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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Anschlag ging. Er nahm sich so lange Zeit, sich verächtlich zu finden, bis ihm eine über seinen Kopf hinwegpfeifende Kugel endlich nahe legte, sich wieder mit dem zu befassen, was um ihn her vorging. Wenn die Husaren nur endlich hochkämen und angriffen, einem halben Dutzend würde es wohl noch das Leben kosten, aber dann wäre es wenigstens schnell überstanden. Nicht weit zu seiner Rechten krachte Mariens Pistole, er sah sich nach ihr um. In diesem Augenblick geschah es. Hornblower hörte die Kugel einschlagen und sah, wie Marie durch die Wucht des Aufpralls halb herumgerissen wurde. Ihr Gesicht trug erst einen verwunderten Ausdruck und verzerrte sich dann in heftigem Schmerz. Ohne zu wissen, was er tat, sprang er zu ihr hin und kniete sich neben sie. Sie war am Oberschenkel getroffen.
    Hornblower schlug rasch den Rock ihres kurzen Reitkleides hoch. Das eine Bein ihrer schwarzen Reithose war schon ganz blutdurchtränkt. Während er noch überlegte, was zu tun war, sah er das Blut zweimal hochrot pulsen - die Oberschenkelschlagader! Unterbinden - Druck - Hornblower rief sich in der größten Hast alles ins Gedächtnis, was er über erste Hilfe bei Verwundungen gelernt hatte. Er drückte ihr die Finger in die Leistengegend, vergebens, die Falten der Hose vereitelten jeden Versuch, die Arterien zuzudrücken. Dabei war jede Sekunde kostbar. Hastig griff er nach seinem Messer, um ihr die Hose aufzuschneiden, da traf ihn ein schmetternder Schlag gegen die Schulter und schleuderte ihn neben ihr zu Boden. Er hatte nichts vom Angriff der Husaren gehört, nichts von den Pistolenschüssen, mit denen sich Brown und der Graf vergeblich zur Wehr gesetzt hatten. Bis ihn der Kolben des Karabiners niederstreckte, hatte er nicht gewußt, was um ihn her vorging. Auch jetzt raffte er sich sofort wieder auf die Knie hoch, immer nur mit dem einen Gedanken, daß es galt, die Blutung der Schlagader zum Stehen zu bringen. Hatte da neben ihm jemand gerufen? Ein Unteroffizier hielt einen Soldaten im letzten Augenblick davon ab, ihm einen zweiten Hieb zu versetzen, er achtete nicht darauf. Er klappte das Messer auf, aber als er ans Werk ging, spürte er, daß Mariens Körper schlaff und leblos war. Da warf er einen Blick in ihr schmutzverkrustetes Gesicht und sah, daß es unter Schmutz und Sonnenbräune leichenblaß war. Ihr Mund stand offen, und ihre Augen starrten zum Himmel, wie nur die Augen Toter starren.
    Hornblower kniete vor ihr und sah sie an, sein offenes Messer hielt er noch in der Hand, er war völlig betäubt. Das Messer entglitt seinen Fingern. Da war jemand neben ihm, der wie er auf Marie hinabsah.
    »Sie ist tot«, hörte er eine Stimme auf französisch sagen, »ein Jammer!« Der Offizier richtete sich wieder auf, Hornblower lag noch immer vor der Leiche auf den Knien.
    »Auf jetzt, komm!« schrie da eine andere, barschere Stimme, und eine Hand rüttelte Hornblower unsanft an der Schulter.
    Immer noch ganz betäubt, erhob er sich und sah sich um. Da stand der Graf zwischen zwei Husaren, dort saß Brown am Boden und hielt seinen Kopf zwischen den Händen, er erholte sich erst langsam von dem Hieb, der ihn niedergeschmettert hatte, vor ihm aber stand ein Soldat mit schußbereitem Karabiner.
    »Madame wäre vor Gericht bestimmt mit dem Leben davongekommen«, sagte der Offizier. Seine Stimme schien aus unendlicher Ferne zu kommen. Der bittere Sinn seiner Bemerkung aber half den Nebel verjagen, der Hornblowers Geist umfangen hielt. Er fuhr mit einer heftigen Bewegung auf, da sprangen auch schon zwei Mann herzu und packten ihn an den Armen. Dabei fuhr ihm ein stechender Schmerz durch die von dem Karabinerhieb getroffene Schulter.
    »Ich werde diese Leute hier zum Hauptquartier bringen«, erklärte der Offizier. »Sergeant, schaffen Sie die Leichen in das Bauerngehöft, weitere Befehle bekommen Sie nachher.«
    Dem Mund des Grafen entrang sich ein leichtes Stöhnen, das an die Schmerzenslaute eines verletzten Kindes erinnerte. »Zu Befehl«, sagte der Sergeant.
    »Bringt die Pferde hierher«, fuhr der Offizier fort. »Ist der Mann hier so weit, daß er reiten kann? Ja.«
    Brown sah sich ganz benommen um, die eine Seite seines Gesichts war verschwollen und übel zugerichtet. Das Ganze war wie ein Traum. Und dort lag Marie und starrte mit toten Augen zum Himmel hinauf. »Kommt jetzt«, sagte jemand, dann zerrten sie Hornblower an den Armen aus der Mulde heraus. Seine Beine gaben unter ihm nach, die wunden Füße versagten ihren

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