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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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keinen Zweck hatte, selbst aufzuentern; er schämte sich dessen, konnte es sich jedoch nicht verheimlichen. Alsbald aber vernahm er die vom Sturm halb verwehte, jungenhafte Stimme Knyvetts.
    »Es ist die Natividad, Sir. Ich erkenne den Schnitt ihrer Marssegel.«
    »Welchen Kurs steuert sie?«
    »Liegt mit Steuerbordhalsen über Backbordbug, Sir; genau wie wir. Die Masten peilen in eins. Jetzt ändert sie den Kurs, Sir. Jetzt liegt sie über Steuerbordbug... muß uns gesehen haben.
    Dicht beim Winde versucht sie, uns die Luvseite abzugewinnen, Sir.«
    »So, will sie das?« knurrte Hornblower grimmig. Es kam damals selten vor, daß sich ein spanisches Schiff freiwillig zum Kampfe stellte, aber er nahm sich vor, ihm unter keinen Umständen die Luvstellung einzuräumen. Er ließ anbrassen und trat dann zum Rudergänger, dem er befahl, das Schiff so dicht wie möglich am Winde zu halten.
    »Mr. Bush, bitte, lassen Sie Klarschiff anschlagen!«
    Indessen die Trommeln durch die Decks rasselten und aus allen Niedergängen die Mannschaften hervorquollen, entsann sich Hornblower plötzlich der bei der Heckreling stehenden Frau, und er erschrak.
    »Ihr Platz ist jetzt drunten, Lady Barbara«, sagte er. »Nehmen Sie Ihre Magd mit. Bis zur Beendigung des Gefechts müssen Sie im Kabelgatt bleiben.«
    »Aber Herr Kapitän...«, begann die Angeredete, doch Hornblower war nicht zu Wortgefechten aufgelegt, sofern sie es überhaupt darauf ankommen lassen wollte.
    »Mr. Clay!« rief er mit rauher Stimme. »Führen Sie die Dame nebst ihrer Magd ins Kabelgatt. Sorgen Sie dafür, daß sie es nicht verlassen kann. Es handelt sich um einen dienstlichen Befehl, Mr. Clay. Ha... hm.«
    Vielleicht war es ein wenig feige, daß er Clay mit der Verantwortung für die Ausführung seiner Befehle belastete. Er wußte es, aber er zürnte der Frau wegen der niederdrückenden Sorge, die sie ihm aufhalste. Dessen ungeachtet verließ sie ihn mit einem Lächeln und winkte ihm sogar noch einmal zu, bevor Clay mit ihr verschwand.
    Während mehrerer Minuten herrschte an Bord eine emsige Geschäftigkeit, alles geschah, was zur Klarschiffrolle gehörte.
    Die Geschütze wurden ausgerannt, die Decks mit Sand bestreut, die Schläuche angeschlagen, sämtliche Feuer gelöscht und die hölzernen Zwischenwände in den einzelnen Räumen entfernt.
    Jetzt war die Natividad schon vom Oberdeck aus zu erkennen.
    Sie segelte dem Engländer entgegen und gab sich augenscheinlich die größte Mühe, ihm die Luvseite abzugewinnen. Hornblower spähte zu seinen eigenen Segeln empor, um das geringste Killen sofort bemerken zu können.
    »Hart am Winde bleiben, verdammt noch mal!« fuhr er den Obersteuermann an.
    Die Lydia lag unter dem Druck des Windes stark über.
    Rauschend schlug zuweilen die See über das Schanzkleid, und dröhnend sang der Sturm sein wildes Lied in der Takelage.
    Noch in der vergangenen Nacht war das Schiff ruhig über ein glattes und mondbeschienenes Meer geglitten, und nun - kaum zwölf Stunden später - stand ihm ein in grober See durchzuführendes Gefecht bevor. Zweifellos nahm die Windstärke noch immer zu.
    »Die Natividad wird ihre unteren Batteriegeschütze nicht verwenden können«, vernahm Hornblower die Stimme seines neben ihm stehenden Ersten Offiziers. Er starrte über die graue See hinweg zum Feinde hinüber, über dessen Bug gerade eine Wolke von Gischt emporschoß.
    »Nein«, sagte er langsam. Aus Furcht, geschwätzig zu werden, wollte er nicht die Möglichkeiten des bevorstehenden Gefechts erörtern. »Bitte lassen Sie zwei Reffs in die Marssegel stecken, Mr. Bush.«
    Auf entgegengesetzten Kursen näherten sich die Schiffe einander, wobei sie sich gewissermaßen auf den Seiten eines stumpfwinkligen Dreiecks bewegten. Noch ließ sich nicht beurteilen, welches von beiden die dem Winde zugekehrte Stellung gewinnen würde.
    »Mr. Gerard«, rief Hornblower dem die Backbordseite des Hauptbatteriedecks kommandierenden Offizier zu. »Sorgen Sie dafür, daß die Lunten brennen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Bei dem andauernd überkommenden Gischt konnte man sich auf den Steinschloßabzug nicht verlassen, bis die Rohre heiß wurden, und daher mußte man möglicherweise auf die alte Art zurückgreifen. In einigen auf Deck verteilten Fässern lagen langsam glimmende Lunten, um etwaige Schwierigkeiten überwinden zu können. Abermals beobachtete Hornblower die Natividad . Auch sie hatte die Marssegel gerefft und rollte dicht beim Winde unter Sturmsegeln daher. An

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