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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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klaren sein, aber sowie die Segel los gemacht wurden, richteten sich von den Mauern der Stadt aus natürlich unzählige Fernrohre auf die Lydia . Mißlang das Manöver, so brauchte der, der den Schaden hatte, für den Spott nicht zu sorgen. Überdies konnte das Auslaufen der Fregatte um Stunden verzögert werden, die zur Behebung des entstandenen Schadens benötigt wurden. Unter keinen Umständen aber wollte Hornblower den Anker schlippen und ohne ihn in See gehen.
    Er sah zum Verklicker, der kleinen, ganz droben am Mast wehenden Windfahne, hinauf, und dann blickte er über die Seite ins Wasser. Der Wind wehte quer zum Strom. Dieser Umstand wenigstens war günstig. Ruhig erteilte er seine Befehle, wobei er sehr darauf bedacht war, seine Unruhe zu verbergen und der Lady Barbara nach wie vor den Rücken zuzukehren. Die Toppsgasten enterten bereits auf, um das Vormarssegel loszumachen. Mit diesem und dem Besan mochte es gelingen, Fahrt über den Achtersteven zu machen, also rückwärts zu segeln. Harrison stand klar beim Gangspill, um die Kette zunächst ausrauschen zu lassen und dann auf Teufel komm raus einzuhieven, sobald das Schiff wieder vorwärts kam. Bushs Leute warteten bei den Brassen, und alles, was nicht eingeteilt war, versammelte sich beim Spill.
    Die Kette donnerte aus der Klüse, als die Fregatte achteraus glitt. Wie angewurzelt stand Hornblower auf dem Achterdeck.
    Er fühlte, daß er eine Woche seines Lebens dafür gegeben hätte, hin und her gehen zu können, ohne dem Blick der Lady Barbara zu begegnen. Aus halbgeschlossenen Augen verfolgte er die Bewegungen des Schiffes; seine Gedanken beschäftigten sich mit zahlreichen Faktoren zu gleicher Zeit; dem Zug der Ankerkette auf den Vorsteven, dem Druck des Windes auf Besan und backgebraßtem Vormarssegel, der Strom Versetzung, der zunehmenden Fahrt über den Achtersteven, der noch zur Verfügung stehenden Kettenlänge. Er paßte den richtigen Augenblick ab, dann:
    »Hart Steuerbord!« schrie er dem Rudergänger zu.
    »Angebraßt jetzt!«
    Mit dem hart zu Bord liegenden Ruder kam das Schiff ein wenig herum; das Vormarssegel gleichfalls. Blitzschnell wurden Klüver und Stagsegel gesetzt. Ein Zittern lief durchs Schiff, die Fahrt wurde abgebremst, einen Augenblick zögerte die Fregatte, dann aber begann sie dicht am Winde langsam zwar, doch wie erfreut, wieder Fahrt aufzunehmen; diesmal vorwärts. Droben kam indessen auf Hornblowers laute Befehle jedes Stück Leinwand zum Tragen, das den Zug zu verstärken vermochte.
    Das Gangspill klankte begeistert, indessen Harrisons Leute im Kreise herumrannten und die Kette wieder eingehievt wurde.
    Dem Kommandanten verblieben ein paar Augenblicke zum Nachdenken. Schneller glitt die Lydia vorwärts. Gab er ihr nur die geringste Gelegenheit dazu, so würde der Zug der Ankerkette die Segel back schlagen lassen und das Schiff stehenbleiben. Er fühlte sein Herz klopfen, als er das Vormarssegel beobachtete, um das erste Zeichen des Killens abzufangen. Ein solches Flattern würde bedeutet haben, daß der Wind von vorn einfiel. Mit aller Gewalt mußte sich Hornblower zur Ruhe zwingen, damit seinen dem Rudergänger erteilten Befehlen nichts anzumerken war. Die Kette kam sehr schnell ein. Die nächste Krise stand dicht bevor; entweder wurde jetzt der Anker aus dem Grund gebrochen oder die Lydia entmastet.
    Hornblower wartete noch einige Sekunden, dann schrie er den Befehl zum Bergen sämtlicher Segel hinaus.
    Nun trug das eifrige, wenn auch peinvolle Segelexerzieren seine Früchte, mit dem Bush die Besatzung eingedrillt hatte. Die Untersegel, Marssegel und Bramsegel verschwanden während der wenigen, noch zur Verfügung stehenden Augenblicke, und als das letzte Stück Leinwand festgemacht war, drehte Hornblower das Schiff in den Wind, um geradeswegs auf den widerspenstigen Anker zuzuhalten, wobei die Lydia von der noch vorhandenen Fahrt langsam vorwärts getrieben wurde. Mit höchster Spannung lauschte Hornblower dem Geräusch des Spills.
    Klank - klank - klank - klank...
    Harrison hetzte die Leute wie die Irrsinnigen um das Gangspill herum.
    Klank - klank - klank - klank...
    Merklich verlangsamte das Schiff seine Fahrt. Noch immer vermochte Hornblower nicht zu sagen, ob alle diese Anstrengungen nicht schimpflich mit einem Fehlschlag enden würden.
    Klank - klank - klank...
    Und dann ein wilder Schrei von Harrisons Lippen:
    »Anker ist aus dem Grund, Sir!«
    »Mr. Bush, lassen Sie alle Segel setzen«, befahl der Kommandant.

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