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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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indem er diesen Männern, die sich wirklich um ihre Heimat verdient gemacht hatten, ein richtiges Brot verschaffte. Als er dann die scharfen Kommandos hörte, nach denen ihm die Mannschaft anschließend vorexerzieren mußte, konnte er sich doch eines Lächelns nicht erwehren. Ramsbottom hatte offenbar Spaß daran, sich als Kommandant eines Kriegsschiffes zu fühlen, und Hornblower sagte sich, daß er mit diesem Steckenpferd wirklich niemand wehtat.
    »Sie haben ein besonders kampfkräftiges Schiff mit einer glänzend ausgebildeten Besatzung«, sagte Hornblower. »Dies Urteil Eurer Lordschaft gereicht mir zur besonderen Freude.«
    »Sie selbst haben wohl nicht gedient?«
    »Nein, Mylord.«
    Ältere Leute waren immer noch etwas erstaunt, daß es in diesem Jahre 1821 erwachsene Männer, ja sogar schon Familienväter gab, die dennoch zu jung gewesen waren, um an jenen Kriegen teilzunehmen, die ein ganzes Menschenalter lang die Welt verwüstet hatten. Hornblower kam sich in diesem Augenblick wie ein hundertjähriger Greis vor. »Ach, da kommen noch Gäste, Mylord. Wollen Sie mich für eine Sekunde entschuldigen.«
    Es waren zwei Pflanzer - Hough und Doggart, und dazu der Oberste Richter der Insel. Kam noch der Gouverneur dazu, dann zählte die Tischgesellschaft sechs Personen, drei Staatsdiener und drei Privatleute. Die Anwesenden versammelten sich unter dem Sonnensegel, das über den Großbaum hinweg ausgeholt war und dem Achterdeck Schatten bot. Von dort aus beobachteten sie den feierlichen Empfang Seiner Exzellenz.
    »Glauben Sie, daß das Dinner diesem Zeremoniell die Waage halten wird?« fragte Doggart.
    »Ramsbottoms Zahlmeister kaufte gestern zwei Tonnen Eis«, sagte Hough.
    »Kostet mindestens Sixpence das Pfund«, meinte Doggart.
    Jamaika war der Mittelpunkt eines kleinen Handelsverkehrs in Eis, das mit schnellen Schoonern von Neuengland eingeführt wurde. Dort schnitt man es in Stücke und lagerte es während des Winters in tiefen Kellern ein, dann wurde es dick in isolierendes Sägemehl gepackt und auf dem schnellsten Wege ins Karibische Meer gebracht. Hier erzielte man im Hochsommer phantastische Preise dafür. Hornblower hörte der Schilderung dieser Vorgänge aufmerksam zu, noch aufmerksamer aber verfolgte er das Tun eines Matrosen, der auf dem Mitteldeck rastlos an einer Kurbel drehte. Die Arbeit war wohl nicht schwer, aber gewiß sterbenslangweilig. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welche Aufgabe diese Kurbel hier an Bord zu erfüllen hatte... Die Gäste verbeugten sich vor Seiner Exzellenz und nahmen, seinem Beispiel folgend, auf den bequemen Stühlen Platz. Zugleich erschien ein Steward und reichte Sherry herum.
    »Donnerwetter, das schmeckt!« rief der Gouverneur nach dem ersten vorsichtigen Probeschluck. »Das ist etwas anderes als euer Oloroso, euer süßes, pappiges dunkles Zeug, das ihr Sherry zu nennen wagt.«
    Der Gouverneur durfte sich dank der königlichen Abstammung, die man ihm nachsagte, wie dank seiner hohen Stellung Bemerkungen erlauben, die man einem gewöhnlichen Sterblichen übelgenommen hätte. Aber der Sherry war in der Tat ein köstliches Getränk, er besaß eine erlesene Blume und genau die richtige Temperatur, kühl, aber nicht eiskalt. Plötzlich hörte Hornblower ein neues Geräusch, so daß er auf seinem Platz herumfuhr und nach vorn blickte. Am Fuß des Großmastes hatte soeben ein kleines Orchester zu spielen begonnen, die Musiker spielten verschiedene Saiteninstrumente, deren Namen ihm, abgesehen von der Geige, zeitlebens fremd geblieben waren, weil sie ihn nicht interessierten. Hätte ihn diese greuliche Musik nicht gestört, so wäre es wirklich ein reiner Genuß gewesen, unter dem Sonnensegel an Deck eines guten Schiffes zu sitzen, sich von der eben aufkommenden Seebrise umfächeln zu lassen und dazu diesen herrlichen Sherry zu trinken. Der Gouverneur gab einen kleinen Wink, worauf ihm sofort ein zweites Glas serviert wurde.
    »Sieh einer an!« sagte Hooper, »Sie haben ein recht gutes Orchester.« Man wußte allgemein, daß die Freude an der Musik ein Erbgut der königlichen Familie war. »Ich darf Eurer Exzellenz für Ihre freundlichen Worte danken«, sagte Ramsbottom, und wieder wurden die Gläser herumgereicht.
    Danach neigte sich Ramsbottom zu einem Steward, der ihm etwas zuflüsterte.
    »Eure Exzellenz, Mylord, meine Herren, das Dinner ist serviert.«
    Einer nach dem anderen verschwanden sie durch den Niedergang unter Deck. Offenbar hatte man im

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