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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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sagen.
    Übrigens wäre es auch bestimmt nicht das richtige Mittel gewesen, die Gemütsverfassung des alten Herrn günstig zu beeinflussen. Das aber schien ihm das Allerwichtigste zu sein.
    »Wir werden bald Ihre Hilfe brauchen«, sagte er, »dürfen wir auf Sie zählen, wenn es soweit ist?«
    »Gewiß, natürlich«, sagte der Graf.
    Brown erschien mit einer Anzahl Faßdauben, Hämmern, Nägeln und ein paar Leinen.
    »Ausgezeichnet!« sagte Hornblower.
    Sie machten sich in fieberhafter Eile ans Werk. An zwei Stellen waren nicht nur die Außenhautplanken eingeschlagen, sondern auch die Spanten gebrochen. Die Lecks zu stopfen, war verhältnismäßig einfach, die gebrochenen Spanten dagegen stellten sie vor eine ungleich schwierigere Aufgabe. Um die rasche Strömung des Flusses zu kreuzen, mußten sie sich mit aller Kraft in die Riemen legen. Dadurch wurde das Boot in seinen Verbänden so beansprucht, daß es ihnen womöglich aufbrach. Das beste Mittel zu seiner Versteifung bestand darin, die Außenhaut durch eine oder zwei diagonal aufgenagelte Plankenlagen zu verstärken.
    »Wenn wir das Boot umdrehen, können wir genau sehen, wie es damit aussieht.«
    Mit lauten Hammerschlägen trieben sie die Nägel ins Holz, schlugen sie die hervorstehenden Nagelspitzen um. Hornblower dachte immer wieder daran, wie kräftig sie an den Riemen holen mußten, um das Boot heil durch dieses wirbelnde, strudelnde Gewässer zu bringen. Dabei wurden natürlich die Längs- wie die Querverbände des kleinen Schiffchens nicht wenig in Anspruch genommen. Sie arbeiteten beide wie die Wilden.
    Unterdessen machte sich der Alte fortwährend in ihrer Nähe zu schaffen. Nach seiner Erfahrung, meinte er, müßten die Husaren jeden Augenblick wieder erscheinen, da sie dauernd dem Flußufer entlang patrouillierten. Das sagte er ihnen mit jenem offenkundigen Behagen, das diese Art Leute immer zu empfinden scheinen, wenn sie anderen etwas Unangenehmes mitzuteilen haben.
    Er hatte seine Warnung kaum wiederholt, als nahendes Hufgeklapper sie von ihrer Arbeit aufblicken ließ. Es war Marie, die ihr Pferd mit aller Geschwindigkeit, deren das Tier fähig war, den Hang herabtrieb. »Husaren!« sagte sie kurz. »Sie kommen auf der Straße von Süden, es sind, glaube ich, zwanzig Mann.«
    Sollte das Schicksal wirklich solcher Tücke fähig sein? Nur noch eine Stunde Arbeit, und das Boot war flott.
    »Sie kommen bestimmt hierher«, sagte der alte Mann mit hämischem Ausdruck. »Das war immer so.«
    Wieder war in Sekundenschnelle ein Entschluß zu fassen.
    »Wir müssen schleunigst von hier wegreiten und ein Versteck suchen«, sagte Hornblower. »Es gibt keinen anderen Ausweg.
    Also los!«
    »Aber die Arbeiten am Boot, Sir, sie werden sehen, daß wir hier waren«, sagte Brown.
    »Sie waren nur noch eine Meile entfernt«, sagte Marie. »In fünf Minuten sind sie hier.«
    »Los!« sagte Hornblower. »Herr Graf, bitte sitzen Sie auf.«
    »Wenn die Husaren kommen, dann sagst du ihnen, daß du das Boot ausgebessert hast«, sagte Brown zu dem alten Bauern.
    Dabei näherte er sein struppiges Gesicht drohend dem runzligen Gesicht des andern. »Mach zu, Brown«, sagte Hornblower.
    Sie ritten zu der Mulde zurück, in der sie sich vorher versteckt gehalten hatten. Dort angelangt, banden sie die Pferde an den Weiden fest und krochen dann zwischen den umherliegenden Felsbrocken so weit in der Richtung zurück, aus der sie gekommen waren, daß sie das Haus beobachten konnten. Kaum hatten sie sich in ihrem Versteck niedergelassen, da flüsterte Marie: »Achtung, sie kommen.«
    Es war nur eine kleine Patrouille, sechs Mann und ein Unteroffizier. Zuerst kamen hinter dem Höhenkamm nur die gefiederten Kaipaks in Sicht, dann erkannte man die grauen Waffenröcke. Sie trabten auf dem Feldweg am Rand des Weinbergs entlang zum Gehöft. Der Alte erwartete sie am Hofeingang, die Flüchtigen beobachteten von ferne, wie die Soldaten vor ihm das Pferd zugehen und Fragen an ihn richteten.
    Hornblower stockte der Atem, während er den Alten beobachtete, wie er den Reitern mit zurückgelegtem Kopf Rede und Antwort stand. Er sah, wie der Unteroffizier sich zuletzt im Sattel vorbeugte, den Alten an der Brust packte und ihn wütend zu schütteln begann. Hornblower machte sich keine Hoffnungen mehr, er bekam ohne Zweifel die Wahrheit aus dem Bauern heraus. Jene Drohungen in Clausens Aufruf waren ja keine leeren Redensarten. Der Unteroffizier brauchte nur ein Wort davon fallen zu lassen, dann begann

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