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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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umgeben, den sich manch ein anderer Fregattenkapitän hätte leisten können.
    »Gerade als Sie sprachen«, sagte Lady Barbara freundlich, »dachte ich daran, daß es unerhört ist, einen königlichen Offizier schlechter zu behandeln als irgend so einen feisten Kaufmann der Ostindischen Kompanie. Im übrigen habe ich nur um einen einzigen Gegenstand zu bitten, den ich vermisse.«
    »Und der wäre, Madame?«
    »Ein Schlüssel für die Kammertür.«
    »Ich werde den Waffenmeister einen anfertigen lassen, Madame, doch mache ich Sie darauf aufmerksam, daß Tag und Nacht ein Posten vor der Tür steht.«
    Die Hintergedanken, die Hornblower aus dem Wunsch der Lady erriet, ärgerten ihn abermals. Sie beschimpfte ihn und sein Schiff.
    »Quis custodiet ipsos custodes?« meinte Lady Barbara.
    »Nicht meinetwegen bedarf ich des Schlüssels, aber wenn ich Hebe nicht unmittelbar unter den Augen habe, muß ich sie einsperren. Sie vermag sich den Männern ebensowenig fernzuhalten wie die Motte dem Licht.«
    Die kleine Negerin verzog bei diesen Worten ihr Gesicht zu einem breiten Grinsen. Sie schien durchaus nicht beleidigt, sondern sogar stolz zu sein. Der Blick ihrer rollenden Augen traf den schweigend dabeistehenden Polwheal.
    »Aber wo soll sie denn schlafen?« fragte Hornblower erschrocken.
    »Auf dem Boden meiner Kammer. Und du, Hebe, merke dir, was ich sage: das erstemal, daß ich dich nachts nicht dort finde, bekommst du solche Prügel, daß du auf dem Gesicht liegend schlafen mußt.«
    Noch immer grinste Hebe, obwohl sie offensichtlich wußte, daß ihre Herrin die Drohung nötigenfalls wahrmachen würde.
    »Also gut«, nickte Hornblower. »Polwheal, bringe meine Sachen in Mr. Bushs Kammer. Es täte mir sehr leid, aber er müßte bis auf weiteres in die Messe übersiedeln. Sorge dafür, daß Lady Barbara alles bekommt, was sie benötigt. Ich lasse Mr. Gray bitten, das Gepäck in meinem Hellegatt zu verstauen. Und nun, Madame, bitte ich mich zu entschuldigen; es ist höchste Zeit, daß ich dem Vizekönig meinen Besuch abstatte.«

10. Kapitel
    Unter dem üblichen Schrillen der Bootsmannspfeifen kehrte der Kommandant der Lydia wieder an Bord zurück. Die Wache der Seesoldaten präsentierte das Gewehr. Er trat sehr behutsam auf, denn gute, aus Europa eingetroffene Nachrichten hatten den Vizekönig in äußerst gastfreie Laune versetzt, obwohl ihn der erste, in Panama selbst festgestellte Fall gelben Fiebers erschreckte. Hornblower war daher genötigt worden, etwas viel Wein zu trinken. Da er im all gemeinen wenig Alkohol trank, war ihm das Gefühl verhaßt, nicht ganz Herr seiner selbst zu sein.
    Seiner Gewohnheit entsprechend sah er sich scharf um, sowie er den Fuß an Deck setzte. Lady Barbara ruhte in einem Liegestuhl auf der Hütte; irgend jemand mußte ihn im Laufe des Tages angefertigt haben, und irgend jemand hatte in den Unterwanten des Kreuztopps ein Stück Sonnensegel angebracht, so daß sie im Schatten saß. Hebe kauerte zu ihren Füßen. Sie schien sich durchaus behaglich zu fühlen und lächelte dem Kommandanten entgegen, aber er blickte fort. Er wollte erst mit ihr sprechen, wenn sein Kopf klarer geworden war.
    »Lassen Sie alle Mann zum Ankerlichten und Segelsetzen pfeifen, Mr. Bush. Wir gehen sofort in See.«
    Er begab sich nach unten, stutzte mit ärgerlicher Geste, als er merkte, daß ihn die Gewohnheit zur falschen Tür geführt hatte, drehte sich hastig um und stieß dabei mit dem Kopf heftig gegen einen Decksbalken. Die neue Kammer, aus der Bush hatte weichen müssen, war sogar noch enger als seine bisherige.
    Polwheal wartete bereits, um ihm beim Umziehen behilflich zu sein, und bei seinem Anblick fielen Hornblower neue Mißhelligkeiten ein. Als Lady Barbara an Bord kam, hatte er seine Paradeuniform getragen, aber die durfte er nicht für den täglichen Gebrauch anbehalten, da sie sonst für feierliche Gelegenheiten alsbald zu abgenutzt worden wäre. In Zukunft also mußte er jener Frau in seinen alten geflickten Röcken und den derben Leinenhosen unter die Augen treten. Sie würde über sein schäbiges Aussehen und seine Ärmlichkeit die Nase rümpfen.
    Während er seine durchschwitzten Sachen ablegte, verwünschte er heimlich seine neue Bekanntschaft. Und gleichzeitig ergab sich abermals eine Schwierigkeit. Wenn er nachher sein Brausebad nahm, mußte Polwheal Wache stehen, damit ihn die Dame nicht dabei überraschte. Ja, und dann mußten auch der Mannschaft entsprechende Befehle erteilt werden; Lady

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