Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
sah, daß der Ausfall fast ohne Widerstand bis zu den Belagerungswerken vordrang. Die Männer stürmten die Brustwehren, drangen in die Deckungen ein und begannen sofort, die Sandsäcke und Schanzkörbe auseinander zu reißen, aus denen die ganzen Anlagen gebaut waren. Französische Infanterie erschien zu spät auf dem Schauplatz, um die völlige Zerstörung der niedergekämpften Batterie zu verhindern. Im Feuer der russischen Artillerie hätte sie das allerdings auch dann nicht vermocht, wenn sie rechtzeitig eingegriffen hätte. In einer knappen Stunde war das Werk getan, der Laufgraben auf weite Strecken eingeebnet, die Werkzeuge waren weggenommen, die Schanzkörbe auf einen Haufen zusammengetragen und angezündet.
    »Ihnen, Monsieur, haben wir zu verdanken«, sagte Clausewitz, » daß der Gegner in seinen Belagerungsarbeiten einen Rückschlag erlitten hat, der ihn vier Tage kostet.«
    Vier Tage - und die Franzosen hatten noch den ganzen Rest des Jahres vor sich um die Verteidigungsanlagen weiter zu zerschlagen! Er und die Russen hatten hier die gleiche Pflicht: sie so lange zu halten, als es ging. Es war etwas bedrückend, sich vorzustellen, daß sie hier unter Mühen und Opfern versuchten, ein kleines Außenwerk zu halten, während Bonaparte gleichzeitig mit unwiderstehlicher Gewalt in das Herz Rußlands vorstürmte. Und doch, das Spiel mußte zu Ende gespielt werden. Als Hornblower sich von seinen Gastgebern trennte, fühlte er sich müde und niedergeschlagen. Ein schwarzer Schatten lag über allem Geschehen und verdunkelte selbst das bißchen Freude, das ihm sein Angriffserfolg bereiten mochte - dieser großartige Erfolg von ganzen vier gewonnenen Tagen. Die Pfeifen trillerten, als er auf seiner Nonsuch eintraf, Kapitän Bush, der Erste Offizier und der Wachhabende Offizier empfingen ihn am Fallreep.
    »Guten Abend, Kapitän Bush. Wollen Sie die Güte haben, Mr. Duncan und Mr. Mound durch Signal sofort zu mir an Bord zu rufen.«
    »Jawohl, Sir.« Bush blieb wortlos vor Hornblower stehen, er wandte sich nicht ab, um den Befehl auszuführen. Endlich stieß er hervor: »Mound ist tot.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Einer der letzten Schüsse von der Küste hat ihn in Stücke gerissen, Sir.« Bush versuchte zwar, seinen eisernen Gesichtsausdruck auch jetzt beizubehalten, aber man sah ihm doch an, daß er tief erschüttert war. Dabei hatte er Mound längst nicht so liebgewonnen wie Hornblower selbst. Über diesem brach nun die ganze Flut der Reue und des Zweifels zusammen, seine schlimmen Ahnungen hatten ihn nicht getrogen! Hätte er nur die Kanonenboote früher aus dem Gefecht gezogen! Hatte er nicht leichtfertig Menschenleben aufs Spiel gesetzt, als er das Gefecht noch fortsetzte, nachdem die Feldartillerie das Feuer zu erwidern begann? Mound war einer der besten jungen Offiziere gewesen, die ihm das Glück als Untergebene geschenkt hatte.
    Sein Tod bedeutete nicht nur für ihn selbst, sondern für ganz England einen schweren Verlust. Noch bitterer empfand er aber den rein persönlichen Schmerz um diesen jungen Menschen.
    Der Gedanke an die grausame Endgültigkeit des Todes hatte etwas unsagbar Bedrückendes. Hornblower war von Qual und Elend ganz benommen, als Bush wieder das Wort nahm. »Darf ich Duncan und den Ersten Offizier der Harvey an Bord rufen, Sir?«
    »Ja, bitte, tun Sie das, Kapitän Bush.«

21. Kapitel
    Hornblower bemühte sich, einen französischen Brief an den Gouverneur aufzusetzen, das war ein schwieriges und ermüdendes Unterfangen. Manchmal fehlte ihm eine Vokabel, dann wieder stand er der Formulierung eines französischen Ausdrucks hilflos gegenüber, und bei jedem solchen Hindernis sah er sich dazu verurteilt, den begonnenen Satz zu streichen und von neuem zu beginnen.
    Den Nachrichten zufolge, die soeben aus England eingegangen sind - so etwa versuchte er sich auszudrücken -, haben die Armeen Seiner Majestät des Königs von Großbritannien und Irland am 14. des vorigen Monats bei Salamanca in Spanien einen entscheidenden Erfolg davongetragen. Marschall Marmont, der Herzog von Ragusa, wurde verwundet, an zehntausend Mann gerieten in Gefangenschaft. Der Marquis of Wellesley, der die britische Armee befehligt, ist, nach den mir vorliegenden Nachrichten, in schnellem Vormarsch auf Madrid begriffen, das ihm mit Sicherheit in die Hände fallen wird. Die Auswirkungen dieser Schlacht können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
    Hornblower fluchte leise vor sich hin. Nein, es war nicht seine

Weitere Kostenlose Bücher