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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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General, er aber hatte es erst zum Ritter des Bath-Ordens gebracht und mußte aller Voraussicht nach - wenn die Abgänge unter den älteren Kapitänen nicht ungewöhnlich groß waren - noch mindestens acht Jahre warten, ehe er Konteradmiral wurde, vorausgesetzt natürlich, daß er überhaupt so lange am Leben blieb und daß nicht irgendein Disziplinarverfahren seiner Laufbahn plötzlich ein unrühmliches Ende bereitete. Er langte noch einmal nach dem Dienstschreiben, das er als erstes geöffnet hatte, und überlas von neuem den Satz, der für ihn im gegenwärtigen Augenblick von so großer Tragweite war:
    Ihre Lordschaften haben mich beauftragt, Ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu richten, daß die Regierung einer ausdauernden, zähen Verteidigung der Stadt Riga entscheidende Bedeutung beimißt. Sie haben mich davon in Kenntnis gesetzt, daß sie der Sicherheit des Ihrem Kommando unterstellten Geschwaders gegenüber allen der Verlängerung des Widerstandes dienenden Maßnahmen eine untergeordnete Bedeutung beimessen, und verpflichten Sie, ohne Rücksicht auf entstehende Gefahren, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um den Gegner an der Fortsetzung seines Vormarsches auf St. Petersburg zu hindern.
    Das heißt also, dachte Hornblower, Riga soll bis zum letzten Mann - und Schiff - verteidigt werden, und er selbst würde glatt erschossen, wenn man hinterher der Meinung war, daß er nicht das Letzte und Äußerste dazu beigetragen hätte. Er rief nach dem Chefboot und verschloß den Schreibtisch, dann griff er nach dem Hut, steckte nach kurzem Besinnen die Pistolen ein und ließ sich noch einmal nach Dünamünde hinüberrudern.
    Die Ortschaft war nur noch ein Trümmerhaufen, allein die Kirche hielt noch immer stand. Ihre massiven Mauern hatten den Brand überdauert, der das unglückliche Dorf heimsuchte, und boten noch immer Schutz gegen den Hagel abprallender Geschosse, die ohne Unterlaß von den beschossenen Wällen her auf sie niedergingen. Es herrschte ein unerträglicher Leichengeruch, denn die vielen Toten waren nur in aller Eile bestattet worden und kaum mit Erde bedeckt. Von Keller zu Keller der Häuserruinen hatte man Gräben gezogen, damit man sich innerhalb des Dorfes einigermaßen sicher bewegen konnte.
    Auch Hornblower benutzte sie, um zur Kirche zu gelangen. Der Blick von der Galerie verhieß nichts Gutes. Die Belagerer hatten bereits ihren zweiten Parallelgraben fertiggestellt, er lag kaum zweihundert Meter vor der Verteidigungslinie, und von ihm aus wurden schon wieder unaufhaltsam und ohne Erbarmen neue Truppen gegen die russischen Wälle vorgetrieben. Die schwere Batterie der Franzosen feuerte wieder ohne Pause, und die Russen vermochten dieses Feuer nur noch schwach zu erwidern, weil schon allzu viele Kanoniere gefallen und allzu viele Geschütze außer Gefecht gesetzt waren. Mannschaften wie Geschütze waren knapp geworden, deshalb war es besser, den verbliebenen Rest für die Abwehr des Sturmangriffes, der nun bald bevorstand, zu schonen. Am Wasser hatten die Belagerer auch eine wunderbare Batteriestellung ausgebaut, deren Geschütze die einzige Aufgabe hatten, die Kanonenboote dadurch abzuwehren, daß sie das Gebiet bestrichen, wo diese neulich geankert hatten. Es gab also keine Möglichkeit mehr, die überraschende Beschießung der Belagerungsbatterie zu wiederholen, die die Belagerer vier Tage Zeit und Mound das Leben gekostet hatte.
    Clausewitz erläuterte Hornblower mit kühlen Worten die Lage, während sie beide dieses Bild durch ihre Gläser betrachteten. Für den Militärwissenschaftler war eine solche Belagerung in erster Linie eine Denkaufgabe. Es war möglich, den Fortschritt der Sappen und die zerstörende Wirkung der Artillerie mathematisch zu berechnen, jede Bewegung und Gegenbewegung vorauszubestimmen und den letzten Sturmangriff auf die Stunde genau anzukündigen. Die Zeit dafür war nun bald gekommen, denn schon war es nicht mehr möglich, den Kopf der Sappe ständig unter Feuer zu halten oder den Fortschritt der Belagerer durch Ausfälle wirksam zu verzögern. »Wenn die Franzosen wissen, daß ein Ausfall bevorsteht«, wandte Hornblower ein, »dann bereiten sie sich doch darauf vor?«
    »Gewiß«, sagte Clausewitz. Seine kalten, grauen Augen zeigten keinen Ausdruck.
    »Wäre es nicht besser, sie zu überraschen?«
    »Natürlich, aber wie wäre das bei einer solchen Belagerung möglich?«
    »Wir haben sie zum Beispiel mit unseren Kanonenbooten überrascht.«
    »Ja, aber

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