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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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von den Klippen Mangueras aus mit einer Flinte auf die Engländer. Die Kugel schlug in die Großrüst, doch ließ sich der Schütze nicht blicken. Bush steuerte die Lydia wieder auf See hinaus, worauf mit nordöstlichem Kurse die Suche nach der Natividad fortgesetzt wurde.
    Auch auf der Reede von La Libertad war nichts von dem Rebellenschiff zu sehen. Das gleiche galt für die anderen kleinen Häfen. Aus dem Städtchen Champerico stieg viel Qualm empor, und Hornblower, der das Glas darauf richtete, erkannte, daß es sich wenigstens diesmal nicht um einen vulkanischen Vorgang handelte. Champerico stand in Flammen. Offenbar waren die Leute el Supremos gekommen, um den Einwohnern Erleuchtung zu bringen, aber von der Natividad war nichts zu spüren.
    Im Golf von Tehuantepec frischte es zusehends auf. Jener Winkel des Pazifiks ist fast immer stürmisch, weil die Winde durch eine Lücke in den Sierras vom Golf von Mexiko herüberwehen. Hornblower merkte die Veränderung zunächst durch die heftiger werdenden Bewegungen seines Schiffes.
    Stärker begann es zu stampfen und zu schlingern, während es unter dem Druck des böigen Windes scharf überlag. Gerade glaste es acht, als die Wache gepfiffen wurde. Hornblower hörte die Stimmen der Bootsmannsmaate: »Wird's bald?... Wirbelnde Beine will ich sehen!«
    Er eilte zur Kampanje empor. Noch war der Himmel droben blau, und heiß schien die Sonne hernieder, aber die immer gröber werdende See hatte ein graues Aussehen angenommen, und die Lydia begann unter dem Preß der Segel zu ächzen.
    »Ich wollte Sie gerade bitten lassen, Segel kürzen zu dürfen, Sir«, meldete Bush.
    Hornblower warf erst einen prüfenden Blick nach oben und dann zu den über der Küste liegenden Wolken hinüber. »Gut.
    Lassen Sie die Untersegel und die Bramsegel bergen«, nickte er.
    Noch während er sprach, stampfte die Lydia schwer ein, um sich gleich darauf mühsam wieder aufzurichten, indessen das gischtende Wasser um ihren Bug quirlte. Das ganze Schiff schien unter dem Knarren der Hölzer und dem Brausen des in der Takelage härtenden Windes lebendig zu werden. Nach dem Kürzen der Segel wurden die Bewegungen zwar leichter, aber der Wind frischte immer noch auf, und die Lydia neigte sich vor ihm, während ihr Bug krachend in die See einhieb. Hornblower drehte sich um und sah Lady Barbara an der Reling stehen, an der sie sich mit einer Hand festhielt. Der Wind ließ ihre Kleider flattern, und mit der freien Linken suchte sie ihre Locken zu bändigen. Rot leuchteten ihre sonnengebräunten Wangen, und ihre Augen lachten. »Sie sollten unter Deck gehen, Lady Barbara«, meinte der Kapitän.
    »Aber nein«, gab sie zur Antwort. »Nach der Hitze, die wir erdulden mußten, ist dies geradezu köstlich.«
    Ein Spritzer fegte über das Schanzkleid und näßte sie beide.
    »Ich bin um Ihre Gesundheit besorgt«, sagte Hornblower.
    »Wenn Salzwasser schädlich wäre, stürben die Seeleute in jungen Jahren.«
    Hornblower vermochte ihr nichts abzuschlagen, obwohl er sich ärgerlich entsann, wie sie gestern abend im Schatten des Kreuzmastes sitzend so angeregt mit Gerard geplaudert hatte, daß niemand imstande gewesen war, sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
    »Also bleiben Sie oben, Madame, wenn Sie es durchaus wünschen; es sei denn, daß wir noch größere Windstärken bekommen, was vermutlich der Fall sein wird.«
    »Ich danke Ihnen, Herr Kapitän.« Ihre Augen schienen auszudrücken, daß es für sie durchaus noch nicht feststand, was bei einer weiteren Zunahme des Sturmes geschehen würde.
    Doch nach der Art ihres großen Bruders, der als Lord Wellington in die Geschichte eingehen sollte, pflegte sie ihre Entscheidungen erst dann zu fällen, wenn es die Umstände erheischten.
    Hornblower wandte sich ab. Gern hätte er sich noch weiterhin dem sprühenden Gischt ausgesetzt, nur um mit ihr plaudern zu können, aber pflichtgemäß hatte er sich um sein Schiff zu kümmern. Gerade als er zum Ruder trat, ertönte der Anruf des im Großtopp kauernden Ausgucks. »Hart voraus ein Segel!
    Könnte die Natividad sein, Sir.«
    Hornblower blickte hinauf. Der Mann klammerte sich an die Stenge und wurde doch samt seinem luftigen Sitz infolge der heftigen Bewegungen des Schiffes in schwindelerregenden Kreisen umhergewirbelt.
    »Knyvett«, fuhr Hornblower den neben ihm stehenden Midshipman an. »Nehmen Sie ein Glas, entern Sie auf und melden Sie mir, was Sie sehen können.« Er wußte, daß es für ihn bei solchem Wetter

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