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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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seine beiden Fähnriche stumm den kopflosen Leichnam des Matrosen anstarrten, der noch vor einer Sekunde dicht hinter ihnen hergegangen war. Eine Kugel hatte die Erdbefestigung überflogen und seinen Kopf in Atome zerschmettert. Sein Rumpf war gegen die Fähnriche geschleudert worden. Somers betrachtete voll Ekel die Spritzer von Blut und Gehirnmasse auf seiner weißen Hose.
    »Los! Weiter!« sagte Hornblower.
    Von der Galerie unter der Kuppel konnten sie das Werk der Belagerer überblicken. Der im Zickzack geführte Laufgraben war schon so weit gediehen, daß er die Stellung der Verteidiger halbwegs erreicht hatte. Der Kopf der Sappe war fast ständig in eine Wolke von Staub und Dreck gehüllt, so wütend war das Feuer, das die Russen darauf unterhielten. Leider war die Hauptschanze, die das Betreten des Dorfes verwehrte, bereits in erbärmlichem Zustand. Ihre Wälle waren schon so zusammengeschossen, daß sie nur noch Erdhaufen glichen, ein Geschütz lag halb begraben neben seiner zerschmetterten Lafette, das andere schoß immer noch, eine kleine Gruppe verbissener Kämpfer bildete seine Bedienung. Die französischen Schanzen lagen alle hinter einem Rauchschleier, der von der brescheschießenden Batterie stammte und das ganze Gelände einhüllte. Aber dieser Schleier war doch nicht dicht genug, um eine Infanteriekolonne zu verbergen, die jetzt von hinten kam und auf den ersten Parallelgraben zumarschierte.
    »Sie lösen die Grabenbesatzung mittags 12 Uhr ab«, erklärte Clausewitz. »Wo sind Ihre Schiffe, Monsieur?«
    »Dort kommen sie«, sagte Hornblower.
    Langsam kamen die Kanonenboote über die silbern glitzernde Wasserfläche einhergekrochen. Mit ihren festgemachten Segeln und den häßlichen, dickbauchigen Leichtern an beiden Seiten boten sie einen abenteuerlichen Anblick. Die langen, schwerfälligen Riemen, ein Dutzend an jeder Seite, nahmen sich aus wie die Beine einer Wasserspinne auf einem Teich, allerdings bewegten sie sich nicht so schnell wie diese, denn die Seeleute, die sie bedienten, konnten sie bei aller Anstrengung nur unendlich langsam Schlag für Schlag durchs Wasser holen.
    »Somers, Gerard!« sagte Hornblower in scharfem Ton, »kommen Sie endlich klar mit Ihrer Signalstation? Machen Sie den Block dort am Gesims fest! Los, los, oder wollen Sie sich den ganzen Tag dabei aufschießen?« Die Fähnriche und Matrosen machten sich eifrig an die Arbeit, oben auf der Galerie eine Signalstation einzurichten. Die Blöcke wurden an das Gesims gelascht, das sich höher oben befand, und die Flaggleinen eingeschoren. Der russische Stab verfolgte diese Hantierungen mit gespannten Blicken. Inzwischen schlichen die Kanonenboote, angetrieben von ihren langen Riemen, entsetzlich langsam näher. Von Hornblowers erhöhtem Standpunkt aus konnte man sehen, wie sie von der leichten, schräg von vorn kommenden Brise merklich abgetrieben wurden, so daß sie sich fast wie Dwarsläufer durchs Wasser zu bewegen schienen. Beim Gegner drüben schenkte ihnen anscheinend kein Mensch auch nur die leiseste Beachtung. Die Armeen Bonapartes hatten zwar die unumschränkte Herrschaft über ganz Europa von Madrid bis Smolensk inne, aber sie hatten bis jetzt offenbar noch wenig Gelegenheit gehabt, mit englischen Kanonenbooten Bekanntschaft zu machen. Das Feuer der schweren Batterie donnerte ohne Unterlaß auf die russischen Erdwerke und zerpflügte sie so, daß sie mehr und mehr zusammensanken. Die Russen aber erwiderten das Feuer mit verbissener Ausdauer. Die Harvey und die Math krochen so tief in die Bucht hinein, daß sie zuletzt ganz dicht unter Land waren.
    Hornblower konnte durchs Glas winzige Gestalten auf ihrem Vorschiff erkennen und schloß daraus, daß sie nun gleich ankern wollten. Die Riemen arbeiteten krampfhaft, erst die eine Seite, dann wieder die andere - Hornblower bekam auf seiner Galerie richtiges Herzklopfen. Er konnte sich so gut vorstellen, wie Mound und Duncan dort auf ihren Achterdecks Befehl auf Befehl an ihre Rudermannschaften gaben. Ihre Manöver sahen wirklich aus wie die Bewegungen eines aufgespießten Käfers.
    Sie waren offenbar im Begriff, ihre Fahrzeuge mit Hilfe der Riemen an die Stelle zu bringen, wo der zweite Anker fallen mußte. Lagen beide Anker richtig, dann konnten sie ihr Schiff durch Fieren und Holen der Trossen herumholen, um ihre Mörser auf jeden beliebigen Punkt eines möglichst großen Bogens richten zu können. Clausewitz und sein Stab sahen verständnislos zu, sie konnten sich nicht

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