Hornjäger (German Edition)
kann!«
»Und Ihr?« Astos Stimme klang beinahe freundlich.
»Ich?« Sie atmete tief durch und putzte ein bisschen Dreck von ihrem Mantelsaum. »Ich kann die Wette nicht gewinnen, wie Ihr sicherlich bemerkt habt!«
»Also werdet Ihr heiraten?« Er verzog keine Miene. Er saß einfach nur da und beobachtete sie.
»Vermutlich. Ich denke ja wohl nicht, dass Fengus bei mir Gnade walten lassen würde.« Euphena hob einen Mundwinkel.
»Wohl kaum.«
Sie nickte und biss sich auf die Lippen.
»Liebt Ihr ihn?«
Die Frage überraschte Euphena. Seit wann interessierte sich Astos für ihr Herz? »Mehr als alles andere!«
»Dann lasst ihn gehen und kommt heute Nacht mit mir, ich bringe Euch sicher nach Hause!« Der Rittmeister setzte sich auf.
»Wieso? Ich verstehe nicht ...«
»Wir sind gemeinsam losgezogen, nur habt Ihr ihn nicht zu Gesicht bekommen. Helwyr hat unsere Räuberbande angeführt, die im Wald Eure Kutsche überfallen hat. Er ist viel unterwegs, also kennen nicht viele am Hofe sein Gesicht ... das war der Vorteil.« Er beobachtete ihre Reaktion.
Euphena saß da wie vom Donner gerührt. Die Tragweite von Astos Offenbarungen wurde ihr erst langsam bewusst. Helwyr selbst hatte den Befehl bekommen, sie so zu verängstigen, dass sie ihr Vorhaben aufgab und ihre Wette Fengus gegenüber verlor?!
Euphena runzelte die Stirn. Er hatte ihr die ganze Zeit etwas vorgemacht!
»Wieso ... warum habt Ihr so lange gewartet? Damit ich meinen Traum erfülle, und ihr mir dabei zusehen könnt, wie er vor meinen Augen zerplatzt! Weshalb die ganzen Mühen? Ihr hättet es einfach in der Waldschenke beenden können ...« Euphena schlug sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund.
»Das wollten wir auch!« Astos lachte freudlos auf. »Aber Helwyr hat Euch die Treue gehalten ... ich habe Euch damals nicht verfolgt, weil er für mich der Bruder ist, den ich nie hatte. Euphena, wenn Ihr mit ihm zurückkehrt, wird er gehängt! Das ist eine Tatsache!«
Hilflos huschten ihre Augen hin und her. Das durfte doch alles nicht wahr sein!
»Ihr habt gesagt, Ihr liebt ihn.« Astos legte beruhigend eine Hand auf ihren Arm. »Dann lasst ihn hier! Kommt heute Nacht mit mir, ich verspreche Euch, ich bringe Euch wohlbehalten zurück! Und für unseren verliebten Kater lassen wir uns etwas einfallen ... wenn er ein wenig abwartet und behauptet, er sei gefangen oder ausgeraubt worden, kauft Fengus ihm das vielleicht ab ... allerdings müsst Ihr jeglichen Kontakt zu ihm vermeiden, sonst fliegt natürlich alles auf!« Astos seufzte.
»Er scheint mich wirklich gern zu haben, wenn er sogar seinen König hintanstellt ...« Euphena lächelte traurig. »Er ist noch viel ehrenwerter, als ich dachte!«
»Ich wusste immer, es kommt der Tag, an dem ihn seine verfluchte Moral noch umbringt!« Der Rittmeister stand auf und streckte ihr seine Hand entgegen. »Wir sind uns also einig?«
Euphena nickte, ergriff seine Hand aber nicht. »Sind wir!«
»Gut. Geht zu ihm, seid noch eine Nacht glücklich, und sobald er eingeschlafen ist, trefft mich wieder hier!« Er wandte sich ab und ging zurück in die Halle.
Freudiges Gelächter drang durch die Wände zu ihr nach draußen. Euphena lehnte sich zurück und starrte in die Finsternis. Ihre Gedanken kreisten wie verrückt, sie war enttäuscht und traurig zugleich ... sie versuchte auch ein bisschen wütend auf Helwyr zu sein, aber irgendwie gelang es ihr nicht. Was war denn schon eine Hochzeit gegen Helwyrs Tod!
Er hatte alles richtig gemacht ... jetzt war sie an der Reihe!
»Da bist du ja!« Helwyr zog sie zu sich auf die Bank, nachdem sie den schweren Krug auf den Tisch gestellt hatte. »Was hast du?«, besorgt nahm er ihr Gesicht in seine Hände.
»Nichts.« Euphena schniefte schnell, und versuchte zu lächeln. »Ich mache mir nur Sorgen ... wegen, naja wegen der ganzen Sache eben.«
Behutsam drückte er sie an sich. »Es wird alles gut werden!«, flüsterte er ihr zu. »Denk heute nicht mehr daran ... wir kümmern uns morgen um alles, ja?«
Euphena nickte. Morgen. Da war es längst zu spät ...
»Ah!« Mit einem wohligen Seufzer ließ sich Astos ihnen gegenüber auf die Bank fallen. »Das nenne ich ein Fest! Da können wir uns zu Hause noch ein Stückchen abschneiden ...«
»Da hast du recht!« Helwyr prostete ihm zu. »Du musst unbedingt die hier probieren ...«
Euphena hörte gar nicht mehr zu, sie schmiegte sich einfach an ihren Helwyr und versuchte jeden Augenblick, der ihnen noch blieb auszukosten. Als
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