Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Jeder Besucher Jamaikas war natürlich gehalten, dem Gouverneur als aller erstem seine Aufwartung zu machen. Aber Ramsbottom war eben kein gewöhnlicher Reisender. Da er Kapitän eines Schiffes war, hatte die Marine, das hieß also Hornblower, das erste Anrecht auf seinen Besuch. ›Eine Kleinigkeit‹, schien sein Lächeln zu sagen, ›aber Etikette bleibt Etikette, da sind auch Kleinigkeiten von Bedeutung und müssen entsprechend genau beachtet werden.‹ Als Ramsbottom sich verabschiedete, hatte Hornblower trotz allen Widerstrebens den besten Eindruck von ihm gewonnen. Er hatte wie ein vernünftiger Mensch von Schiffen und Seefahrt gesprochen, er gab sich ungezwungen und natürlich, ganz anders als jener Lord Byron, der wahrscheinlich mehr als jeder andere dazu beigetragen hatte, daß sich das Yachtsegeln bei reichen Leuten zunehmender Beliebtheit erfreute. Hornblower war sogar bereit, ihm nachzusehen, daß er Barbara ›ein wenig den Kopf verdreht hatte‹ . Während der folgenden Tage, die der junge Mann noch in Jamaika verbrachte, wuchs er Hornblower sogar richtig ans Herz, besonders als er bei einer verbissenen Whistpartie zwei Pfund an ihn verloren hatte und beim nächsten Spiel, bei dem Ramsbottom zugegebenermaßen vom Pech verfolgt war, zehn Pfund von ihm zurückgewann. Die Gesellschaft von Jamaika nahm Ramsbottom mit herzlicher Wärme auf, selbst der gestrenge Gouverneur war mit ihm einverstanden, und seine Gattin, Lady Hooper, erging sich in lauten Lobsprüchen über seine Aufmerksamkeit und sein vollendetes Benehmen.
    »Dem Sohn eines Bradforder Wollfabrikanten hätte ich so etwas weiß Gott nicht zugetraut«, mußte Hooper gegen seinen Willen gestehen.
    »Dinieren Sie auch an Bord der Bride of Abydos , Exzellenz?« fragte ihn Hornblower.
    »Ja, ich gehe hin«, erwiderte ihm Hooper, der gerne gut aß.
    »Aber das Schiffchen ist schließlich nur eine Yacht, darum erwarte ich mir nicht allzuviel von diesem Dinner.«
    Auf Ramsbottoms Anregung hin kam Hornblower so zeitig an Bord, daß er noch Gelegenheit fand, das Schiff zu besichtigen.
    Als er das Deck betrat, wurde er ganz nach Marineart mit Fallreepsgasten und einem langgedehnten Triller der Bootsmannsmaatenpfeifen empfangen. Seine Blicke wanderten schon forschend über das Schiff, während er Ramsbottom noch zur Begrüßung die Hand schüttelte. Hier deutete wahrhaftig nichts darauf hin, daß dies kein Kriegsschiff seiner Majestät des Königs war. Das Deck schimmerte in makellosem Weiß, das Tauwerk war in kunstvollen Figuren aufgeschossen, am Querschott standen sauber aufgereiht die blitzenden Piken und Entermesser, das Messing schimmerte blank in der Sonne, die angetretene Besatzung machte in ihren blauen Jumpern und weißen Hosen einen ordentlichen, wohldisziplinierten Eindruck.
    »Darf ich Ihnen meine beiden Offiziere vorstellen, Mylord?« fragte Ramsbottom.
    Sie waren beide Leutnants auf Halbsold, Männer, die das Schicksal hart angefaßt hatte. Hornblower schüttelte ihnen die Hand und sagte sich dabei unwillkürlich, daß ihn selbst wahrscheinlich nur ein halbes Dutzend Glücksfälle davor bewahrt hatten, immer noch als Leutnant dahinleben zu müssen.
    Dann führe er vielleicht wie diese beiden zur Aufrundung seines kümmerlichen Halbsolds auf der Yacht irgendeines reichen Mannes zur See. Als ihn Ramsbottom nach vorn führte, erkannte er einen der Männer, die an den Geschützen angetreten waren.
    »Sie waren doch früher mit mir auf der Renown , auch in dieser Gegend, nicht wahr?« sagte er.
    »Jawohl, Sir - Mylord, das stimmt, Sir«, gab der Mann zur Antwort und griff mit verlegenem Grinsen nach der Hand, die ihm Hornblower entgegenstreckte. »Und Charlie Kemp, Sir, Mylord, der da drüben, Sir, der war mit Ihnen in der Ostsee.
    Und Bill Cummings, dort auf der Back, der war Vortoppgast auf der Lydia und fuhr mit Ihnen um Cap Hoorn.«
    »Ich freue mich, euch alle wiederzusehen«, sagte Hornblower.
    So war es in der Tat, aber fast ebenso froh war er, daß es ihm erspart geblieben war, sich auf die Namen der Leute besinnen zu müssen. Langsam schritt er weiter.
    »Sie haben ja eine richtige Marinebesatzung an Bord, Mr. Ramsbottom«, bemerkte er. »Ja, Mylord, es sind fast alles Kriegsschiffsleute.« In dieser Friedenszeit und bei der schlechten Wirtschaftslage, überlegte Hornblower, war es wohl ein leichtes, eine Schiffsbesatzung anzuheuern. Man konnte mit einigem Recht der Meinung sein, daß sich Ramsbottom ein öffentliches Verdienst erwarb,

Weitere Kostenlose Bücher