Toppsegel kann ich sehen, Sir.«
    »Welcher Kurs liegt an?«
    »Sie hält sich gut am Winde, Sir, wird also wohl mit diesem Schlag die Bucht erreichen.«
    »Ha... hm«, sagte Hornblower und ging nach unten. Es mußten doch mindestens vier Stunden vergehen, ehe die Natividad in der Einfahrt erschien und er weitere Maßnahmen ergreifen konnte. Er überraschte sich dabei, daß er mit gebeugten Schultern innerhalb der Grenzen seiner winzigen Kammer umherging, und riß sich wütend zusammen. Der Kommandant seiner Träume mit den eisernen Nerven würde sich nie in solche fieberhafte Erregung hineinsteigern, selbst wenn, wie in diesem Fall, innerhalb der nächsten vier Stunden sein guter Ruf als Seemann und Offizier aufs Spiel gesetzt wurde. Das Schiff mußte wissen, daß auch er Ungewißheiten mit Gleichmut zu ertragen vermochte.
    »Polwheal soll kommen«, befahl er schroff. Er kam hinter seinem Segeltuchverschlag hervor und richtete das Wort an eine Gruppe von Matrosen, die bei einem der Batteriegeschütze stand; und als der Gerufene erschien, fuhr er fort: »Zum Ersten Offizier. Wenn er die Herren Galbraith, Clay und Savage nicht dienstlich benötigt, würde ich mich freuen, sie zum Abendbrot bei mir zu sehen und danach eine Partie Whist mit ihnen zu spielen.«
    Auch Galbraith war erregt; nicht nur wegen des vermutlich bevorstehenden Gefechts, sondern auch, weil er noch immer wegen seines Verhaltens bei der Schießerei am Strande einen Rüffel erwartete. Seine grobknochige Schottengestalt konnte keinen Augenblick ruhig bleiben, und sein Gesicht war bis über die vorstehenden Backenknochen hinauf gerötet. Selbst die beiden jugendlichen Midshipmen waren zahm und nervös.
    Hornblower zwang sich, den liebenswürdigen Gastgeber zu spielen, wobei jedes von ihm gesprochene Wort dazu bestimmt war, seinen Ruf der Unerschütterlichkeit zu erhöhen. Er entschuldigte sich wegen der Unvollkommenheit des Abendessens; da das Schiff gefechtsklar war, hatten alle Feuer gelöscht werden müssen, und man begnügte sich demnach mit kalten Speisen. Der Anblick jedoch der kalten Brathühner, des kalten Schweinebratens, der goldgelben Maisbrötchen und der Obstschalen erregte den Appetit des sechzehnjährigen Midshipman Savage, so daß er seine Befangenheit vergaß.
    »Das schmeckt besser als Ratten, Sir«, meinte er händereibend.
    »Ratten?« wiederholte Hornblower zerstreut. Wenn er sich auch alle Mühe gab, aufmerksam zu bleiben, so weilten seine Gedanken doch nicht in der Kajüte, sondern an Deck.
    »Jawohl, Sir. Ehe wir diesen Hafen anliefen, bildeten Ratten das Lieblingsgericht der Fähnrichsmesse.«
    »Das stimmt«, echote Clay. Er säbelte sich dicke Scheiben kalten Schweinebratens herunter, wobei er es besonders auf die Kruste ab gesehen hatte, und legte das Ganze zu dem halben Huhn auf seinen Teller. »Dem Spitzbuben, dem Bailey, habe ich für eine erstklassige Ratte immer drei Pence bezahlt.«
    Hornblower riß seine Gedanken gewaltsam von der näher kommenden Natividad fort und rief sich jene Zeit ins Gedächtnis, da er selbst ein halbverhungerter, von Heimweh und Seekrankheit gepeinigter Midshipman gewesen war. Die älteren Fähnriche hatten damals mit Genuß Ratten verspeist und behauptet, eine mit Hartbrot gemästete Ratte sei ein größerer Leckerbissen als zwei Jahre altes Pökelfleisch. Niemals hatte er es vermocht, selbst derlei herunterzuwürgen, aber vor diesen Jünglingen wollte er das nicht zugeben.
    »Drei Pence für eine Ratte scheint mir ein wenig teuer«, meinte er. »Ich kann mich nicht erinnern, als Fähnrich so viel bezahlt zu haben.«
    »Ja aber, Sir, haben Sie denn selbst welche gegessen?« staunte Savage.
    Um die unmittelbare Frage zu beantworten, mußte Hornblower

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