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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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der Gaffel wehte die blaue Flagge mit dem gelben Stern.
    »Sie feuert, Sir«, bemerkte Bush.
    Der Pulverrauch des einzelnen Schusses war im Augenblick verweht, und wo die Kugel hingeflogen war, ließ sich nicht feststellen. Die irgendwo aufspritzende Wassersäule ging inmitten der gischtenden See verloren.
    »Ha... hm«, sagte Hornblower.
    Es war selbst mit einer gut ausgebildeten Mannschaft taktisch falsch, auf so große Entfernung das Gefecht zu beginnen. Die erste aus bedachtsam geladenen und gerichteten Geschützen abgefeuerte Breitseite war zu kostbar, um leichtsinnig verschossen zu werden. Sie mußte für den Augenblick aufgespart werden, in dem sie die größte Wirkung hervorrufen konnte. Die Nervenanspannung der untätig diesen Augenblick erwartenden Mannschaft galt es dabei in Kauf zu nehmen.
    »Wir werden sie in sehr geringem Abstand passieren, Sir«, meinte Bush.
    »Ha... hm.«
    Noch immer ließ sich nicht beurteilen, welches Schiff zu Beginn des Kampfes in Luv stehen würde. Es sah so aus, als würden die beiden Vorsteven zusammenkrachen, wenn beide Führer starr den bisherigen Kurs weitersteuerten. Hornblower mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, um scheinbar ruhig dort stehenzubleiben, wo er gerade stand, denn die Spannung wuchs von Minute zu Minute. Über dem Steuerbordbug der Natividad quoll eine zweite Rauchwolke empor. Die britischen Offiziere hörten die Kugel droben zwischen den Masten vorbeisausen.
    »Schon etwas näher!« bemerkte Bush.
    Wieder zuckte drüben Mündungsfeuer durch gelblichen Qualm, und fast gleichzeitig krachte irgendwo das Rumpfholz der Lydia .
    »Zwei Mann ausgefallen am 4. Geschütz«, meldete Bush, der sich vorgebeugt hatte, um unter die Kühl blicken zu können. Er schätzte mit dem Auge den beiderseitigen Abstand der Fregatten. »Donnerwetter, das geht hart auf hart!« Es war die Lage eingetreten, die sich Hornblower so oft während seiner einsamen Wanderungen auf dem Achterdeck vergegenwärtigt hatte. Er warf einen letzten Blick auf den droben im Großtopp flatternden kleinen Verklicker und auf die Marssegel, die, während das Schiff in die grobe See einstampfte, anfangen wollten zu killen. Wie ein Zittern durchlief es die Luvseite der Segel. Das Schiff durfte nicht noch dichter an den Wind herangebracht werden.
    »Achtung, Mr. Rayner!« rief der Kommandant. »Sie feuern, sowie sich Ihnen ein gutes Ziel bietet!« Rayner kommandierte die Steuerbordseite der Oberdecksbatterie. Dann erteilte Hornblower dem bei ihm stehenden Rudergänger einen Befehl.
    »Ruder in Luv! Stütz!... Recht so!«
    Die Lydia kam herum und schoß an der Leeseite der Natividad entlang, indessen die Steuerbordgeschütze in einem einzigen rollenden Donner aufbrüllten und das Schiff bis zum Kiel herab erbeben ließen. Die gewaltige Qualmwolke des rauchstarken Pulvers wurde fast augenblicks vom Sturm abgetrieben. Jede einzelne Kugel krachte in die Flanke der Natividad . Der Wind trug das Schreien der Verwundeten herüber. So völlig überraschend war das Manöver des Engländers erfolgt, daß der Gegner überhaupt nur einen einzigen Schuß abfeuerte, und dieser richtete keinen Schaden an. Auf der tief im Wasser liegenden Leeseite der Natividad mußten des Seegangs wegen die unteren Batteriepforten geschlossen bleiben. »Großartig!... Fabelhaft!« murmelte Bush. Er sog den ihn umwirbelnden, beißenden Pulverqualm ein, als handele es sich um Wohlgerüche.
    »Klar zum Wenden!« schrie Hornblower.
    Die im Verlauf stürmischer Monate unter Bushs scharfen Augen einexerzierte Mannschaft stand klar bei Schoten und Brassen. Die Lydia ging mit der sicheren Bewegung einer Maschine über Stag, ehe der Feind dem unerwarteten Angriff begegnen konnte, und Gerard jagte ihm die Geschosse seiner Batterie in das wehrlose Heck. Mit hohen Stimmen Hurra schreiend mannten die Schiffsjungen neuen Schießbedarf an die Kanonen. Auf der Steuerbordseite waren die Geschütze schon geladen. An Backbord stießen die Kanoniere nasse Wischer ins Rohr, um alle etwa noch glimmenden Kartuschfetzen zu löschen, worauf von der Mündung her Pulverladung und Kugel eingerammt und die Kanonen wieder ausgerannt wurden. Über die brodelnde See hinweg sah Hornblower zur Natividad hinüber. Crespo stand auf dem erhöhten Achterdeck. Der Kerl besaß sogar die Unverschämtheit, ihm, dem britischen Kommandanten, vergnügt zuzuwinken, indessen er seine ungeschickte Mannschaft anschrie.
    Die Lydia hatte den größtmöglichen Vorteil aus ihrem

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