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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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möchte zu gern eine Theorie ausarbeiten, aber das ist nicht nötig.
    Die alten Meister werden nicht in der Zukunft ankommen.
    Genausowenig wie er, der in unsere Gegenwart zurückgereist war, den Krieg hatte aufhalten können.
    Was hatte er gesagt? »Es ist mir nicht einmal gelungen, genau festzustellen, wie der Krieg begann – oder vielmehr beginnen wird. Irgendein trivialer Zwischenfall unbekannter Natur.«
    Nun, das war dieser Zwischenfall gewesen. Sein Besuch.
    Wenn ich nicht angerufen hätte, wenn die Kugel sich nicht erhoben hätte – aber ich ertrage es nicht mehr, darüber 76

    nachzudenken. Mein Kopf schmerzt davon. Immer dieses brummende, dröhnende Geräusch …
    Eben habe ich eine wichtige Entdeckung gemacht. Das Brummen und Dröhnen kommt gar nicht aus meinem Kopf. Ich kann auch die Sirenen hören. Wenn ich noch die leisesten Zweifel an seinen Erzählungen gehabt hatte, jetzt sind sie weg.
    Ich wünschte, ich hätte ihm geglaubt. Ich wünschte, die anderen würden mir jetzt glauben. Aber es bleibt einfach keine Zeit mehr …

    77

DIE GANZ OBEN
    Terror over Hollywood
    Das erstemal sah ich Kay Kennedy vor einigen Jahren bei Chasens.
    Damals hieß sie nicht Kay Kennedy. Ich kann mich tatsächlich nicht mehr daran erinnern, welchen Namen sie zu jener Zeit trug – Tallulah Schultz oder so ähnlich. Und sie war natürlich nicht brünett, sondern blond. MM war gerade das große Idol geworden, und wie Marnie van Doren und Sheree North und Fünftausend andere hatte auch dieses Mädchen platinblondes Haar und eine Büstenhaltergröße, die weit hinten im Alphabet rangierte.
    Ich stieß ganz zufällig auf sie, denn sie saß mit Mike Charles an der Bar, als er mir zuwinkte.
    »Hallo, Liebling! Komm ‘rüber – ich möchte ein bißchen süßen Unsinn in deine Muschelröhrchen murmeln!« Als ich näherkam, erhob er sich unsicher, nahm mich beim Arm und schlug mich auf den Rücken.
    Ich lebe schon seit vielen Jahren in Hollywood, aber ich mag es immer noch nicht, wenn andere Männer mich »Liebling«
    nennen, genausowenig wie ich Spaß daran habe, wenn man mir auf den Rücken patscht.
    Nichtsdestoweniger grinste ich und sagte: »Hallo, Süßer!«
    Ich versetzte ihm einen Stoß in die Rippen. Wie ich schon sagte, ich lebe seit vielen Jahren in Hollywood.
    »Was trinkst du?« fragte er mich.
    Ich schüttelte den Kopf. ,
    »Ach, richtig, du trinkst ja nicht, stimmt’s?« Er wandte sich an seine platinblonde Begleiterin. »Zu komisch, dieser Knabe trinkt einfach nichts. Ißt auch nie. Was machst du eigentlich, mein Junge – lebst du von Luft?«

    78

    Ich seufzte. »Magengeschwüre. Strenge Diät.«
    Er lachte. »So ist’s richtig. Du bist Produzent. Strenge Diät für dich. Ich bin Regisseur. Für mich blonde Leibspeisen.«
    Dann wandte er sich an das Mädchen, murmelte ihren Namen, so daß ich ihn nicht verstand und sagte: »Liebling, ich möchte dir Eddie Stern vorstellen – den süßesten Burschen in der ganzen Filmindustrie.«
    Ich lächelte sie an, und sie lächelte zurück, und das Ganze hatte überhaupt nichts zu bedeuten. Das heißt, zumindest mir war es gleichgültig, und ich war ziemlich sicher, daß es auch ihr nichts bedeutete. Im allgemeinen kennt kaum jemand die Namen der unabhängigen Produzenten. Ein paar von uns, wie Selznick, Kramer und Houston werden durch Publicity bekannt, aber die meisten bleiben doch anonym.
    Diese kleine Blondine klimperte also mit ihren Wimpern und atmete aus, und ich war schon dabei, sie zu vergessen. Aber plötzlich öffnete sie den Mund und sagte: »Edward Stern.
    Natürlich. Ich habe Ihre Filme gesehen, schon von klein auf.
    Moon Over Morocco, Lonely City und …«
    Sie rasselte die Namen von acht Filmen herunter, ohne auch nur ein einziges Mal die Stirn zu runzeln.
    Ich muß zugeben, daß ich meine runzelte. »Was sind Sie?«
    fragte ich. »Ein Wunderkind?«
    »Zufällig mag ich den Film gern«, bedeutete sie mir. »Ich studiere ihn sozusagen. Nicht wahr, Mike?«
    Der Regisseur zwickte sie in den Arm. »Tut sie«, versicherte er, »tut sie.« Er grinste sie an. »Was hältst du davon, Baby, meine Starstudentin zu werden? Ich garantiere dir, daß du einen erfahrenen Lehrer haben wirst.«
    »Eines Tages werde ich ein Star sein.«
    »Sicher«, sagte Mike. »Das hab ich dir doch versprochen, nicht wahr?«
    »Mir ist es völlig ernst damit«, antwortete sie. Und das war es auch. Sie sah mich an. »Deshalb interessiert mich auch jede 79

    einzelne Phase der Produktion.

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