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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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sah mich ruhig an und sagte leise: »Du weißt, warum, Ed. Es handelt sich nicht nur darum, daß ich einen Job von dir möchte. Ich möchte, daß deine Leute sich noch einmal über mich unterhalten.«
    »Meine Leute?«
    »Stell dich nicht dumm. Ich höre doch so einiges. Ich weiß, was du hast. Und ich möchte hinein. Ich finde, nach all meinen Verdiensten habe ich es verdient. Ich gehöre dazu.«
    Ich konnte ihm nicht länger in die Augen sehen. Ich wandte mich ab.
    »Na schön, Mike, ich kann es dir ebenso gut sagen. Ich habe mit meinen Leuten, wie du sie nennst, gesprochen, und zwar schon vor einigen Monaten. Wir haben deinen Fall gründlich studiert. Und – sie haben gegen dich gestimmt.«
    Er stieß ein kurzes Lachen aus; dann lächelte er. »Wie das Leben eben so spielt. Trotzdem, vielen Dank dafür, daß du’s 82

    wenigstens versucht hast. Bis bald mal, mein Lieber.«
    Ich ging, weil ich nicht länger mit Mike Charles beisammen sein wollte. Ja, ich wollte mit diesem Mädchen sprechen, aber im Augenblick konnte ich ihn einfach nicht mehr ertragen.
    Irgendwie kam ich mir vor, als hätte ich eben sein Todesurteil gefällt.
    Vielleicht war es dumm von mir, die Dinge so zu sehen, aber als ich einen Monat später von seinem Selbstmord erfuhr, war ich nicht überrascht. Viele von ihnen begehen Selbstmord, nachdem sie bei mir gewesen sind. Besonders, wenn sie die Wahrheit kennen – oder ahnen.
    Aber Kay Kennedy beging nicht Selbstmord.
    Ich weiß nicht, an wen sie sich gehängt hatte, nachdem Mike Charles mit einer 38er sein Hirn an die Decke gepustet hatte, aber er war der Richtige für sie. Innerhalb eines Jahres war ihr Name Kay Kennedy, und ihr Haar hatte die natürliche, rötlich-braune Farbe. Ich begann sie zu beobachten. Eine der Hauptbe-schäftigungen selbständiger Produzenten ist es, die Menschen zu beobachten, die auf der Bildfläche erscheinen. Beobachten und abwarten.

    *

    Ich beobachtete und wartete noch ein weiteres Jahr ab, ehe ich sie zufällig wieder traf. Es geschah eines Abends bei Romanoff.
    Sie hatte schon ihren ersten großen Erfolg zu verzeichnen gehabt, und zwar in Sunshine, und als ich hereinkam, saß sie mit Paul Sanderson an einem der guten Tische.
    Paul begrüßte mich quer durch das Lokal. Ich ging zu ihnen, und als er sie mir vorstellte, nuschelte er ihren Namen nicht, und diesmal klimperte sie auch nicht mit falschen Wimpern.
    »Ich habe schon lange auf eine Gelegenheit gehofft, Sie wiederzusehen, Mr. Stern«, sagte sie. »Sie erinnern sich 83

    natürlich gewiß nicht mehr an mich.«
    »Aber ja doch«, bedeutete ich ihr. »Wußten Sie, daß Joe Cook in Hold Your Horses und in Fine and Dandy zusammen mit Chasen gespielt hat?«
    »Sicher«, antwortete sie. »Aber ich glaube, in Arizona Mahoney, das Cook für Paramount gedreht hat, war er nicht dabei. Das war übrigens ein ziemlich mieses Stück.«
    »War es«, pflichtete ich ihr bei.
    Paul Sanderson starrte uns an, dann erhob er sich. »Ich denke, ich lasse euch zwei Turteltauben einen Augenblick allein. Ich muß mir sowieso mal die Hände waschen.«
    Er stakste davon.
    »Mein neuer Partner«, sagte Kay. »Er ist natürlich auch kein Neuling mehr, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich schätze, er ist ungefähr schon so lange im Geschäft wie Gilbert Roland. Aber er sieht doch immer noch gut aus, oder?«
    »Sehr.« Sie sah mich an. »Wie machen sie das?«
    »Wie macht wer was?«
    »Sie wissen schon, was ich meine. Wie gelingt es manchen von ihnen, sich ewig jung zu halten? Werden sie denn nie älter?«
    »Aber sicher werden sie das. Sehen Sie sich doch bloß die an, die wegsterben …«
    Ihre Augen verengten sich. »Sie wollen, daß ich das tue, wie? Das wollen Sie doch bei allen. Sie erwarten, daß man die ansieht, die wegsterben und das Dutzend, so viele sind es ungefähr, vergißt. Diejenigen, die immer schon da waren und da sind. Die fünfzehn, zwanzig, fünfundzwanzig Jahre lang Stars bleiben und immer noch Hauptrollen spielen. Auch ein paar Regisseure und Produzenten – De Mille und Leute wie Sie. Wann sind Sie nach Hollywood gekommen, Mr. Stern?
    Das war 1915, nicht wahr?«
    »Sie haben meine Post gelesen«, sagte ich.

    84

    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mit ein paar Leuten gesprochen.«
    »Mit wem?«
    »Nun, zum Beispiel mit Mike Charles, Ihrem verflossenen Freund.« Sie hielt inne. »In der Nacht, als ich Sie zum ersten mal traf, nachdem Sie weggegangen waren, hat sich Mike ziemlich betrunken. Und er hat mir ein

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