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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Zwanziger, war klein und schlank von Gestalt und - um es ehrlich zu sagen - auffallend hübsch. Seine Augen waren so schwarz wie seine Haare, sein Gesicht, dessen Züge in ihrer Regelmäßigkeit wie gemeißelt wirkten, war von der wochenlangen Seefahrt tief gebräunt, kurzum, er sah keineswegs so aus, wie man sich einen Wollfabrikanten aus Bradford vorstellen mochte. Sein dunkelgrüner Rock und die der offiziellen Gelegenheit angemessene weiße Kniehose wirkten unaufdringlich und zeugten von bestem Geschmack.
    »Meine Frau schrieb mir von Ihnen, Mr. Ramsbottom«, sagte Hornblower.
    »Das war sehr liebenswürdig von Lady Hornblower, aber sie ist ja überhaupt die Güte selbst. Darf ich Ihnen meine Empfehlungsbriefe von Lord Liverpool und Bishop Wilberforce vorlegen, Mylord?«
    Barbara hatte also mit ihrer Vorhersage recht behalten, daß sich Ramsbottom bei beiden politischen Parteien lieb Kind machen werde. Der eine Brief stammte vom Premierminister selbst, der andere von einem sehr prominenten Mitglied der Opposition. Hornblower las sie beide durch und konnte sich nicht verhehlen, daß sie trotz ihrer offiziellen Fassung auffallend warm und herzlich gehalten waren. »Ausgezeichnet, Mr. Ramsbottom«, sagte Hornblower und bemühte sich, den Ton zu treffen, der ihm nach der Lektüre eines vom Premierminister eigenhändig gezeichneten Empfehlungsschreibens angemessen zu sein schien. »Kann ich Ihnen in irgendeiner Form behilflich sein?«
    »Fürs erste wüßte ich nicht, worum ich Sie bitten sollte, Mylord. Ich muß natürlich Wasser und Proviant ergänzen, aber mein Zahlmeister ist ein tüchtiger Mann. Dann möchte ich meine Reise durch diese entzückende Inselwelt möglichst bald fortsetzen.«
    »Natürlich«, sagte Hornblower verständnisinnig. In Wirklichkeit konnte er beim besten Willen nicht begreifen, wie ein Mensch dazu kam, sich aus freien Stücken in diesen Gewässern umherzutreiben, wo es hier und dort immer noch Seeräuber gab, was der Mann ausgerechnet in diesen Ländern suchte, wo die Malaria und das Gelbe Fieber grassierten, wo Bürgerkriege, Revolutionen und Massaker oft noch mehr Menschenleben forderten als diese Seuchen. »Sind Sie mit der Bride of Abydos zufrieden?« fragte Hornblower. Die Achtzehn-Kanonen-Briggs der Royal Navy genossen keinen guten Ruf, weil sie rank waren und der Besatzung nicht genug Lebensraum boten. »Danke der Nachfrage, Mylord, ich kann mich nicht beklagen«, gab Ramsbottom zur Antwort. »Dadurch, daß ich ihr eine andere Bestückung gab, habe ich ihr Gewicht etwas verringert. Sie führt jetzt nur noch zwölf Geschütze statt achtzehn - zwei lange Sechspfünder und zehn Kanonaden, aber Vierundzwanzigpfünder an Stelle der bisherigen Zweiunddreißigpfünder.«
    »Sie könnten also immer noch mit einem Seeräuber fertig werden?«
    »Ganz bestimmt, Mylord. Mit dieser Verminderung der Decksgewichte - sie macht volle zehn Tonnen aus - habe ich die Bride of Abydos in ein wirklich seetüchtiges Fahrzeug verwandelt. Jedenfalls ist das meine feste Überzeugung.«
    »Das ist auch ohne Zweifel der Fall«, sagte Hornblower.
    Wahrscheinlich hatte der Mann recht. Diese Kriegsbriggs waren natürlich bis an die Grenze ihrer Stabilität, und soweit es der bescheidenste Raumbedarf der Besatzung irgend zuließ, mit Geschützen und Kriegsgerät aller Art vollgepackt. Eine maßvolle Verminderung dieser toten Gewichte konnte ein solches Schiff darum sehr wohl angenehmer und handiger machen.
    »Eure Lordschaft würden mir die große Freude bereiten«, fuhr Mr. Ramsbottom fort, »wenn Sie sich dazu herbeilassen wollten, mich an Bord zu besuchen. Für mich wäre das eine hohe Ehre, und meine Besatzung würde sich aufrichtig darüber freuen.
    Vielleicht kann ich Eure Lordschaft sogar dafür gewinnen, bei mir an Bord zu dinieren?«
    »Zunächst möchte ich Sie meinerseits zum Dinner gebeten haben, dann können wir uns weiter darüber unterhalten«, sagte Hornblower. Er hatte sich gerade noch rechtzeitig daran erinnert, was sich geziemte. Wer so gewichtige Empfehlungsschreiben vorlegen konnte, mußte natürlich zum Dinner gebeten werden.
    »Sie sind außerordentlich liebenswürdig, Mylord«, meinte Mr. Ramsbottom. »Aber mir scheint, ich sollte mich ohne Verzug zu Seiner Exzellenz begeben, um auch ihm meine Empfehlungsschreiben vorzulegen.«
    Das sagte er mit höflichem und dabei ganz besonders gewinnendem Lächeln. Offenbar kannte er die Regeln der Etikette sehr genau und wußte sich darein zu fügen.

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