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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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untergebracht. Ich hatte eigentlich vor, bis zu meiner Rückreise heute abend untergetaucht zu bleiben, aber ein Mann hat mich angeschossen.«
    »Haben Sie Fieber?« fragte ich. »Kopfschmerzen?«
    »Nein. Ich habe Ihnen gesagt, daß es keinen Sinn hat, Ihnen die Dinge erklären zu wollen. Sie werden mir nicht glauben, genauso wenig wie Sie mir das mit den Bomben geglaubt haben.«
    »Bleiben wir bei den Tatsachen«, entgegnete ich. »Sie geben also zu, daß Sie die Gemälde gestohlen haben? Warum?«
    »Natürlich wegen der Bomben. Es wird Krieg geben. Einen großen Krieg. Noch vor morgen früh werden Ihre Flugzeuge die russischen Grenzen passiert haben, und die Russen werden entsprechend reagieren. Und das ist nur der Anfang. Es wird Monate – Jahre dauern. Am Ende – ein verwüstetes Schlacht-feld. Aber die Meisterwerke, die ich mit mir nehme, werden gerettet sein.«
    »Wie?«
    »Ich habe es Ihnen gesagt. Heute um neun Uhr werde ich in meine Heimat im Zeitkontinuum zurückkehren.« Er hob die 69

    Hand. »Sagen Sie nun nicht, das sei nicht möglich. Mit Ihrer heutigen, physikalischen Konzeption wäre es das. Auch unserer Wissenschaft zufolge ist nur die Vorwärtsbewegung demonstrierbar. Als ich dem Institut mein Projekt unterbreitete, waren sie sehr skeptisch. Aber sie bauten das Gerät nach meinen Angaben trotzdem. Sie erlaubten mir, das Geld aus dem historischen Fort Knox zu verwenden. Und vor meiner Abreise empfing ich noch eine recht ironische Art von Segen.
    Ich kann mir vorstellen, daß mein Verschwinden doch ein paar erstaunt gehobene Brauen verursacht hat. Aber das wird nichts sein gegen die Reaktion, die mich bei meiner Rückkehr erwartet. Meine triumphale Rückkehr mit einer Ladung von Meisterwerken, von denen man behauptet, daß sie vor rund tausend Jahren zerstört wurden.«
    »Wollen wir doch einiges klarstellen«, sagte ich. »Wenn ich Sie recht verstehe, dann sind Sie hergekommen, weil Sie wissen, daß ein Krieg ausbrechen wird und weil Sie einige alte Meister vor der Vernichtung bewahren wollen. Stimmt das?«
    »Genau. Es war ein gewagtes Spiel, aber ich hatte das Geld.
    Ich habe diese Ära so genau studiert, wie das anhand der vorhandenen Unterlagen nur möglich war. Ich kenne die linguistischen Besonderheiten dieses Zeitalters – Sie haben doch keine Schwierigkeiten, mich zu verstehen, nicht wahr?
    Und es ist mir gelungen, einen Plan auszuarbeiten. Natürlich war ich nicht immer erfolgreich, aber es ist mir doch gelungen, in weniger als einer Woche den größten Teil zu bekommen.
    Vielleicht kann ich noch einmal zurückkommen – etwa ein Jahr früher als jetzt – und noch einige mehr besorgen.« Seine Augen begannen zu strahlen. »Warum nicht? Wir könnten mehr Geräte bauen und als Team kommen. Dann könnten wir uns alles holen, was wir wollen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nehmen wir nur der Argu-mentation wegen einmal für eine Minute an, ich glaube Ihnen –
    was ich natürlich nicht tue. Sie haben also die Gemälde 70

    gestohlen, sagen Sie. Sie nehmen sie mit sich nach zwei-tausendneunhundertirgendwann, heute abend. Das hoffen Sie wenigstens. Ist das Ihre Geschichte?«
    »Das ist die Wahrheit.«
    »Na schön. Und nun schlagen Sie vor, das Experiment in größerem Stil zu wiederholen. Ein Jahr vor dieser Zeit zurückzukommen und weitere Meisterwerke zu stehlen. Nehmen wir wieder an, Sie würden das tun. Was aber geschieht in diesem Fall mit den Gemälden, die Sie jetzt schon mitnehmen?«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Nach Ihren Angaben werden sich diese Gemälde dann ja in Ihrer Zeit befinden. Aber vor einem Jahr hingen sie doch noch in den verschiedensten Galerien. Werden sie da sein, wenn Sie wiederkommen? Sie können doch nicht doppelt existieren.«
    Er lächelte. »Ein schönes Paradoxon. Ich beginne Sie zu mögen, Dr. Rafferty.«
    »Lassen Sie sich von diesem Gefühl nur nicht übermannen.
    Ich kann Ihnen nämlich versichern, daß es durchaus nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Selbst wenn Sie die Wahrheit sprächen, könnte ich Ihre Motive nicht bewundern.«
    »Was stört Sie an meinen Motiven? Ohne auf meine Waffe zu achten, erhob er sich. »Ist es nicht ein lohnendes Ziel, unsterbliche Schätze vor der sinnlosen Zerstörung in einem Vernichtungskrieg zu bewahren? Die Welt verdient es, daß ihr künstlerisches Erbe bewahrt wird. Ich habe meine Existenz aufs Spiel gesetzt, nur um Schönheit in meine eigene Zeit zu bringen – wo sie genossen und richtig gewürdigt werden kann

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