Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Sache, dem Gouverneur Vorschläge zu machen, wie er diese Nachricht verwerten sollte. Allein die Tatsache, daß eine der Armeen Bonapartes in einer Schlacht großen Ausmaßes von einem gleichstarken Gegner entscheidend geschlagen worden war, hatte wirklich allergrößte Bedeutung. Wäre er selbst Gouverneur, dann würde er jetzt Salut schießen lassen, würde Aufrufe an allen Mauern anschlagen und überhaupt alles tun, um Soldaten wie Zivilisten neuen Kampfgeist einzuflößen, den sie für ihre ermüdende Aufgabe, Riga gegen die Franzosen zu halten, so dringend brauchen konnten. Was diese Nachricht gar für die russische Hauptarmee bedeutete, die jetzt im Süden zur Verteidigung Moskaus zusammengezogen wurde, das war überhaupt nicht abzuschätzen. Er unterschrieb und versiegelte den Brief, dann rief er nach Brown und übergab ihn diesem zur sofortigen Beförderung an Land. Neben ihm lag, abgesehen von den dienstlichen Schreiben, die er bekommen hatte, ein Stapel von fünfzehn Briefen, alle von Barbaras Hand. Barbara hatte ihm also seit seiner Ausreise pünktlich jede Woche geschrieben, und ihre Briefe hatten sich im Postbüro der Admiralität zu diesem Stapel angehäuft, bis endlich die Clam mit ihren Dienstsachen die Rückreise zum Geschwader antrat. Er hatte einstweilen nur den letzten geöffnet, um sich zu vergewissern, daß zu Hause alles wohlauf war. Jetzt nahm er ihn wieder auf, um ihn nochmals in Ruhe zu lesen.
    Mein lieber Mann
    Diese Woche stellte die große Siegesnachricht aus Spanien alles in den Schatten, was von hier zu berichten wäre. Arthur hat Marmont geschlagen. Damit ist dort die ganze Herrlichkeit der Usurpatoren zum Zusammenbruch verurteilt. Man sagt, daß Arthur Marquis werden soll. Ich weiß nicht mehr, habe ich Dir im ersten oder im zweiten Brief mitgeteilt, daß er Earl geworden ist? Hoffen wir, daß ich Dir bald von seiner Ernennung zum Herzog schreiben kann. - Nicht als ob ich den Ehrgeiz hätte, einen Herzog zum Bruder zu haben, sondern weil das wieder einen Sieg bedeuten würde. Ganz England spricht diese Woche von Arthur, so wie ganz England vor vierzehn Tagen von Kommodore Hornblower und seinen Taten in der Ostsee sprach. Unser Hauswesen in Smallbridge wird durch alle diese wichtigen Nachrichten so in Atem gehalten, daß unser größtes Ereignis hier fast unbeachtet geblieben wäre: Richard Arthur hat seine ersten Hosen bekommen. Er ist jetzt unwiderruflich ein Junge, und die Röckchen sind für immer verschwunden. Natürlich ist er für diesen großen Schritt noch verhältnismäßig jung, und Ramsbottom zerfloß in Tränen, als sie von ihrem Baby Abschied nehmen mußte. Aber wenn Du ihn sehen könntest, würdest Du zugeben müssen, daß er in seinen neuen Sachen besonders lieb aussieht. Sobald er allerdings der Aufsicht entwischt und seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, die darin besteht, unter den Büschen Löcher in die Erde zu graben, dann ist es mit dem netten Aussehen bald vorbei. Er zeigt übrigens sowohl rein körperlich als auch geistig eine Vorliebe für die Erde, die bei dem Sohn eines so ausgezeichneten Seemannes ganz seltsam anmutet. Wenn ich diesen Brief beendet habe, dann werde ich ihn holen lassen, damit er Dir seine ›Unterschrift‹ anfügen kann.
    Sicher wird er den Bogen dabei so mit schmutzigen Fingerabdrücken verzieren, daß niemand an der Echtheit seines Namenszuges zweifeln kann.
    Hornblower blätterte um, richtig, da waren sie, die Spuren der kleinen Kinderhände, und mittendrin das krakelige X, das Richard Arthur unter den Namen seiner Stiefmutter hingemalt hatte. In diesem Augenblick packte ihn eine verzehrende Sehnsucht nach seinem Sohn. Wie gern hätte er ihn jetzt gesehen, wie er über und über voll Schmutz, aber glücklich und zufrieden sein Loch unter den Büschen auswühlte, voll Hingabe an sein Werk und mit jener herrlichen, unbeirrbaren Zielstrebigkeit, die ein Vorrecht der Kindheit ist. Über dem X standen die letzten Zeilen von Barbaras Hand: Wie immer träume ich ständig davon, daß mein geliebter Mann bald siegreich heimkehren wird. Dann werde ich endlich in der Lage sein, mich persönlich um die Vollendung seines Glücks zu bemühen, statt nur dafür zu beten, womit ich mich notgedrungen einstweilen begnügen muß.
    Hornblower wollte unter keinen Umständen weich werden, er unterdrückte mit aller Gewalt jedes Gefühl der Rührung, das ihn ankommen wollte. Nun waren also schon zwei seiner Schwager Marquis, einer davon kommandierender

Weitere Kostenlose Bücher