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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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keine weiteren Aufseher in der Nähe. Neben ihm schloss Matt die Augen und sofort winselte der Hund und setzte sich hin. Er hatte plötzlich vergessen, dass er angriffslustig sein sollte. Der Aufseher sah verdutzt auf ihn hinab und Lohan nutzte den Augenblick. Er machte zwei Schritte auf ihn zu und schlug dem Mann mit der Handkante gegen die Kehle. In dem Schlag steckte die ganze Wut der letzten acht Tage und der Aufseher war nicht nur bewusstlos. Er war sofort tot. Lohan kümmerte das nicht. Jetzt gab es für ihn und Matt kein Zurück mehr. Einen Aufseher anzugreifen, wurde mit dem Tod bestraft. Jetzt mussten sie ihren Plan durchziehen.
    Einige andere Arbeiter hatten gesehen, was passiert war. Sie wichen entsetzt zurück, aus Angst, eine Mitschuld angehängt zu bekommen. Matt und Lohan standen direkt am Rand der Grube. Der Aufseher lag am Boden. Sein Hund saß gelassen neben ihm und ignorierte sie. Matt holte tief Luft und schien sich auf etwas zu konzentrieren, das weiter weg war. Lohan wusste, dass Matt wie alle Torhüter über Kräfte verfügte, die weit über menschliche Fähigkeiten hinausgingen, und jetzt wartete er gespannt darauf, sie in Aktion zu sehen. Doch es passierte nichts. Einen Moment lang dachte er, dass Matt zu schwach war, dass seine Krankheit die Kräfte neutralisiert hatte. Wenn das der Fall war, waren sie beide tot. Aber dann war eine kleine Bewegung zu erkennen. Eine der Leitern in der Grube hatte sich gelöst und kippte von der Wand weg. Ihr folgte eine zweite, dann eine dritte. Lohan beobachtete fassungslos, wie die Leitern in ihre Einzelteile zerbarsten. Das Holz brach und die Stücke fielen in den Abgrund. Niemand war verletzt worden. Matt hatte nur leere Leitern gewählt. Aber der Weg nach unten war jetzt unerreichbar und die Goldsuche damit vorerst gestoppt.
    Knack, knack, knack … Das Brechen des Holzes erinnerte Lohan an chinesisches Feuerwerk. Jetzt waren überall Aufseher, die an den Rand der Grube rannten und fassungslos hinunterstarrten. Aber Matt hatte gerade erst angefangen. Er schwang den Kopf zur Seite und plötzlich explodierte ein großer Teil der Mine und die riesigen Erdhaufen, die die Arbeiter im Laufe der Jahre aufgetürmt hatten, schienen zusammenzuklappen und stürzten in die Tiefe. Wäre jemand unten in der Grube gewesen, hätte ihn der gewaltige Erdrutsch zerquetscht, aber so früh am Morgen waren die unteren Schichten noch leer. Lohan sah ungläubig zu. Wie viele Hundert Tonnen Erde hatten die Sklaven der Serra Morte an die Oberfläche befördert? Jetzt war in Sekundenschnelle noch viel mehr Erde wieder in der Grube gelandet. Eine ganze Bergflanke war ins Rutschen gekommen und ein Großteil der Mine wieder gefüllt. Und das hatte Matt fertiggebracht – mit nur einer einzigen Kopfbewegung.
    Kurze Zeit herrschte Stille, doch dann schrien die Aufseher hektisch durcheinander. Jetzt begriff Lohan, was Matt damit bezweckte. Niemand kannte den Grund für den Einsturz, aber jetzt war alles andere nebensächlich. Matt hatte für ein unglaubliches Ablenkungsmanöver gesorgt.
    „Gehen wir“, flüsterte er.
    Die Anstrengung hatte ihm die letzte Kraft geraubt. Lohan konnte sehen, wie er zitterte und schwitzte. Er legte den Arm um ihn und zog ihn mit sich. Die anderen Arbeiter bekamen natürlich mit, was sie machten, aber kein Einziger wagte es, sich ihnen anzuschließen. Das hatte das Leben in Serra Morte ihnen angetan. Sie hatten ein Stadium erreicht, in dem sie sich nicht einmal mehr ihre eigenen Schuhe zubinden konnten, wenn es ihnen niemand befahl. Man hatte sie gebrochen. Sie waren keine Menschen mehr.
    Lohan stützte Matt und sie hasteten den Pfad entlang, der sie zum Flugfeld bringen würde. Matt stolperte, und wenn Lohan ihn nicht festgehalten hätte, wäre er hingefallen. Lohan hoffte nur, dass sie nicht entdeckt wurden, dass alle Aufseher damit beschäftigt waren, die Verwüstung anzustarren, die sie hinter sich zurückgelassen hatten – aber natürlich war das nicht der Fall. Sie wurden fast sofort bemerkt. Jemand brüllte einen Befehl. Dann fiel ein Warnschuss.
    Sie blieben nicht stehen. Sie konnten nicht stehen bleiben. Sie hatten einen Aufseher angegriffen und deswegen kam Aufgeben nicht mehr infrage. Der schützende Regenwald war nur noch rund zwanzig Meter entfernt. Matt zwang sich weiterzulaufen, obwohl er fast mit seinem ganzen Gewicht an Lohans Arm hing.
    Es fiel ein zweiter Schuss und Lohan verfluchte sich dafür, dass er die Waffe des toten Aufsehers

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