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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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daher maß sie dem Auftritt keine besondere Bedeutung bei.
    Nachdem Hornblower wieder seine unterbrochene Wanderung aufgenommen hatte, kam er immer wieder dicht an dem offenen Skylight der achteren Kajüte vorüber. Nun, da er ohnedies aus der Fassung gebracht worden war, vernahm er drunten das Klappern von Geschirr und dann auch die beiden weiblichen Stimmen.
    Das Scheuern der Leute, die mit Sand und Steinen die Decksplanken bearbeiteten, das Harfen des Windes in der Takelage und das Knarren des Holzes, das alles waren ihm vertraute Geräusche. Vom Vorschiff her tönte der dröhnende Schlag des Schmiedehammers, denn dort war der Waffenmeister mit seinem Gehilfen damit beschäftigt, die eine Ankerpfluge wieder geradezubiegen, die bei dem gestrigen Zwischenfall Schaden erlitten hatte. Gut, er konnte alle diese Laute ertragen, aber das Geschwätz jener Weiber dort unten machte ihn wahnsinnig. Wütend aufstampfend verließ er das Achterdeck.
    Sein Bad bereitete ihm keineswegs den erwarteten Genuß.
    Polwheal wurde gröblich beschimpft, weil er ihm angeblich in ungeschickter Weise den Schlafrock reichte; dann zerriß er das mürbe Hemd, das Polwheal für ihn bereitgelegt hatte, und fluchte abermals. Unerhört, daß er sich in solcher Weise von seinem eigenen Achterdeck vertreiben lassen mußte! Selbst der ausgezeichnete, nach seinem Geschmack gesüßte Kaffee vermochte nicht seine neuerwachte schlechte Laune zu bessern.
    Sie änderte sich natürlich auch dann nicht, als er dem Leutnant Bush klarmachen mußte, daß die Lydia jetzt wieder nach der Natividad suche, die man erst vor kurzem mit größter Mühe überwältigt und dann den Aufständischen ausgeliefert hatte.
    »Aye, aye, Sir«, sagte Bush sehr ernsthaft, als er die Neuigkeit erfuhr. Er war dabei so betont taktvoll und zurückhaltend, daß Hornblower ihn anschrie.
    »Aye, aye, Sir.« Bush wußte ganz genau, weshalb er angebrüllt wurde, und wußte auch, daß er noch ganz andere Grobheiten zu hören bekommen würde, falls er es sich einfallen ließ, mehr als »Zu Befehl, Sir«, zu sagen. Am liebsten hätte er ja Hornblower wegen der augenblicklichen Lage sein Mitgefühl ausgedrückt, aber diesem etwas sonderlichen Kommandanten gegenüber wagte er das nicht.
    Im Laufe des Tages aber begann Hornblower nach und nach seine Launenhaftigkeit zu bereuen. Gleichmäßig glitten die sägeartigen Umrisse der Küste vorüber, und irgendwo da vorn lag die Nati vidad . Es stand ein Kampf auf Leben und Tod bevor, und da gehörte es sich schließlich, daß er vorher noch einmal im Kreise seiner Offiziere speiste. Auch sagte er sich, daß es keinem Kommandanten im Hinblick auf die eigenen Beförderungsmöglichkeiten einfallen würde, eine Wellesley so grob zu behandeln, wie er es bisher getan hatte. Die einfachsten Höflichkeitsregeln verlangten, daß er ihr gelegentlich dieses gemeinsamen Essens seine Offiziere in aller Form vorstellte.
    Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß sie in ihrer freien Art bereits im abendlichen Dunkel mit der Hälfte von ihnen geplaudert hatte. Er schickte also Polwheal mit einer schriftlichen Einladung zu Lady Barbara und bat auch im Namen seiner Offiziere um die Ehre, im Beisein der Dame in der Kajüte speisen zu dürfen. Polwheal kehrte mit einem ebenfalls höflich abgefaßten Antwortschreiben zurück: Lady Barbara sei entzückt, der Einladung Folge leisten zu können.
    Sechs Personen konnten an der runden Kajüttafel Platz finden.
    Hornblower entsann sich, daß am Vorabend des ersten Zusammentreffens mit der Natividad Galbraith, Clay und Savage bei ihm zu Gast gewesen waren. Niemals hätte er sich allerdings eingestanden, daß er sie jetzt aus einem abergläubischen Gefühl heraus gewissermaßen als Glücksbringer wieder einlud. Als sechster sollte Bush zugezogen werden. Außer ihm wäre nur noch Gerard in Frage gekommen, aber Gerard war recht hübsch und obendrein zu welterfahren, als daß er ihn gern des öfteren mit Lady Barbara in Verbindung gebracht hätte; natürlich - er beeilte sich, das vor seinem Gewissen festzustellen - lediglich um des an Bord notwendigen Friedens willen.
    Das auf drei Uhr nachmittags angesetzte Essen verlief höchst angenehm. Clay und Savage benahmen sich so, wie man es von Jünglingen ihres Alters erwarten durfte. Anfangs waren sie wortkarg und schüchtern wegen der Anwesenheit einer Dame, aber sobald sie die Befangenheit nach dem ersten Glas Wein überwunden hatten, neigten sie zum anderen Extrem: sie wurden

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