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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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und betrachtete ihn. Lohan schien mit sich zu ringen, als müsste er eine Entscheidung treffen. Doch schließlich nickte er, als hätte er einen Kampf gegen sich selbst gewonnen.
    Er streckte sich auf dem Bett neben Matt aus und war Minuten später eingeschlafen.

4
     
     
    Lohan wachte früh auf. Sein Körper war noch immer erschöpft, aber sein Kopf fand keine Ruhe und deshalb war er schon vor Sonnenaufgang wach. Er lag lange Zeit im Dunkeln und lauschte auf die Geräusche um sich herum. Ein paar Männer schnarchten, andere wimmerten unter dem Einfluss eines Albtraums. Die Moskitos umschwirrten sie wie gewöhnlich. Draußen bellte ein Hund, doch sein Gebell ging schnell in ein Winseln über, als er mit einem Fußtritt zum Schweigen gebracht wurde. Aber das Beste, was Lohan wahrnahm, war die Tatsache, dass Matt ruhig schlief. Vielleicht half es ihm. Vielleicht traf er in seiner Traumwelt sogar jemanden, der ihm beistand. Irgendwie wusste Lohan, dass dies ihr letzter Tag in Serra Morte sein würde – wie immer er enden mochte.
    Es war merkwürdig, aber er hatte keine Ahnung, wem die Goldmine eigentlich gehörte. Wer bekam das ganze Gold? Es hätte die brasilianische Regierung sein können – abgesehen davon, dass Brasilien keine wirkliche Regierung mehr hatte. Vielleicht das Militär oder die Drogenbarone. Und was machten sie mit dem Gold? Wahrscheinlich wurde es eingeschmolzen und an internationale Banken verkauft. Lohan lag im frühen Morgenlicht auf seiner Pritsche und stellte sich Männer in Anzügen vor, die die Goldbarren in den Händen wogen, ohne einen Gedanken an das Elend zu verschwenden, das mit der Gewinnung des Goldes verbunden war. Er selbst hatte auf einem der vielen Goldmärkte von Hongkong Armbänder und Ketten gekauft. Sein Vater und er hatten Goldbarren oft als Währung benutzt, denn sie waren sicherer und nicht so leicht zu verfolgen wie Papiergeld. War irgendwann Gold aus dieser Mine durch seine Hände gegangen? Wenn ja, war das jetzt seine Strafe dafür.
    Draußen ertönte die Hupe und in der Hütte setzten die üblichen müden Aktivitäten ein, als sich ihre Bewohner von den Betten erhoben und sich einem neuen Tag voll harter Arbeit gegenübersahen. Matt öffnete die Augen. Lohan musterte ihn besorgt.
    „Lohan …“
    „Wie fühlst du dich?“
    „Schon besser. Ich bin okay.“ Matt stützte sich auf einen Ellbogen. „Ich komme heute mit dir.“
    Er war weit entfernt von „okay“. Lohan konnte sehen, dass er immer noch fieberte, und er war so schwach, dass er schwankte. Aber irgendwie schafften es die beiden nach draußen, tranken ihr Wasser und hockten in der feuchten Morgenluft auf dem Boden, um ihren Bohneneintopf zu essen.
    „Matt …“, begann Lohan.
    „Ich weiß“, sagte Matt. „Wir müssen heute verschwinden.“
    „Wann?“
    „Ich sage dir Bescheid.“
    Lohan nickte und konnte auch diesmal nicht fassen, dass er den Anweisungen eines fünfzehnjährigen Jungen folgte – und obendrein noch eines Jungen, der sich kaum auf den Beinen halten konnte.
    Die Aufseher brüllten ihre Befehle und Trupp 1179 Verde setzte sich in Bewegung. Mittlerweile kannte Lohan die Gesichter der anderen Gefangenen, die mit ihnen aus Jangada gekommen waren – allerdings wusste er weder, wie sie hießen, noch, woher sie kamen. So war das eben in Serra Morte. Niemand traute dem anderen und es hatte keinen Sinn, Freunde zu finden, wenn ohnehin alle dem Tod geweiht waren. Lohan griff nach einem Spaten und einem Holzeimer für sich selbst. Dann lud er sich auch die Geräte für Matt auf, weil nicht zu übersehen war, dass der Junge keine Kraft hatte, sie selbst zu tragen.
    Wortlos schleppten sie sich den halben Kilometer zur Grube und mussten warten, während die ersten Arbeiter mit dem Abstieg begannen. Lohan warf Matt einen Blick zu. Sie konnten nicht die Leitern hinuntersteigen. Wenn sie eine Chance zur Flucht haben wollten, dann nur hier oben.
    „Bewegung!“ Einer der Aufseher hatte gesehen, wie sie zögerten. Er war in seiner Uniform nicht von den anderen zu unterscheiden, hatte ein Maschinengewehr in der Armbeuge und einen Hund an der Leine.
    Matt sah Lohan an. „Mach ihn fertig“, sagte er. Einen Moment lang dachte Lohan, er hätte ihn missverstanden. Was sagte Matt da? „Mach ihn fertig …“, wiederholte er die Anweisung.
    „Er hat einen Hund“, murmelte Lohan.
    „Um den kümmere ich mich.“
    Der Rest ihres Trupps hatte bereits mit dem Abstieg begonnen. Lohan sah sich um. Es waren

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