Hornjäger (German Edition)
gestutzt. Sein Horn glänzte frisch poliert im Fackelschein der Laternen.
»Wunderschönen guten Abend!« Er nickte höflich nach allen Seiten und weidete sich sichtlich an dem Entsetzen, das er unter den Anwesenden verbreitete. Euphena starrte ihn mit offenem Mund an. Hinter ihm fiel mehr als nur eine Dame in Ohnmacht.
Fengus erstarrte in seiner Bewegung und sah gebannt zu der ungewöhnlichen Truppe, die sich vor ihm aufbaute. Er öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, unfähig auch nur irgendetwas Sinnvolles von sich zu geben.
»Was macht ihr denn hier?« Sie konnte es kaum fassen! Da stand dieses kleine Grüppchen Gehörnter mitten in Fengus Thronsaal und verbreitete unweigerlich ländliche Stimmung.
»Du brauchst doch mein Horn, um ‘ne Wette zu gewinnen, oder?« Er winkte in die Menge. »Hier bin ich also!«
Euphena prustete los. Es war ihr irgendwie peinlich, vor allem, weil sonst niemand etwas sagte und alle nur das kleine Grüppchen neben ihr anstarrte, als wäre es gerade vor aller Augen einem Märchenbuch entstiegen.
»Ist die Wette nun gewonnen?«, fragte Kerfluns ein wenig gelangweilt und starrte Fengus aus seinen gelben Augen an.
Alle Blicke ruhten jetzt auf dem König. Der fing sich sichtlich und dachte nach. Nach einem kurzen Moment der Stille seufzte er schließlich.
»Obwohl Euphena mir das goldene Horn dieses Wilden nicht vor die Füße legen konnte, will ich dennoch Gnade ...«
»Was denn? Wenn du willst, leg ich mich auch hin, Jungchen!«, meinte Kerfluns kichernd. Fengus warf ihm einen bösen Blick zu.
»Will ich dennoch Gnade walten lassen! Denn Euer König ist gut und gerecht! Euphena, Ihr seid frei! Mögen diese Abenteuer Euch Besserung gelehrt haben!« Fengus ließ sich vom gesamten Hofstaat hochleben und winkte gönnerhaft in die Menge.
Helwyr sprang auf, schnappte sich Euphena und wirbelte sie im Kreis. »Du hast es geschafft! Du hast es geschafft!«, schrie er freudig und hüpfte mit ihr auf und ab. Sie selbst war noch viel zu perplex, um die Tragweite der Entwicklungen zu begreifen.
Jetzt durfte auch das Prinzesschen zu ihrer geliebten Erzieherin laufen und die alte Pollia drückte Euphena ebenfalls unter Freudentränen an sich.
»Feiert und seid lustig, Freunde, denn ab morgen wird die Ernte eingefahren!« Schnell bedeutete Fengus der Kapelle, aufzuspielen. Die Menge jubelte zuerst noch ein wenig verhalten, bald schon aber stellten sich die Ersten zum Tanze auf und echte Feierstimmung griff wie ein Lauffeuer um sich.
»Ihr« Der König zeigte auf das jubelnde Grüppchen vor ihm »folgt mir! Sofort!«
Schnell brachte Euphena das Prinzesschen zu Ardianna zurück, drückte ihr herzlich die Hände und bedankte sich für deren Glückwünsche. Dann folgte sie den Aigiden und Helwyr, die hinter Fengus den Saal verließen.
Der König scheuchte alle Wachen fort und führte sie in sein gemütliches Empfangszimmer.
»So und jetzt die Wahrheit!« Er lehnte sich an den Schreibtisch und verschränkte die Arme.
Euphena räusperte sich. Er wollte die Wahrheit? Gut, die würde er bekommen. Sanft legte Helwyr ihr von hinten seine Hände auf die Schultern.
»Weil Ihr ein armseliger Wicht seid, der nicht verlieren kann, bin ich auf Helwyr gestoßen, der mir erst alles ermöglicht hat. Im Endeffekt seid Ihr also selbst an Eurer Niederlage schuld, Fengus! Jedenfalls haben wir durch die Güte und Menschlichkeit diverser ... Personen schließlich den Weg zu den Gehörnten gefunden, die uns scheinbar so gerne mögen, dass sie uns nachgereist sind und mir geholfen haben, die Wette zu gewinnen!« Euphena strahlte. Das hatte wirklich gutgetan!
Fengus hob eine Augenbraue. »Noch etwas?«
»Ja!« Euphena seufzte. »Helwyr und ich wir lieben uns!«
»Oh, wie wunderbar!«, imitierte Fengus herablassend ihren Tonfall. »Das mit dem armseligen Wicht, merke ich mir Euphena, nur dass Ihr das wisst!«
Sie zuckte mit den Achseln. »Von mir aus!«
Fengus seufzte. Dann nahm er die Aigiden ins Visier.
»Sei mir gegrüßt Kerfluns! Welch unerwartete Freude!« Seine Stimme klang immer noch nicht wirklich überzeugend.
»Die Freude ist ganz meinerseits.« Der Gehörnte lächelte böse.
»Moment einmal!« Euphena stutze. »Ihr kennt Euch?«
»Leider.« Kerfluns verdrehte die Augen. »Hast du das eigentlich witzig gefunden, das arme Mädel auf mich anzusetzen? Ich hätte es mir eigentlich gleich denken müssen ...« er wandte sich zu Euphena »Er war schon als Kind unausstehlich, weißt du?«,
Weitere Kostenlose Bücher