Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Bush gab sich keine Mühe, die Bewunderung für ein so glänzendes Beispiel seemännischen Könnens zu verbergen. Hornblower aber fiel es nicht leicht, jenen harten Kommandanten beizubehalten, unter dem er das Gefühl seelischer Erleichterung verbarg. Die Untergebenen sollten keine Sekunde daran zweifeln, daß er von Anfang an mit Sicherheit das Gelingen des Manövers vorausgesehen hatte.
    Er bestimmte einen Kompaßkurs, und als der anlag, warf er noch einmal einen prüfenden Blick umher.
    »Ha... hm«, machte er und verschwand unter Deck, wo er sich entspannen konnte und wo ihn niemand sehen konnte; weder Mr. Bush noch... Lady Barbara.

11. Kapitel
    Drunten in der Kajüte flach auf dem Rücken liegend und dichte Rauchwolken aus einer Zigarre des›Generals‹Hernandez gegen die Decke blasend, über der Lady Barbara saß, begann Hornblower sich allmählich von den Anstrengungen eines sehr arbeitsreichen Tages zu erholen. Er hatte mit dem Erscheinen vor Panama begonnen, wobei alle Sinne darauf gerichtet waren, rechtzeitig einen etwaigen Hinterhalt zu erkennen, und vorläufig jedenfalls hatte er mit dieser ärgerlichen Ankergeschichte seinen Abschluß gefunden. Dazwischen lag die Ankunft der Lady Barbara und die Besprechung mit dem Vizekönig von Neu-Granada. Der Vizekönig war der typische spanische Edelmann alter Schule. Hornblower sagte sich, daß er lieber alltäglich mit el Supremo zu tun haben würde, als mit ihm. Freilich, el Supremo mochte die unangenehme Gewohnheit haben, Mitmenschen auf barbarische Weise umzubringen, aber es fiel ihm nicht schwer, einen Entschluß zu fassen, und man durfte sicher sein, daß von ihm erteilte Befehle mit großer Genauigkeit ausgeführt wurden. Hingegen war der Vizekönig zwar begeistert von Hornblowers Meinung gewesen, daß ein sofortiges Vorgehen gegen die Aufständischen nötig sei, doch zeigte er sich nicht bereit, dieser Meinung entsprechend zu handeln.
    Hornblowers Absicht, noch am Tage der Ankunft wieder in See zu gehen, hatte ihn offensichtlich überrascht, denn er hatte angenommen, die Lydia werde eine volle, mit Festlichkeiten, Ausflügen und Nichtstun ausgefüllte Woche in Panama bleiben.
    Er war gleichfalls der Ansicht gewesen, daß eine mindestens tausend Mann starke Truppenabteilung zur Küste von Nicaragua geschafft werden müsse - obwohl sich kaum mehr als tausend Mann unter seinem Kommando befanden -, doch hatte er zweifellos beabsichtigt, die Ausgabe der entsprechenden Befehle bis zum anderen Tage zurückzustellen.
    Hornblower mußte seinen ganzen Takt aufbieten, um ihn dazu zu überreden, es sofort, das heißt an der Bankettafel sitzend, zu tun und seine bevorzugten Adjutanten der Mühe zu unterziehen, während der geheiligten Stunden der Siesta unter heißer Sonne mit Meldungen über Land zu reiten. Übrigens war das Festmahl selbst angreifend gewesen. Hornblower hatte das Gefühl, als wäre gar keine Haut mehr an seinem Gaumen, so furchtbar gepfeffert waren alle Gerichte zubereitet worden. Dieser Umstand, zusammen mit der fast aufdringlichen Gastlichkeit des Vizekönigs, machten es schwer, zu vieles Trinken zu vermeiden.
    In einem Zeitalter scharfen Zechens stand Hornblower mit seiner Mäßigkeit beinahe allein. Übrigens vermied er das Trinken nicht aus irgendeinem bewußten Grunde, sondern nur deshalb, weil ihm das Gefühl, nicht völlig Herr seiner Sinne zu sein, höchst widerwärtig war.
    In Anbetracht der soeben eingetroffenen Nachrichten aber hatte er jenes letzte Glas Wein nicht ablehnen können. Mit einem Ruck richtete er sich jetzt auf seiner Koje auf. Die Sache mit dem Anker hatte ihm zeitweilig jede Erinnerung geraubt.
    Die gute Sitte verlangte es, daß er die Neuigkeit der Lady Barbara mitteilte, zumal sie selbst sehr stark davon betroffen wurde. Er eilte an Deck, warf die Zigarre über Bord und näherte sich der Dame. Gerard, der wachhabende Offizier, unterhielt sich eifrig mit ihr, und Hornblower schmunzelte grimmig, als er bemerkte, wie Gerard das Gespräch abbrach und sich zurückzog.
    Lady Barbara saß noch immer in der Nähe der Reling; die Negerin kauerte zu ihren Füßen. Genießerisch schien sie die kühle Brise einzuatmen, gegen die das Schiff dicht am Winde segelnd aus dem Golf strebte. Die als gelbrote Scheibe im klaren Himmelsblau stehende Sonne hatte schon fast den Horizont erreicht. Ohne ihres Teints zu achten, setzte Lady Barbara ihr Gesicht den fast waagerecht einfallenden Strahlen aus. Hierin lag vermutlich die Erklärung für

Weitere Kostenlose Bücher