Hornjäger (German Edition)
auf den Boden. »Wenn Ihr einmal etwas braucht...«
»Schon gut.« Sie versuchte, zu lächeln.
»Ich habe noch eine kleine Überraschung für Euch ... sie dürfte Euch die Zeit des Wartens etwas erträglicher machen.« Astos verneigte sich zackig und verließ den Raum.
»Oh, meine Liebe! Wie geht es Euch?!« Die alte Pollia kam für ihre Verhältnisse schnell hereingewuselt und schloss die Tür hinter sich.
Euphena stand ein wenig wackelig auf und umarmte ihre alte Freundin.
»Tut mir leid, natürlich geht es Euch nicht gut!« Sie schlug eine Hand vor den Mund.
»Es geht schon.« Euphena bot ihr einen Platz auf ihrem Bett an und stellte den Apfelkuchenteller zwischen sie.
»Es heißt, Ihr habt das Horn nicht gefunden?«, fragte Pollia besorgt.
Euphena nickte und biss in ein Stück Kuchen. »Dafür habe ich sie gesehen! Ich habe sogar bei ihnen gewohnt!«
Pollia schlug die Hände zusammen. »Bei allen Göttern! Ist das wahr?«
Euphena nickte. »Euer Großvater hatte recht!«
»Unglaublich! Einfach verblüffend ...« Sie zog sich einen Spitzenhandschuh aus, und griff sich ebenfalls ein Kuchenstück. »Also ich finde, dann habt Ihr Eure Wette gewonnen, Kind! Soll der grässliche Baron doch warten, bis es im Sommer schneit!«
Euphena lachte. »Oh, hier!« Sie zog Pollias Anhänger unter ihrem Kleid hervor und machte Anstalten ihn zurückzugeben.
»Wo denkst du hin, meine Liebe! Er war ein Geschenk!« Sie schloss Euphenas Hand um den Anhänger.
»Danke! Er hat mir immer Glück gebracht, wisst Ihr? Nun ja ... bis heute zumindest.« Sie fuhr mit dem Finger darüber.
»Oh, ist er etwa kaputt?«, fragte Pollia gespielt ernst und klopfte mit dem Finger dagegen. Euphena lachte.
»Das haben wir gleich!« Leise murmelnd schloss die Alte ihre Finger um ihn und hängte ihn Euphena schließlich wieder um den Hals. »So! Jetzt wird alles wieder gut werden!«
»Ach Pollia, wenn Ihr wüsstet, was alles passiert ist ... ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das gut endet!« Sie senkte den Kopf und war gleichzeitig so froh, dass ihre alte Freundin bei ihr war.
Die Augen der Alten wurden plötzlich ernst. »Was auch immer im Leben geschieht, ist eine neue Möglichkeit, uns zu beweisen! Und du hast Euch mehr als bewiesen meine Liebe! Denke immer daran, ein Mann kann dir niemals das nehmen, was du in deinem Herzen schon erlangt hast, denn deine Seele ist frei wie ein verdammter Hundefurz! Jetzt und für immer!«
Euphena sah erschrocken auf. »Pollia!«
Die Alte kicherte und strich dann über ihre Wange. »Was wir jetzt tun können, ist dich so schön herzurichten, dass heute Abend die Damen vor Neid in Ohnmacht fallen und Fengus sich wünschen wird, dich niemals gegen sich aufgebracht zu haben!«
Pollia hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen.
»Euphena, wenn ich dich jetzt anblicke, sehe ich, wie du in diesen Wochen erblüht bist. Du bist stark! Also bringe es mit Stolz zu Ende!«
E in wenig nervös trat Euphena vor den geschlossenen Toren, hinter denen sich Fengus mit dem gesamten Hof versammelt hatte, von einem Fuß auf den anderen. Sie wartete auf den Schlag der Glocke, bei dem sie die Wachen anweisen würde sie einzulassen.
Obwohl sie die Aigidenkleider trug und die Nachtluft angenehm mild war, zitterte sie leicht. Pollia hatte ihr mit ihren knorrigen Fingern eine wunderschöne Frisur gezaubert und ihre Augen und Wimpern mit etwas Kohle eingefärbt.
Die Stadt lag in nächtlicher Schönheit unter dem Vollmond, der jetzt groß und rund am Himmel stand. Leise Musik drang aus den Gassen an ihre Ohren und ausgelassenes Feiern durchbrach hier und da die Stille. Am heutigen Abend waren die Wirtshäuser zum Bersten voll, jeder freute sich auf die bevorstehende Ernte und wollte den Sommer gebührend verabschieden.
Euphena atmete ruhig. Sie musste versuchen ihren Magen zu beruhigen! Sie wollte Fengus stark und mutig entgegentreten, so wie Pollia es gesagt hatte! Wenn sie einen letzten Auftritt bekam, wollte sie, dass er mindestens für ein halbes Jahr für Gesprächsstoff sorgte!
Langsam schritt sie auf dem vorgelagerten Treppenabsatz auf und ab. Es konnte jederzeit so weit sein. Euphena schwindelte leicht. Sie versuchte sich zu beruhigen. Ganz gelang es ihr nicht. Die Angst saß wie ein schwarzer Knoten in ihren Eingeweiden, den sie nicht zu lösen vermochte.
Der erste Glockenschlag überraschte sie. Euphena zuckte zusammen. Jetzt war es so weit. Sie stellte sich in Position und schloss die Augen. Einmal
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