Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
zu halten.
    »Haben Sie neue Nachrichten vom Festland, Sir?« fragte er den Gouverneur. »Was macht dieser Bursche, der Bolivar?
    Hatte er in letzter Zeit Erfolg?«
    »Er kämpft weiter«, antwortete der Gouverneur, »aber Spanien schickt in aller Eile Verstärkungen heraus, soweit die Unruhe im eigenen Land das irgend zuläßt. Die Regierung in Caracas erwartet, soviel mir bekannt ist, zur Zeit wieder einen Transport. Dann könnte es immerhin sein, daß sie das flache Land zurückerobert und Bolivar wieder über die Grenze treibt.
    Sie wissen doch, daß er vor einigen Jahren als Flüchtling hier auf dieser Insel lebte?«
    »Das ist mir neu, Sir.«
    Die ganze Tischgesellschaft nahm lebhaften Anteil an dem blutigen Bürgerkrieg, der zur Zeit auf dem Festland Südamerikas tobte. Mord und Menschenschlächterei, großartiges Heldentum und unerhörter Opfermut, Treue gegen den König und unbändiger Freiheitsdrang, das alles erlebte man zur Zeit in Venezuela. Krieg und Pestilenz verwandelten die fruchtbaren Ebenen in eine Wüste, entvölkerten die menschenwimmelnden Städte.
    »Welche Folgen wird es für die Spanier haben, daß jetzt in Maracaibo der Aufstand ausgebrochen ist?« wollte der Gouverneur von Hornblower wissen. »Das ist wohl kein ernster Verlust, Sir. Solange sie La Guaira fest in Händen haben, sind auch ihre Seeverbindungen gesichert - die Straßen sind ja so schlecht, daß Caracas den ganzen Verkehr mit der Außenwelt von jeher über La Guaira leitete. La Guaira hat zwar nur eine offene Reede, aber diese bietet guten Ankergrund.«
    »Hat sich denn Maracaibo gegen Spanien erhoben?« fragte Ramsbottom in beiläufigem Ton.
    »Ja, die Nachricht kam heute morgen. Diese Feder kann sich Bolivar nach seinen letzten Niederlagen an den Hut stecken.
    Seine Truppen waren wohl schon drauf und dran, den Mut zu verlieren.«
    » ›Seine Truppen‹, Sir?« meldete sich jetzt der Oberrichter zum Wort. »Die Hälfte seiner Leute sind britische Infanteristen.«
    Das war auch Hornblower nicht unbekannt. Britische Veteranen bildeten das Rückgrat der Armee Bolivars. Die Llaneros - aus den Ebenen Venezuelas stammend - stellten wohl eine ausgezeichnete Kavallerie, waren jedoch zur dauernden Besetzung eroberter Gebiete nicht zu gebrauchen. »Auch der britische Soldat kann in hoffnungsloser Lage den Mut verlieren«, sagte der Gouverneur. »Die Spanier beherrschen immerhin den größten Teil der Küste - fragen Sie nur den Admiral hier.«
    »Das stimmt«, pflichtete ihm Hornblower bei, »sie machen Bolivars Kaperschiffen die Hölle heiß.«
    »Hoffentlich kommen Sie nicht auf den Einfall, sich in diesen Hexenkessel hineinzuwagen, Mr. Ramsbottom«, warnte der Gouverneur.
    »In einem solchen Falle würde man kurzen Prozeß mit Ihnen machen«, fügte der Oberrichter hinzu. »Die Dons dulden keine Einmischung. Man nähme Sie ohne Umstände fest, dann würden Sie vielleicht auf Jahre hinaus in einem spanischen Gefängnis schmachten, bis es gelänge, Sie den Klauen König Ferdinands zu entringen - wenn Sie nicht schon vorher dem Gefängnisfieber zum Opfer fielen oder als Pirat aufgeknüpft würden.«
    »Ich habe gewiß nicht die Absicht, mich in die Nähe des Festlandes zu wagen«, meinte Ramsbottom, »zum mindesten nicht, solange dort Kriegszustand herrscht. Es fällt mir allerdings bitter schwer, ausgerechnet Venezuela meiden zu müssen, weil es die Heimat meiner Mutter ist. Ich hätte mich besonders gefreut, einmal dorthin zu kommen.«
    »Wie sagten Sie? Ihre Mutter stammt aus Venezuela?« fragte der Gouverneur interessiert.
    »Gewiß, Sir. Meine Mutter war eine vornehme Venezolanerin. Dort hieß ich Carlos Ramsbottom y Santona.«
    »Ein interessanter Name«, bemerkte der Gouverneur. Ja, er nahm sich sogar noch seltsamer aus als ›Horatio Hornblower‹ . Es war immerhin bezeichnend für den weltweiten Umfang britischer Handelsbeziehungen, daß ein Wollfabrikant aus Bradford eine Venezolanerin zur Mutter hatte. Jedenfalls erklärte sich damit Ramsbottoms südländisch dunkle männliche Schönheit.
    »Ich kann ohne weiteres abwarten, bis der Krieg auf diese oder jene Art ein Ende nimmt«, sagte Ramsbottom mit wegwerfender Gebärde. »Bis dahin gibt es schließlich auch noch andere Reiseziele. Und nun, meine Herren, bitte ich Sie um Ihre Aufmerksamkeit für den nächsten Gang.«
    »Zusammengekochtes?« fragte der Gouverneur skeptisch.
    Sein Ton ließ vermuten, daß ihm jetzt ein handfester Braten lieber gewesen wäre.
    »Bitte,

Weitere Kostenlose Bücher