Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
hinter der Anhöhe. Es war also Zufallssache, ob sie dort eine gute Wirkung erzielten oder nicht, aber Hornblower konnte sich denken, daß der Park und die Nachschublager einer Armee von sechzigtausend Mann, die im Begriff war, alle Mittel der Belagerungstechnik anzuwenden, nicht nur räumlich sehr ausgedehnt waren, sondern auch von Menschen wimmelten. Da konnten schon ein paar Granaten eine ungeahnte Wirkung erzielen. Die erste Feldbatterie näherte sich jetzt dem Strand, die Bedienungen machten kehrt, so daß die Geschütze zuletzt in sauberen Abständen dastanden und mit der Mündung auf die Kanonenboote zeigten. »Harvey meldet ›Zielwechsel‹ «, rief Gerard.
    »Gut.«
    Die Harvey schoß jetzt auf die Feldbatterie, sie brauchte etwas Zeit, bis sie sich eingeschossen hatte, außerdem bildeten Feldgeschütze, die in langer, weit auseinandergezogener Linie aufgefahren waren, kein günstiges Ziel für Mörser, auch wenn diese jetzt den Vorteil hatten, die Lage ihrer Schüsse direkt beobachten zu können. Da erschien außerdem eine zweite Batterie am Flügel der ersten, und jenseits des schmalen Ausläufers der Bucht fuhren - wie Hornblower durch sein Fernglas leicht feststellen konnte - weitere Geschütze auf, offenbar in der Absicht, die Kanonenboote unter Kreuzfeuer zu nehmen. Eine der Granaten der Harvey krepierte dicht neben einem der Geschütze und tötete allem Anschein nach dessen Bedienung bis auf den letzten Mann, das Geschütz selbst aber blieb, wie es der Zufall wollte, unbeschädigt auf seiner Lafette.
    Die anderen Feldgeschütze aber hatten inzwischen ihr Feuer eröffnet. Träge verzog sich der Mündungsqualm nach ihren Salven, und drüben, jenseits der Bucht, ergriffen jetzt auch die anderen Geschütze ein, obwohl die Schußentfernung von dort für Feldgeschütze sehr groß war. Es hatte wirklich keinen Zweck, die Kanonenboote länger diesem Feuer der Landartillerie auszusetzen. Macdonald hatte zweihundert Feldgeschütze, aber es gab nur zwei Kanonenboote. »Signal: Gefecht abbrechen!« befahl Hornblower.
    Nun der Befehl gegeben war, schien es Hornblower, als hätte er allzulange damit gewartet. Es dauerte eine Ewigkeit, ehe sie ihre Anker gelichtet hatten. Hornblower verging vor Sorge und Ungeduld, zumal er während des Manövers rings um die Schiffe fortwährend die Einschläge der Feldartillerie beobachten konnte.
    Endlich schoben sich die langen Riemen durch die Bordwände der Leichter heraus und taten die ersten Schläge, mit denen sie die Fahrzeuge umwendeten. Die weißen Segel kletterten an den Masten empor, und dann nahmen die seltsamen Schiffe Fahrt auf. Gleich darauf waren sie auch schon außer Schußweite und befanden sich in Sicherheit. Unter Segel hatten sie natürlich eine riesige Abtrift und mußten daher so stark vorhalten, daß sie sich wieder nach Art der Dwarsläufer durchs Wasser bewegten. Als sich Hornblower endlich erleichtert abwandte, begegnete er dem Blick des Gouverneurs. Dieser hatte die ganze Zeit schweigend neben ihm gestanden und das Gefecht durch ein großes Fernrohr beobachtet, das eine geduldige Ordonnanz mit der Schulter unterstützen mußte. Der arme Mann mochte bei dem ständigen Gebücktstehen keine schlechten Rückenschmerzen bekommen haben.
    »Ausgezeichnet, Sir«, sagte der Gouverneur. »Ich danke Ihnen im Namen des Zaren, ganz Rußland weiß Ihnen für diese Leistung Dank, vor allem aber die Stadt Riga.«
    »Ich danke Ihnen, Exzellenz«, sagte Hornblower.
    Diebitsch und Clausewitz warteten schon darauf, ihn ins Gespräch ziehen zu können. Sie wollten unbedingt gleich die nächsten Operationen mit ihm erörtern, und er mußte sie natürlich anhören. Deshalb entließ er jetzt seine Fähnriche mit dem Signalpersonal. Hoffentlich hatte Somers den warnenden Blick richtig gedeutet, den er ihm bei dessen Abmeldung zuwarf. Er mußte unter allen Umständen verhindern, daß sich die Leute an Land lettischen Schnaps verschafften. Dann nahm er das Gespräch erneut auf, das immer wieder durch das Kommen und Gehen von Ordonnanzen und durch hastige, in unverständlichen Sprachen gegebene Befehle unterbrochen wurde. Der Zweck dieser Befehle blieb nicht lange verborgen.
    Kurz darauf marschierten zwei Regimenter Infanterie mit aufgepflanztem Bajonett durch die Ortschaft, besetzten die Erdwerke und stürmten von da mit Hurragebrüll über das Vorfeld. Die schweren Belagerungsgeschütze, die sie sonst hoffnungslos zusammenkartätscht hätten, waren verstummt, und Hornblower

Weitere Kostenlose Bücher